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Commandant Panckek und der stellvertretende Kommandeur verlassen das Podium und eine Brünette mit breiten Schultern und einem höhnischen Lächeln im vernarbten Gesicht tritt vor, silberne Stacheln an den Schultern ihrer Uniform blitzen im Sonnenlicht. ,,Ich bin Nyra, ranghöchste Geschwanderführerin des Quadranten und Chefin des Ersten Geschwaders. Schwarm- und Staffelführer, nehmt jetzt eure Positionen ein."                                                                         Jemand drängt sich zwischen Violet, Rhiannon und mir hindurch, wobei er Violet unsanft an der Schulter anrempelt. ,,Alles okay?", flüstere ich ihr zu, während sie mir nur mit einem:,, Alles gut." antwortet. Andere folgen seinem Beispiel, bis etwa fünfzig Leute vor uns Aufstellung genommen haben.    

                                                                                                                                                                                                   Die Verteilung und die anderen Sachen vergingen verblüffend schnell. Wir wurden in unsere Geschwader eingeteilt, während Violet, Rhiannon und ich in der zweiten Staffel, Flammenschwarm, Zweites Geschwader landeten. Es war bereits Abend und alle Rookies versammelten sich in der Kaserne. Wir schlafen alle dicht bei dicht, haben überhaupt keine Privatsphäre und können jederzeit getötet werden. Auch wenn das töten nachts, während man schläft verboten war, gab es immer noch einige Psychopaten die es trotzdem taten. Aber ich war mit vielen Dolchen ausgestattet, die in Scheiden um meine Brust hingen, sowie an meinen Oberschenkel. Es ist so viel Trubel, dass ich unbedingt hier raus muss. Ich schleiche also raus aus der Kaserne raus auf den Flur, das Treppenhaus herrunter und gehe raus auf die Grundmauer der Zitadelle. Ich lehne mich an die kalte Mauer und schließe meine Augen. Ein und aus. Ein und aus. ,,Es ist schlimm stickig da drin oder?", fragt mir eine mysteriöserweise bekannte tiefe Stimme. Ich reiße die Augen auf und seufze bei dem Anblick von Liam, wie er an der anderen Mauer lehnt. ,,Bin ich so interessant, das du mich verfolgen musst oder was?", gebe ich leicht gereizt von mir und rolle mit den Augen. ,,Naja, wie man's nimmt. Ich meine dein Vater hat meine Familie ermordet, also ich denke schon, ja.", sagt er gelassen und stößt sich von der Mauer ab. ,,Ah, nicht zu vergessen, das dein Vater meine Mutter umgebracht hat, das wollen wir doch nicht vergessen oder?", ich schaue ihn mit einem falschen Lächeln und bin kurz davor ihm einen Dolch in die Brust zu rammen. ,,Dieses Vergnügen würde ich doch nie vergessen, niemals.", ein leises Lachen drang aus seiner Kehle, angesichts des Zornes der mich jetzt überstürzt. Dieser verdammte Mistkerl. Meine Hand wandert zu meinem, am Oberschenkel hängendem Dolch, und ich ergreife ihn. Auch ich stoße mich von der Mauer ab und komme ihm näher. ,,Mal schauen ob es ein genauso großes Vergnügen ist dich zu ermorden.", diesmal verzieren sich meine Lippen zu einem echten Lächeln und ich sehe wie Liam kurz innehält. ,,Und vergessen wir auch nicht, das dein Vater meine Mutter zuerst getötet hat. Meiner hat nur Rache genommen.", in seinen Augen sehe ich kurz Trauer aufblitzen, doch schon im nächsten Moment ist er wieder eine undurchdringliche Maske. ,,Ach so, okay. Dann willst du jetzt für deinen Vater Rache nehmen, weil es meinem Vater ein genauso großes Vergnügen war, ihn hinzurichten? Also, ich bin gespannt, wann willst du mich töten?", ich lächelte ihn zuckersüß an und ich konnte sehen das sich etwas in seinem Blick veränderte als ich das tat, doch verblasste so schnell wie es gekommen war. ,,Mhhh, weiß nicht. Vielleicht nächstes Jahr, oder in drei Monaten, vielleicht auch Morgen, oder jetzt gleich?", nun veränderte sich das Lächeln auf seinem Gesicht zu einer mordlustigen Maske. Oh. Er meint es ernst. Als er näher kommt, gehe ich gleichzeitig zurück. So lange, bis mein Rücken mit der Wand hinter mir kollidiert. Er kommt immer näher, dieses mordlustige Funkeln in seinem Blick entgeht mir nicht. Oh, cool. Mom ich komme. Er ist bereits ganz nah, so nah, das sich unsere Oberkörper beinahe berühren. Dann hebt er seine Hand, in der er einen Dolch hält und legt ihn mir an den Hals. Okay, jetzt ist es aus. Malek, ich werde eher sterbe als erhofft. Dann hebe ich meinen Blick und schaue ihm direkt in die Augen. Diese Augen. Ich kann nicht leugnen, das er der attraktivste Mann ist der mir je begegnet ist. Super, das ich das ausgerechnet jetzt feststelle, bevor er mich gleich aufschlitzt.  Er verharrt in seiner Bewegung und es regt sich etwas in seinem Blick. Die Mordlust verschwindet und er blickt mich jetzt merkwürdig an. Ich kann nicht genau sagen wie, aber ungefähr genau das Gegenteil von Ich will dich gleich erdolchen. Dann landet mein Blick auf seinen wunderschön geschwungenen Lippen und mir wird kurz heiß. Als mich mein klarer Menschenverstand wieder besudelte, blickte ich ihm wieder in die Augen. Seine Pupillen waren jetzt etwas geweitet und es schwebte etwas in seinem Blick, was mich erschrecken ließ. Lust. Er hatte seinen Mund leicht geöffnet und sein Blick verharrt auf meinen Lippen. Also bringe ich meine eine Hand an sein Gesicht und streiche ihm einer seiner blonden Strähnen aus dem Gesicht, behalte meine Hand aber an seiner Wange. Abwechselnd schaue ich ihm in seine beiden ocean-blauen Augen, was ihn anscheinend noch mehr anturnt, da er nun ebenfalls eine seiner rauen Hände nimmt und mir eine kleine Locke aus der Stirn streicht. Auch seine Hand bleibt auf meiner Wange liegen und er kommt mit seinem Gesicht immer näher. Der Druck auf meinen Hals hat deutlich nachgelassen, da er seine Hand anscheinend auf deinen Arm gelegt hat. Kurz bevor unsere Lippen kollidieren, ducke ich mich und reiße mich aus seiner Gefangenschaft und laufe. Laufe so schnell wie ich noch nie gerannt bin. Nur weg. Schnell weg. Und doch bedaure ich es, das ich abgehauen bin. Bedaure den Kuss, mit dem er mich beschenkt hätte. Um mich danach abzumurksen.  Aber das ist im Moment noch Nebensache. Ich spüre immer noch seine warmen Finger, die mir eine Locke aus der Stirn strichen. Und immer noch seine weiche Haut unter meinen Fingern. Schade. 

                                                                *

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Diese Nacht habe ich kein einziges Auge zubekommen. Ich starre an die Decke der Kaserne und habe mich schon ein paar Mal aufgerappelt, um zu schauen ob Liam hier irgendwo liegt, doch vergebens. Ich ertappe mich dabei, wie ich mir vorstelle mit meiner Hand durch seine weichen blonden Haare zu fahren, doch erlaube mir nicht auch nur einen einzigen Gedanken an ihn zu verschwenden. Ich hasse ihn, sein Vater hat meine Mutter kaltblütig ermordet! Mit diesen Gedanken versuche ich mich abzulenken. Ich drehe meinen Kopf und sehe wie Violet und Rhiannon friedlich neben mir schlafen. Ich habe Mira versprochen auf sie aufzupassen und dieses Versprechen breche ich nicht. Violet ist meine beste Freundin, ich würde eher sterben als das ich zulassen das man ihr wehtut. Ich habe bereits gemerkt, wie Riorson es auf uns abgesehen hat, aber am meisten auf Violet. Ich habe schon von einigen gehört, das Riorson der stärkste Reiter unserer Generation ist und das man ihn nicht unterschätzen sollte. Werde ich auch nicht. Und vor allem nicht bei einem so starken Drachen wie Sgaeyl. 


Wishless | Liam MairiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt