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Auch diese Nacht finde ich keinen Schlaf. Mein Körper tut weh, von den Flugeinheiten gestern und von dem Sparring mit Violet. Eigentlich habe ich mich gar nicht so schlecht gemacht auf Azurites Rücken, doch der Muskelkater zieht höllisch an meinen Muskeln. Ich habe die Decke bereits beiseite gerückt, weil ich nicht aufhörte zu schwitzen. Das ist doch sonst auch nicht so? Ich wälze mich noch ein paar Mal in meinem Bett, bis ich mich dann aufrapple und zum Fenster rüber trete. Der Mond schimmert in mein dunkles Zimmer und ermöglicht mir einiger Maßen die Sicht. Heute ist etwas anders. Aber nicht positiv anders. Meine wilden Locken fallen mir in die Stirn und ein leichter Windzug, lässt meinen nackten Bauch frösteln. Da ich zum schlafen nur eine lässige Shorts an habe, die auf meine Hüftknochen gerutscht ist und ein seidenes Top mit Spaghettiträgern. Trotz der späten Zeit bin ich hellwach. Irgendwas ist verdammt komisch. Und als ich plötzlich Stimmen von draußen hörte, wusste ich warum. Ich schnappe mir meine Feile und meinen Bogen und renne sofort raus. Violets Tür ist zu, doch ich weiß irgendetwas geht dadrinnen vor sich. Barfuß renne ich rüber und reiße die Tür auf, nur um zu sehen wie neun Kadetten Violet überfallen. Die eine ist verletzt und kauert auf dem Boden, ein paar sind an der Wand und halten etwas. Dieses etwas ist Violet. Oren, einer von Barlows Jungs, würgt Violet und hält ihr eine Klinge an den Hals. Im Nu habe ich meinen Pfeil gezogen und abgeschossen, genau zwischen seine Schulterblätter, noch bevor mich einer von ihnen bemerkt hat. Er schreit auf, weil sich mein Pfeil verdammt weit in seinen Brustkorb gebohrt hat und sackt zu Boden. Auch die anderen Stürmen auf mich zu und ich zücke drei Pfeile auf einmal, nur um sie alle gleichzeitig abzufeuern. Direkt in drei Brustkörbe. Die drei Männer sacken genauso wie Oren zu Boden und regen sich nicht mehr. Ich kann sehen,  wie Violet hinter den ganzen Leuten, die auf mich zu stürmen, steht und sich nicht bewegt, total schockiert. Ich merke wie Xaden hinter mir auftaucht und in der nächsten Sekunde, befinde ich mich hinter ihm. Warte was? Mit Violet. Wir beide stehen plötzlich in der nächsten Sekunde, hinter Xaden. Ich starre sie erschrocken an. Was passiert hier? Auch in Xadens Blick flackert kurz Verwirrung auf, dann knurrt er:,, Ihr seid alle so was von tot." Xadens Schatten packen alle Attentäter an der Kehle und ziehen sich eng zusammen. Violets Angreifer versuchen sich zu wehren, doch vergebens. Es ist zwecklos, denn schon bald schwillt ihr Gesicht blau an, bis sie wie leblose Marionetten vor uns zu Boden sinken. Das einzige was ich empfinde ist Hass. Verachtend sehe ich sie an. ,,Verdammt, Xaden." Im Hereinkommen steckt Garrick sein Schwert in die Scheide und lässt den Blick langsam durch das Zimmer wandern. ,,Keine Zeit für ein Verhör?" Dann schaut er zu Violet und sein Blick landet auf ihrer Kehle, so als würde er Inventur von allen vorhandenen Verletzungen machen. ,,Das war nicht nötig.", entgegnet Xaden, als Bodhi eintritt, der auf die gleiche Art wie Garrick die Lage sondiert. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Cousins verblüfft mich immer wieder aufs Neue. Ein leicht irres Lachen blubbert über Violets Lippen und alle drei Männer schauen sie an, als wäre sie übergeschnappt. ,,Alles gut. Man gewöhnt sich dran.", sage ich und zucke mit den Schultern. Bodhi lächelt über meine Bemerkung und sein Blick schweift an mir herab, auf Höhe meines Armes weiten sich seine Augen. ,,Dir steckt da was im Arm.", er kommt näher und hält meinen Arm hoch. ,,Oh.", ich überprüfe die Wunde überrascht und erst jetzt kommt der stechende Schmerz. Anscheinend habe ich es vor lauter Aufregung gar nicht mitbekommen, dass in meinem Arm ein Dolch steckt. ,,Wenn wir das Aufräumkommando sind, wer versorgt sie dann?", er schaut etwas unsicher zu Xaden rüber. ,,Ich weiß wer.", antwortet er. ,,Aber das wird beiden nicht gefallen." 

Ja, Xaden hatte definitiv Recht. Es gefällt mir ganz und gar nicht. ,,Ich kann sonst auch einfach zur Krankenstation gehen?", schlage ich nun schon zum dritten Mal vor  und Garrick seufzt. ,,Zum dritten Mal, nein. Liam kann sowas, vertrau mir. Du packst das schon.", antwortete er zuversichtlich, als wir an einer Zimmertür ankommen und er mit einem kurzen Klopfen das Zimmer betritt. Er zieht mich hinter sich mit, während ich meine beiden Füße so fest ich kann in den Boden drücke. ,,Aufstehen, Mairi. Ich hab Besuch für dich.", verkündet er fröhlich. Das Zimmer ist sehr schlicht eingerichtet, außer einem Bild auf dem Schreibtisch, ein paar Büchern und den Waffen, gibt es hier nichts persönliches. Liam schreckt hoch und mustert erst Garrick, dann mich und ich bereue es mir nichts anderes angezogen zu haben. ,,Was zum- Garrick, was soll der Scheiß?", fragt er aufgebracht. Er hat zum Schlafen nur eine Boxer an, weswegen ich seinen nackten Oberkörper sehen kann und, Oh Götter, ich bin am Arsch. Er setzt sich verschlafen auf und zieht die Decke über seine Unterhose. ,,Violet wurde in der Nacht angegriffen, ich glaube mehr brauchst du nicht oder?", erklärt Garrick. Liam nickt und reibt sich mit den Händen über die Augen. ,,Kannst du mir wenigstens meine Hose geben? Die liegt auf meinem Stuhl.", mit seiner verschlafenden Stimme, deutet er auf seinen Schreibtischstuhl. Garrick tritt hinüber und reicht Liam seine Hose, während ich einfach nur da stehe und zugucke. Er zieht sich seine Hose über und Garrick verabschiedet sich. ,,Ich geh dann mal.", er geht zur Tür und schließt sie hinter sich. Um nicht allzu dumm auszusehen, während ich hier mitten im Raum stehe, schaue ich mich um. Neben der Tür steht sein Schreibtisch, mit den Büchern und dem Bild, daneben steht sein Kleiderschrank und neben dem Fenster geradeaus, steht sein Bett. Er ist gerade dabei sich ein T-Shirt aus dem Schrank zu holen, während er zu mir spricht. ,,Du kannst dich ruhig setzten." Er deutet auf sein Bett. Ich mache das, was er sagt und setzte mich im Pyjama auf sein Bett. Auch er hat sich einfach nur eine Jogginghose übergezogen und ein normales T-Shirt also sollte es mir gar nicht peinlich sein, doch das ist es. Er zieht sich seinen Schreibtischstuhl vor sein Bett und setzt sich hin. ,,Wo tut's denn weh?", fragt er mich, als wäre ich ein fünfjähriges kleines Mädchen, welches sich beim spielen verletzt hat. Mit bösem Blick sehe ich ihn an und deute dann auf meinen Arm, worin immer noch der Dolch steckt. Als seine Augen ihn erspähen, zieht er kurz die Augenbrauen hoch. ,,Autsch.", er kommt mit dem Stuhl näher und bevor er die Hände auf meine Wunde legt, sieht er mich an. ,,Darf ich?" Ich nicke und er fängt an die Wunde zu untersuchen. ,,Was ist eigentlich passiert?", fragt er währenddessen. ,,Ich konnte nicht schlafen, und habe dann etwas gehört, aus Violets Zimmer. Bin mit meinem Bogen rüber und hab gesehen wie man zu neunt Violet angegriffen hat, also hab ich Oren getötet und danach drei seiner Männer, aber dann ist Xaden gekommen und hat mich abgelöst.", erkläre ich ihm so, als wäre das für mich Alltag. Er dreht sich von meinem Arm weg und sieht mir überrascht in die Augen. ,,Wie willst du bitte vier Männer in so kurzer Zeit töten?" Es schwebt schon fast Belustigung mit in seiner Stimme. Ich funkle ihn böse an. ,,Einen Pfeil zwischen Orens Schulterblätter und drei Pfeile in drei verschiedene Brustkörbe." ,,Drei Pfeile gleichzeitig?", er sieht mich überrascht an. ,,Du Blitzmerker.", knurre ich böse. Er nickt beeindruckt. ,,Warum? Hättest du nicht von mir erwartet, dass ich dich, wenn ich wollen würde, jede Sekunde ermorden könnte?", die Wut in mir kocht fast über. ,,Das überdenken wir nochmal, würde ich sagen. Du bist verletzt und hast weder deine Pfeil und Bogen, noch deine Dolche, also verspreche nichts, was du nicht halten kannst.", antwortete er mir. Dummer Esel. Ich schnaube verächtlich. Ein paar Minuten ist Stille, bis ich diese breche. ,,Wer ist das dort auf deinem Schreibtisch?" Er dreht seinen Kopf zu seinem Schreibtisch um und sein Gesichtsausdruck verändert sich schlagartig. 

Wishless | Liam MairiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt