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Liam




Ich weiß genau was los ist, als Emalyn sich entschuldigt und verschwindet. Und das hat größten Teils mit mir zutun. Fuck. Ich will sie doch gar nicht verletzten, aber so ist es das Beste für uns. Das Beste für sie. Jesinia schaut uns fragend an. Violet hat diesen wissenden Gesichtsausdruck und ich weiß, dass sie etwas weiß, das ich nicht weiß. ,,Ihr ging es heute schon den ganzen Tag nicht so super. Es liegt wahrscheinlich daran.", erklärt Violet viel zu ruhig. ,,Oh, ach so. Ich habe gehört, dass Emalyn bis vor ein paar Tagen noch auf der Krankenstation war. Geht es ihr denn besser?", sie schaut uns fragend an. ,,Nein. Ihr geht es nur heute nicht so gut.", versichere ich ihr. Jesinia nickt. ,,Nur diese hier?", wechselt sie das Thema und inspiziert den Wagen. ,,Und die.", Violet kramt eine Liste hervor. ,,Perfekt.", ihre Wangen erröten, als sie mir nochmal ein Lächeln zuwirft, welches ich nicht erwidern kann. Nicht nachdem es Emalyn wegen mir nicht gut geht. Ich bin so ein Idiot. ,,Oh, und Professor Markham ist gegangen, bevor der tagesaktuelle Lagebericht für euren Unterricht kam. Könntest du den vielleicht mitnehmen?" ,,Das mache ich gerne.", antwortet Violet. Sie wartet, bis Jesinia den Wagen ein Stück von uns weggeschoben hat, dann boxt Violet mir gegen die Brust. ,,Hör auf damit!" ,,Womit denn?", frage ich und spiele unwissend. ,,Mit Jesinia zu flirten. Sie ist eine Frau für langfristige Beziehungen, also lass es. Und außerdem tust du ihr damit weh! Sie spricht über dich, als hättest du die Sterne in den Himmel gesetzt. Also lass das!", sprudelt es aus ihr heraus. Ich schaue sie mit großen Augen an. ,,Es ist die einzige Lösung so, Violet. Du verstehst das nicht.", antworte ich und schaue weg. ,,Dann erkläre es mir! Aber behandele meine beste Freundin nicht so! Sie ist der liebste und klügste und tollste und hübscheste Mensch den ich kenne, sie hat es nicht verdient, dass man sie so behandelt!", schreit sie schon fast. Ich schaue immer noch weg. Meine Kieferknochen mahlen. ,,Ja, Violet. Ich weiß, dass sie das ist!", ich schaue sie nun wieder an und verstecke nicht den Schmerz in meinen Augen. ,,Aber sie ist besser mit jemand anderen dran. Ich verdiene sie nicht. Außerdem hat sie doch bestimmt andere Männer, die ihr das Wasser reichen können.", platz es aus mir heraus. ,,Du siehst es nicht oder?", sie sieht mich jetzt so bemitleidend an. ,,So wie sie dich ansieht. So sieht sie niemand anderen an. So hat sie noch nie jemanden angesehen und so wird sie auch nie wieder jemanden ansehen." Mir bleibt kurz die Luft weg. Ich blinzle sie an. ,,Das stimmt nicht.", sage ich so leise, dass ich vermute, sie würde es nicht hören. ,,Warum sollte ich dich anlügen?" ,,I-Ich weiß nicht. Aber es ist nicht so leicht, Violet. Ich wünschte es wäre so leicht, wie es sich anhört, aber das ist es nicht." Ich schaue zu meinen Füßen. ,,Es geht nicht anders. Es ist besser für uns beide. Wenn ich sie verletzte, dann sucht sie sich vielleicht einen anderen Mann und ist mit ihm glücklich.", ich presse diese Worte mit so viel Schmerz heraus, dass ich befürchte, ich würde ersticken. ,,Aber das willst du nicht wirklich, oder?", das war keine Frage, es war eine Feststellung. ,,Nein." Sie sieht mich schweigend an und in ihrem Blick sehe ich, dass sie genau weiß, wie ich mich fühle. ,,Du denkst immer noch an sie, nicht wahr? Du denkst immer noch an sie, obwohl du ihr gesagt hast, sie soll sich fernhalten." ,,Jeden Tag." Und es tut so verdammt weh. Ich denke jeden Tag an sie. Ich sehe sie an und denke mir, wie schön und klug ein Mensch gleichzeitig sein kann. Ich sehe sie an und bewundere immer wieder, wie sie mit anderen Leuten umgehen kann, wie viel Empathie sie hat. Immer wenn sich unsere Blicke treffen, denke ich, dass ich so ein Mädchen wie sie nicht verdient habe. Aber ich möchte auch nicht, dass sie jemand anderen hat! Dieser Gedanke kommt schnell und das Selbstmitleid verwandelt sich zu Hass.  Ich werde jeden Mann töten müssen, der sie anfasst, geschweige denn auch nur anschaut. Die Eifersucht infiziert alle meine Blutgefäße. Ich lasse Violet  stehen und stapfe raus. ,,Wo willst du hin?", ruft sie mir nach, aber ich konzentriere mich, nicht irgendetwas kaputt zuschlagen, vor Wut. 

Ich sehe wie sie unten am Fluss, auf einem Stein sitzt. Ihre Beine angewinkelt, ihre Arme drumherum geschlungen. Der Kies unter meinen wütenden Schritten knirscht, sie sieht zu mir hoch und springt auf. Sie sieht mich unsicher an, kann meine plötzliche Wut anscheinend nicht zuordnen. Ich verlangsame meine Schritte ein wenig und bleibe vor ihr stehen. Sie weiß anscheinend gar nicht was los ist und sieht mich fragend an. Ich trete ein paar Schritte wieder zurück und fahre mir mit meinen Händen durchs Gesicht. ,,Scheiße. Ich würde sterben, müsste ich mit ansehen, wie du mit einem anderen Mann flirtest. Es tut mir leid, okay? Einfach alles." Ich sehe ihr aufrichtig in ihre wunderschönen grün braunen Augen. Sie schaut mich verwirrt an. ,,Ja, es war schon scheiße dich mit Jesinia zu sehen.", sie zieht eine Augenbraue hoch. ,,Aber worauf möchtest du hinaus?" Ich gehe auf sie zu, mit schnellen Schritten und bleibe, kurz bevor wir uns berühren, vor ihr stehen. Sie legt ihren Kopf in den Nacken, nur um zu mir hochzuschauen. Sie mustert mein Gesicht ausgiebig und bei ihren Blicken wird mir heiß. ,,Ich möchte auf das hinaus.", und im Nu liegen meine Lippen auf ihren. Sie kommt mir entgegen und ihre Hände finden in meinen Nacken. Meine Hände platziere ich auf ihrem Rücken, um sie noch näher zu ziehen. Unsere Lippen verschmelzen aneinander, während ich mit meiner Zunge ihren Mund erkunde. Sie stöhnt genüsslich an meine Lippen und ich lächle. Völlig außer Atem, lösen wir uns kurz, um Luft zu holen. ,,Aber ohne uns zu verlieben.", sage ich und muss bei ihrem umwerfenden Lächeln, auch lächeln. Shit. Ich denke, dass ist schon zu spät. Sie lehnt sich wieder vor und dieses Mal ist sie es, die meinen Mund erkundet. 

Wishless | Liam MairiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt