Ich bin so weit. Ich werde es schaffen. Alles hängt von mir ab. Mit diesen Gedanken packe ich meinen Rucksack. Ich wurde darauf vorbereitet. Ich werde ihn nicht enttäuschen. Ich packe auch die letzten Sachen in meinen Rucksack, während mein Vater in mein Zimmer kam. Korrigiere altes Zimmer. ,,Sind deine Sachen fertig gepackt.", es war keine Frage, es war ein Befehl. ,,Ja." Er kommt auf mich zu, wirft einen Blick in meinen Rucksack und nickt knapp. ,,In Ordnung.", sagt er, sichtlich versteift. Es sieht so aus als wollte er noch etwas sagen, steht dann aber doch nur vor mir. Es fühlt sich schon etwas merkwürdig an, wie er mich anstarrt. So als wäre er gerade wo anders. Verlegen wende ich den Blick ab und ordne meine Sachen nun schon zum dritten Mal. Er räuspert sich kurz und wendet dann den Blick ab. Er tritt hinüber zum Fenster, seine Hände hinter dem Rücken. Ich stehe auf, schwinge meinen Rucksack auf meinen Rücken und warte. Warte, bis er sich vielleicht noch verabschiedet. Warte, dass er mir sagt das ich auf mich aufpassen soll und das er stolz auf mich ist. Warte, dass er mich noch ein letztes mal umarmt. Doch worauf hoffe ich hier eigentlich? In den letzten fünf Jahren hat er mich weder umarmt, noch eins dieser Dinge getan, warum also stehe ich hier und hoffe das es heute anders wäre? Also wende ich den Blick ab und will gerade hinausgehen, als er mich aufhält. ,,Warte!", er hatte sich umgedreht, sieht mich mit einem Blick an der mich erschüttert. Seine undurchdringliche Maske, die er immer trägt war verblasst und darunter war ein besorgter Mann. Aber dies hielt nur um Sekunden an, bis er sich wieder gefasst hatte und aussah wie immer. ,,Ähm, ich wollte noch tschüss sagen.", kam es nun gleichgültig von ihm. Das Besorgnis- erregende war verschwunden und er täte so als wäre es ihm völlig egal, das ich gleich womöglich mein Leben riskieren werde. Vielleicht ist es ihm ja auch egal. Genau so wie ich ihm die letzten fünf Jahre auch egal gewesen war. ,,Äh, ja, tschüss.", überfordert schaue ich ihn noch ein letztes Mal an bevor ich gehe.
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,,Ah, na sieh mal einer an. Emalyn Avenell. Ich hab mich schon gefragt wann ich Sie eintragen darf.", sagt der Mann hinter dem Holzpult. ,,Ah, schön Sie wieder zu sehen Captain Fitzgibbons. Hier bin ich, stehe auf festem Boden.", ein panisches Lachen stieg mir die Kehle hoch. ,,Ach, das wird schon, ich glaube fest an Sie! Ich könnte schwören, dass Sie mit einer der Klassenbesten werden, Emalyn. Das was ich von Ihnen gesehen und gehört habe, sind Sie bestens vorbereitet auf das Reiterdasein!", erklärt er freundlich. ,,Danke.", ich ringe mir ein liebloses Lächeln auf, denn mir ist ganz und gar nicht nach Lächeln zumute. ,,Wissen Sie ob sich Violet Sorrengail bereits eigetragen hat?", erkundige ich mich. ,,Nein, bereits noch nicht. Aber sollte sie nicht eigentlich für den Schreiberquandranten bestimmt sein?", verwirrt schaut er mich an. ,,Eigentlich schon, aber General Sorrengail hat anders entschieden." ,,Ein Jammer. Sie hätte großes bewirken können.", Traurigkeit erfüllt die Augen des älteren Mannes. ,,Ja, das ist wirklich schade. Aber-", doch inmitten meines Satzes wurde ich unterbrochen. ,,Geht's hier auch mal weiter?", stachelte ein junger Mann ungeduldig aus der hinteren Schlange. ,,Oh, Verzeihung, ich glaube ich sollte.", mit einer Handbewegung deute ich auf den Turm und Captain Fitzgibbons nickt mit einem Lächeln. ,,Viel Glück, Emalyn! Ich weiß Sie werden es schaffen.", ruft er mir nach, während ich den Eingang des Turmes betrete. Die Dunkelheit umhüllt mich, erst als ich wieder einiger Maßen klar gucken konnte, erkenne ich eine Treppe vor mir, die den ganzen Turm hochführt. Ohne Geländer. Bei diesem Gedanken bekomme ich wackelige Knie. Komm schon, du bist eine Avenell, du schreckst doch nicht vor einer Gelängerlosen Treppe zurück! Andererseits kann ich die Leute gut verstehen, die sich weigern hier hoch zu gehen. Wäre ich auch nicht, wenn ich nicht müsste. Da macht es mir meine Höhenangst auch nicht wirklich leichter. Dicht an die Mauer gepresst, gehe ich Stufe für Stufe höher, so weit es mein Vordermann zulässt. Ich hatte mir meine Locken nach oben gebunden, in einen kurzen Pferdeschwanz, doch einige Locken haben sich bereits gelöst und hängen in meinem Nacken, genau wie einige in meiner Stirn kleben. Ich hatte zu schwitzen begonnen. Ich hätte nicht runterschauen dürfen! Böser Fehler. Mit zittrigen Händen kralle ich mich an der Mauer fest, die glücklicherweise noch dort war. Ich blende alles um mich herum aus, bemerke wie ich einer Panikattacke immer näher kam. Fuck.Fuck.Fuck. Ich wurde aus meinem Bann gerissen, als ich einige Sonnenstrahlen wahrnahm. Ich schaue auf und könnte endlich das Ende des Turmes erkennen. Nur noch ein paar Stufen, dann habe ich es geschafft! Zu früh gefreut. Aus dem düsteren Turm getreten, erblicke ich die letzten Sonnenstrahlen, denn es sieht besorgnisserregender Weise nach Regen aus. Aber ich erblicke auch etwas anders, etwas was mich fast auf der Stelle umdrehen lässt. Den Viadukt. Shit. Ich bin am Arsch. Mit wackeligen Beinen stolpere ich rüber zu den drei Reitern, die die jeweiligen Namen notierten. ,,Emalyn Avenell.", gebe ich an und als sich der dritte von ihnen zu mir umdreht, bleibt mir beinahe das Herz stehen. Riorson. Auch er bemerkte mich und schaute so düster, als wollte er mich schon auf der Stelle erdolchen. ,,Riorson.", fauche ich. ,,Avenell.", faucht er zurück. ,,Sieh mal einer an. So sieht man sich wieder.", wir erdolchen uns gegenseitig mit unseren Blicken. ,,Ja, leider.", gibt er gleichgültig wieder und schaut mich nochmal abfällig an, bevor er sich abwendet. Für einen kurzen Moment hatte ich vergessen das ich bereits vor dem Viadukt stehe, als ich zurück an die Worte meines Vaters dachte. Halte immer Abstand von den Verräter Kindern! Wenn sie herausfinden wer du bist, ist es aus, alles klar? Sei immer auf der Hut! Bei den Worten meines Vaters straffe ich die Schultern und gehe einfach drauflos. Arme ausgestreckt, einen Fuß vor den anderen. Ich habe das Mal auf seiner Haut gesehen, an seinem Hals. Der Verrat den sein Vater unserem Königreich geleistet hat, hätte schlimmer Bestraft werden müssen! Mein Vater hat Recht, ich zeige keinen von ihnen Respekt. Genauso wenig Respekt, wie sie es bei meiner Mutter getan haben, als man sie kaltblütig ermordete. Fünf Jahre. Fünf Jahre lebe ich bereits in Trauer, genau wie mein Vater. Doch ihn hat es schlimmer getroffen als mich. Er war ein vollkommen anderer Mensch. Ich erkenne ihn nicht wieder. Er ist mir jetzt so fremd, so als würde ich ihn nicht kennen. Als meine Mutter noch gelebt hatte war das nicht so, da waren wir eine teils glückliche Familie. Genau wie Violet auch. Unsere Eltern waren beste Freunde gewesen. Sind sie jetzt immer noch, also mein Vater und ihre Mutter, aber es ist nicht mehr so wie früher. Nichts ist wie früher. Auch mit Dain und seinen Eltern haben wir uns gut verstanden. Doch ich habe ihn das letzte Mal vor zwei Jahren zuletzt gesehen, als er das Auswahlverfahren der Reiter angetreten ist. Und siehe da, er hat es geschafft. Das will ich von mir auch behaupten können. Apropos, erst jetzt wird meine Sicht wieder klarer und ich bemerke jetzt erst, dass ich bereits die Mittellinie erreicht habe. Fuck. Zu tief. Zu tief. Bei hinunterblicken zur Markierung, fällt mein Blick in das schier unendliche Weite, welches sich unter mir erstreckt. Kurz wird mir schwarz vor Augen und mein Puls steigt auf hundertachtzig. Ich schwenke leicht nach rechts und stolpere nach vorne, während ich an einem Stein hängen bleibe. Fuck. Meine Hände sind schwitzig, meine Zähne klappern, so doll zittere ich. Ich stürze auf den steinigen Weg und umklammere ihn, nicht fähig mich ein kleines Stückchen weiter zu bewegen. Fuck, was soll das? Ausgerechnet jetzt eine Panikattacke? Echt jetzt? Ich zittere am ganzen Körper, während sich meine Knie sowie Hände schwach und taub anfühlen. Meine Gedanken jagen durch meinen Kopf. Schweiß perlt mir die Stirn herunter und ich habe Angst. So viel Angst, dass ich denke, ich würde sterben. Sie frisst mich von innen heraus auf und lässt nichts mehr übrig als meine Seele, die dann zu Malek aufsteigt. Ich sehe nur noch verschwommen, nehme rein gar nichts mehr um mich herum wahr, als ich etwas höre.
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Wishless | Liam Mairi
Fanfiction,,If I told you about the darkness inside of me would you still look at me like I'm the Sun?" ~Liam ,,I shouldn't be jealous, you aren't even mine." ~Emalyn Eigentlich müssten sie sich hassen. Ich meine, wer würde nicht jemanden hassen, der seine g...