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Das Atmen fällt ihm schwer. Bei jedem Zug Luft hebt und senkt sich seine Brust schwerfällig. Unter seinen müden Augen befinden sich dunkle, lila Schatten. Seine Lippen sind spröde, sein Gesicht fahl. Seine orangenen Haare sind ausgetrocknet, sie fallen ihm ins Gesicht. Ein weiteres Mal atmet er schwer, als er von zwei stramm gebauten Wärtern in den Besucherraum gebracht wird. Wie lange hat er schon nicht mehr gesprochen? Wie lange hat er schon nicht mehr das Tageslicht erblickt?
Wie lange hat er schon nicht mehr gelacht?
Eine Ewigkeit ist es her.Als sie ihn auf den Stuhl absetzen, klicken zwei Handschellen. „Sie haben 10 Minuten", sagt der eine Wärter mit ernster Stimme, als er den Jungen erfolgreich am Stuhl festgekettet hat. Dann verschwinden die beiden Männer aus dem Raum.
Es ist so still um ihn herum, das Einzige was er hört ist ein leises, kontinuierliches Rauschen. Ob es von den vielen Medikamenten kommt, die sie ihm täglich über seine Vene verabreichen? Und wieder atmet er schwerfällig, starrt auf den sterilen und weißen Tisch vor ihm. Ein paar Strahlen der Sonne fallen durch die Gitterfenster und machen den feinen Staub in der Luft sichtbar. Vor seinen Augen fliegen unendlich viele Staubkörner umher. Sie alle sind so winzig. So klein. So frei.
„I-ian?", eine bekannte Stimme sagt seinen Namen mit nervöser Stimme. Langsam, fast schon apathisch löst sich sein Blick von den kleinen Staubkörnern, welche im Sonnenlicht vor ihm umher tanzen. Plötzlich sitzt ihm jemand gegenüber. Dieser Geruch - er kennt diesen Geruch. Dieser holzige, leicht süße und frische Duft, wie lange hat er ihn nicht mehr gerochen? Eine schwache Gänsehaut bildet sich auf seinen Armen, als er den Duft mehr und mehr durch seine Nase fließen lässt. Die Sonne zieht weiter, mittlerweile haben ihre warmen Strahlen das Gesicht des blassen Jungen erreicht. Die sanfte Wärme streichelt seine Wangen, als er langsam den Blick seines Gegenübers erwidert.
Der Junge mit den tiefschwarzen Haaren und den kristallklaren, blauen Augen sitzt ihm gegenüber, sein Blick besorgt. Nervös knibbelt er an seinen wunden Fingern herum, seine Hände liegen in der Mitte des kalten Tisches. Es fällt ihm schwer zu reden, er hätte sich sein Gegenüber heute in besserer Verfassung vorgestellt. Dennoch versucht er sich nichts anmerken zu lassen. „Ian, helfen Sie dir hier?"
Die Frage hallt wie ein Echo durch den Kopf des Rothaarigen. Und wieder sind dort die Staubkörner, die durch die Luft tanzen. So frei und unbeschwert. Als er sie beobachtet, bildet sich ein kleines Lächeln auf seinen fahlen Lippen. „A-also helfen sie dir?", fragt sein Gegenüber - ein kleiner Hoffnungsschimmer in seinen Augen.
Der Rothaarige verliert den Fokus auf die Staubkörner, lässt seinen Blick einmal durch den leeren Raum wandern und rückt ein Stück an den Tisch heran. Er schaut leicht nach unten und sein Lächeln verschwindet komplett.
„Glaubst du das wirklich?", er hört seine eigenen Worte kaum, als er sie ausspricht. Das Funkeln in den Augen seines Gegenübers verschwindet abrupt.„Noch 2 Minuten!", ruft ein Wärter mit harter Tonlage in den kalten Raum hinein.
„A-aber Ian.."
Der junge mit den roten Haaren kann nichts mehr sagen, seine Lippen sind wie betäubt - sie lassen keine Worte mehr hindurch. Als würden sie sagen:"Das reicht für heute!". Die ganze Zeit muss er an diese Staubkörner denken. Sie tanzen in der Sonne, sie schweben umher - sie sind so frei.Die 2 Minuten haben sich angefühlt wie 2 Sekunden und so wird der Junge wieder vom Stuhl losgemacht und von den Wärtern nach oben gestemmt. Sein ganzer Körper fühlt sich schwach an, schon fast schlapp und taub. Ein letztes Mal schafft er es seinem Gegenüber in die Augen zu schauen. Die kristallklaren, blauen Augen sehen anders aus als sonst - sie sind glasig und rot, fast schon wund.
„Ian.."Er wendet seinen Blick ab, als die Wärter ihm sagen: „Verabschieden Sie sich", doch er kriegt kein Wort heraus. Es fühlt sich schon fast so an, als würde er durch den Raum schweben, seine Beine schleifen über den Boden. Als sie vor der Tür des Raumes stehen, kann er die warmen Arme der Wärter an seinen Schultern spüren.
Ein letztes Mal schafft er es, sich umzudrehen. Der Junge mit den schwarzen Haaren ist nirgendwo zu sehen. Jedoch erkennt er jetzt, dass der Raum die ganze Zeit über voller anderer Menschen war.
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Hello, Hello!
Ja, heute ein etwas düsteres und nicht zu langes Kapitel. Und mal wieder nur ein OneShot, die letzten Geschichten waren ja eher zusammenhängend.Ich hoffe es geht euch allen gut! Ich möchte mich bei euch bedanken, es gab die letzten Tage/Wochen so viele Votes und Kommentare auf diese Geschichte - danke! <3 Ihr gebt mir wirklich Motivation weiterzuschreiben. Fun Fact: Ich habe gerade meine Bachelorarbeit fertig geschrieben, vielleicht kommt jetzt wieder etwas mehr von mir! :D
Macht's gut & bis zum nächsten Mal ❤️
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𝒢𝒶𝓁𝓁𝒶𝓋𝒾𝒸𝒽 - Kurzgeschichten
Fanfic𝓦𝓮𝓵𝓬𝓸𝓶𝓮 𝓖𝓪𝓵𝓵𝓪𝓿𝓲𝓬𝓱 𝓯𝓪𝓷𝓼! 🌈 Hier findet ihr deutschsprachige Short-Storys über Ian und Mickey aus der US-Serie Shameless. Mal erwarten euch lustige, mal heiße, mal romantische Geschichten. Es wird hauptsächlich um Mickey & Ian geh...