XIII

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"Ich dachte du wärst gar nicht so der Party-Typ", erklärte Uraraka während sie in seinem Bett lag und durch Bücher blätterte. Es war immernoch seltsam, eine Frau so auf seinem Bett liegen zu sehen, als wäre es ihres.
"Bin ich auch nicht, aber mit allem, was grad so abgeht, halte ich ne Ablenkung für sinnvoll."
"Ist es so schlimm, mit Yaoyorozu rumzuhängen?"
"Nein."
War es tatsächlich nicht. Eigentlich machte es ihm sogar Spaß. Sie war eine sehr angenehme Person, die sich, anders als seine Freunde, nie aufdrängte und Antworten aus ihm herauskitzeln versuchte, die er nicht geben wollte. Außerdem war es eine gute Möglichkeit, den Stoff in organische Chemie nachzuholen. In letzter Zeit hatte er kaum Energie ins Lernen gesteckt, also tat ihm das gut.
"Hat sich Tokoyami gemeldet?"
"Nope."
Sie ließ das Buch links liegen und beugte sich über seine Schulter, um ihm beim Lernen zuzusehen.
"Ist dir langweilig?"
"Ja. Ich möchte später auch mitfeiern!"
Seine Mitbewohner waren gerade beim Einkaufen für die Party heute Abend.
"Du kannst ja auch alles mitbekommen."
"Das ist nicht dasselbe, niemand kann mit mir reden..."
Er seufzte.
"Ich weiß, das alles ist abgefuckte scheiße. Aber was soll ich deiner Meinung nach tun?"
Schmollend legte sie sich wieder auf das Bett. Er hatte nicht die Intention, sie irgendwie aus ihrer irrsinnigen Misere rauszuholen, also ließ er sie einfach schmollen.
"Können wir dann einfach reden?", ertönte es nach einer Weile dann doch.
"Über was?"
"Ich weiß nicht, über was Freunde eben so reden."
Waren sie das mittlerweile? Nach fast einem Monat, waren sie da Freunde?
"Was ist dein Lieblingsessen?", startete sie.
"Curry. So scharf wie möglich."
Da sie keine Gegenfrage erwartete, antwortete sie selbst.
"Mein Lieblingsessen ist Mochi."
Amüsiert drehte er sich zu ihr um.
"Das ist nicht wirklich Essen."
"Klar ist es das, was soll es sonst sein?"
"Zucker in Kugelform?"
Empört warf sie die Hände in die Luft und plusterte ihre Backen auf wie ein verärgerter Hamster, woraufhin er sie nicht mehr ernst nehmen konnte und loslachen musste. Oh man, sie war süß.

Shit. Zurückrudern. Nein, so hatte er das nicht gemeint, er meinte, naja, hamstersüß halt, süß wie kleine Kinder im Bällebad oder Katzen im Schnee. Sowas hatte er gemeint. Naiv süß. Nicht süß süß.
Fuck.

Sie schien seine innere Debatte nicht zu bemerken und schimpfte noch etwas über ihn, bevor sie ihn weiter zu allem möglichem ausfragte.
Seufzend schloss er das Buch, auf das er sich ohnehin nicht mehr konzentrieren konnte und warf sich neben sie auf das Bett.
"Was ist heute los mit dir, Mondgesicht? Normalerweise bist du nicht so... Energiegeladen."
Sie seufzte ertappt.
"Ich fühle mich nur etwas einsam, weißt du? Heute ist der Geburtstag von..."
Plötzlich kam sie ins stocken.
"Ja?", hakte er nach und blickte ihr in das perplexe Gesicht.
"Der Geburtstag von...", startete sie erneut, hing sich aber am Gedanken auf wie ein alter Plattenspieler.
Bis sie irgendwann flüsterte:
"Ich weiß es nicht mehr."
"Erinnerst du dich nur an das Datum oder was?"
Ihre braunen Haare hüpften beim Nicken auf und ab.
"Ich weiß, dass irgendjemand, der mir wichtig ist, heute Geburtstag hat, aber ich weiß nicht wer."
Er schluckte.
"Lass uns über etwas anderes reden, bitte", flehte sie, doch da das Gespräch etwas im Sande zu verlaufen drohte, griff er nach seinem Notizbuch, in dem er alle Fakten zu Urarakas Geisterdasein aufschrieb.
"Wann bist du diese Woche mit mir gekommen?"
"Fast immer, außer Mittwoch."
"Der einzige Tag, an dem ich nur eine Veranstaltung habe."
"Meinst du das hat damit zu tun?" Sie drehte sich zu ihm.
"Keine Ahnung. Aber ich notiere es mal." Sein Stift fuhr über das Papier.
"Warst du an irgendeinem Punkt nicht mehr bei mir?"
"Nein, ich war überall, im Café, in der Uni, im Fitnessstudio und bei Mina. Du warst an allen Tagen in der Uni und an alle Tagen auch im Fitnessstudio, oder?"
"Nein, Mittwoch war-", er hielt inne.
"Meinst du es hat damit zu tun?"
"Ich war schon oft mit dir da, vielleicht."
Zusammen gingen sie die Tage durch, an denen er im Fitnessstudio gewesen war.
"Ich war immer da, Bakugou!", rief Uraraka glücklich und hüpfte auf dem Bett auf und ab, ohne dass es unter ihr nachgab.
"Okay, dann testen wir das demnächst aus. Manchmal gehe ich zum Gym und manchmal nicht, danach schauen wir, wies aussieht."
Gerade, als er seinen Plan aufs Papier bringen wollte, wurde seine Tür aufgerissen und Kirishima lehnte sich rein.
"Yo, Bakubro, kannst du mir - Whoa, was ist das denn für ne Brille?"
Sofort riss sich Bakugou die Brille von der Nase und schrie Kirishima an: "Wieso klopfst du nicht, behinderter Spast?"
"Ich wollte nur wissen, ob du mir bei Biochemie helfen kannst."
Bakugou rappelt sich auf, drückte ihn aus dem Türrahmen und schloss die Tür hinter sich.
"Zeig mir dein scheiß Problem und ich helf dir."
"Okay, danke man!", strahle Kirishima ihn an.
"Und wenn du weiter meine Hilfe willst dann klopf verdammt noch mal an!"
Defensiv erhob der Rothaarige die Hände.
"Schon gut, schon gut."
"Habt ihr das Zeug gekauft, worum ich euch gebeten hab?"
"Klar man, die anderen räumen gerade alles ein. Nur diese komischen Bohnen gab es nicht, haben also andere genommen."
"Welche?", verlangte Bakugou zu wissen, der schon bereute, diese Dummdödel mit solch einem Auftrag versehen zu haben.
"Sero hat die ausgesucht, weiß nicht mehr welche. Aber kannst du mir jetzt schnell helfen? Bitte? Bitte Bitte?"
Er rollte mit den Augen und schob seinen besten Freund in Richtung seines Zimmers.
"Yay! Danke Bakubro!"

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