III

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Mein Name ist Ochako Uraraka. Bitte hilf mir, Bakugou.

Eben jener Bakugou starrte auf das Brett herab, als wären die Worte ein Buchstabensalat, den er erst gedanklich zusammenfügen müsste. Sein Blick glitt wieder zu der Gestalt, die dort ja eigentlich nicht war, aber irgendwie dann doch, und er sah die Hilflosigkeit im Gesicht des Mädchens. Des Geistes.

Man muss dazu wissen, dass Bakugou nicht unbedingt der hilfsbereiteste Mensch war, außer er hatte das Gefühl, es würde ihm etwas nützen. Er half Kirishima nur regelmäßig bei den Aufgaben, weil er sich dann weniger Gejammer anhören musste, man sollte bloß nicht fälschlicherweise annehmen, er würde es aus Nettigkeit tun. In jedem anderen Fall hätte er sich also noch nicht einmal angehört, um was Uraraka ihn denn bat, doch außergewöhnliche Situationen erforderten außergewöhnliche Maßnahmen. Schließlich wurde er nicht einfach nur von irgendjemanden gefragt.

Außerdem hatte er Angst, sie würde ihm irgendetwas antun, wenn er 'Nein' sagte. Das brauchte sie jedoch nicht zu wissen.

"Wobei soll ich dir helfen?"
Seine Stimme war nicht mehr so zittrig wie zu Beginn, sie klang nun mehr oder weniger entschlossen, selbstbewusst sogar.
Die Antwort bestand wieder aus einzelnen Buchstaben, was eine halbe Ewigkeit dauerte. Er machte sich eine mentale Notiz, die Kommunikation zwischen ihm und dem Geist irgendwie zu beschleunigen.

Am Ende der Prozedur hatte sich der Satz "Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist." Sie schien ebenfalls aus Zeitgründen erst Mal nichts hinzufügen zu wollen, jedenfalls schaute sie ihn danach nur erwartungsvoll an.
Es war wirklich seltsam. Sie sah überhaupt nicht aus, wie man sich einen Geist vorstellte. Natürlich war ihm bewusst, dass Filme über Geister reine Fiktion waren - konnte er das, nach allem, was er jetzt wusste, überhaupt noch behaupten? - und trotzdem hatten sie ein bestimmtes Bild von einem Geist in seine Vorstellung gebrannt. Nicht einmal außergewöhnlich weiß oder gar durchsichtig schien Uraraka zu sein.

"Weist du nicht, weshalb du hier bist, oder woran du gestorben bist?", fragte er nach.
"Beides", war die stumme Antwort.
Er schüttelte den Kopf.
"Ich weiß es auch nicht."
Jetzt blickte sie ihn energisch an.
"Hilf mir", setzte sie wieder zusammen.
Es war nicht so, dass er nicht verstand, dass sie Hilfe benötigte. Er wollte nur nicht Teil davon sein. Sie war ein Geist, konnte sie sich nicht selbst helfen?

Gerade, als er sie - so höflich wie möglich - darauf hinweisen wollte, dass sie sich selbst helfen könne, hörte er die Haustür aufgehen.
"Bin Zuhause!", schallte Kirishimas Stimme durch die dünnen Wände. Panik wallte in Bakugous Brust auf. Uraraka war auch aufgesprungen, obwohl sie nicht wirklich Angst haben musste. Sie warf ihm einen Blick zu und schien sich auf ihn zubewegen zu wollen, ihre Hand in dem Versuch, ihn zu berühren, war ausgestreckt, und vor Schreck wich er mit einem Ruck vor ihrer Berührung zurück. Sein Rücken stieß an Kirishimas Schrank, was zu einem lauten Rumpeln führte.
"Bakugou?", kam es aus dem Wohnzimmer. Schritte näherten sich.

Bakugou riss den Stein vor seinem Auge weg. Damit verschwand Urarakas Bild vor seiner Sicht, obwohl sie nicht wirklich weg war. Seltsamerweise brachte ihre Anwesenheit ihm nun trotzdem weniger Unbehagen.
Der Klinke sank quiekend. So schnell wie möglich zog Bakugou das Ouija-Brett vom Boden, das plötzlich wie ein Kaugummi am Boden zu kleben schien, um es wieder zurück in den Schrank zu packen. Er wollte definitiv vermeiden, irgendwelche Fragen gestellt zu bekommen.

Gerade, als seine Hand ganz in dem Schrank verschwand, schaute der Kopf des Rothaarigen in den Raum hinein. Natürlich verpasste er Bakugous auffällige Bewegung nicht.
"Was machst du an meinen Schrank?", fragte er jetzt überrascht.
Er wollte nicht antworten, also tat er es nicht. Er starrte Kirishima nur in die Augen, so als würde dieser sich nach einer Weile einfach in Luft auflösen. Hinter Kirishima stürmte Sero nun durch die Tür, seine Haare waren durch den Wind draußen zerzaust, und nachdem er einen Blick auf Bakugou geworfen hatte zögerte er auch nicht, sich auf diesen zu werfen, um mit einem Grinsen das Brett aus dessen Hand zu ringen.

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