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Es war ruhig in der Wohnung und Marshall atmete einmal tief durch.
Rose war schon vor einer Weile in die Bäckerei gegangen, um die Dekoration endlich zu vervollständigen und auf die Bäcker zu warten, denn bald war wieder deren Arbeitsbeginn. Danach würde sie wieder nach oben kommen. Das hatte sie ihm versprochen.
Archer schlief in dem Gästezimmer, was er total cool fand, wie er Marshall immer wieder versicherte. Das Zimmer war wohl größer als sein eigenes, was er zuhause auf der Farm hatte. Das konnte Marshall nun nicht beurteilen, denn er war ja noch nie auf der Farm.
Es war schon seltsam. Er kannte Rose wirklich nur seit einigen Tage, aber es fühlte sich für ihn alles so richtig an.
Das Kochen für sie und Archer.
Das Hausaufgaben machen.
Die gemeinsame Arbeit, wenn er denn wieder fit genug war.
Dennoch hatte sie auch in gewisser Weise Recht. Sie kannten sich, aber auch irgendwie nicht.
Marshall wusste zwar, dass Rose von seinen Torten und Plätzchen begeistert war, aber er wusste nicht was sie gerne aß. Das heutige Abendessen war ins Blaue gegriffen. Hühnchen und Gemüse mochte wohl jeder. Zumindest hatte Archer reingehauen und auch Rose leerte ihren Teller und versicherte ihm, dass es ihr sehr schmeckte.
Doch was aß sie wirklich gerne?
Welche Farben mochte sie?
Machte sie lieber im Winter Urlaub oder im Sommer?
Welche Kleidung bevorzugte sie?
Das waren zwar alles Fragen, die nach und nach bestimmt beantwortet werden würden, aber er wusste auch nicht, wie alt Rose war oder wann sie Geburtstag hatte.
Leise schnaubte er und versuchte, sich nicht verrückt zu machen.
Es war doch so, dass sie sich eben kennenlernen mussten.
Aber eines wusste er genau. Er wollte Rose auf keinen Fall mehr gehen lassen. Benötigte sie noch Zeit? Definitiv. So wie er auch, aber wenn es nach ihm ging, würde sie seine Partnerin werden.
Er seufzte leise und nahm eine Schmerztablette, bevor er in sein Büro ging, um den ganzen schriftlichen Kram zu erledigen.
Diese Arbeit mochte er gar nicht.
Er war der praktische Typ, der mit seinen Händen arbeitete, aber die Buchführung gehörte leider auch zu seinem neuen Aufgabenbereich. Er hatte in Florida sogar einen Kurs besucht, der ihm alles nahebringen sollte, doch für mehr als die Grundlagen hat es nicht gereicht. Er musste wohl oder übel einen Steuerberater einstellen, wenn er irgendwann wirklich schwarze Zahlen schreiben wollte.
Er machte den Computer an und fing an, alle Rechnungen einzuscannen, die das Buchführungsprogramm haben wollte. Sein Dozent und auch der Verkäufer hatten ihm versprochen, dass mit diesem Programm sich beinahe alles von selbst erledigen würde.
Er fluchte leise, weil er Archie nicht wecken wollte, aber es erledigte sich eben nicht alles von selbst. Immer wieder piepte der Lautsprecher, um ihn auf einen Fehler aufmerksam zu machen und am liebsten hätte er alles frustriert in die Ecke geworfen.
„Was machst du denn da?"
Erschrocken richtete er sich auf, aber als er Rose sah, die sich lächelnd gegen den Türrahmen lehnte, war er schon erleichtert um die Ablenkung.
Endlich eine Ausrede, um allen zu entgehen.
„Ich wollte eigentlich Buchführung machen, aber nun, da du hier bist, werde ich es wohl lassen."
Rose stieß sich vom Rahmen ab und kam auf ihn zu. Er sah, dass sie sich umgezogen hatte. Statt der typischen Jeans und dem einfachen Shirt, trug sie eine bequeme Hose, die eng an ihren Schenkeln anlag. Darüber trug sie einen übergroßen Pulli, der wirklich kuschelig aussah.
„Benutzt du mich etwa als Ausrede?"
Obwohl sie streng klang, hörte er auch ein Lachen in ihrer Stimme.
„Wenn ich ehrlich sein soll, dann ja. Ich mag keine Buchführung, aber es ist ein notwendiges Übel. Ich werde wohl einen Steuerberater aufsuchen müssen, der das für mich erledigt."
Als sie neben ihm stand, legte er eine Hand auf ihre Hüfte und zwang sie sanft auf seinen Schoß.
Es wunderte ihn etwas, als sie sich wirklich rittlings auf seinen Schoß setzte und ihre Arme um seinen Nacken legte.
„Habe ich dir schon einmal erzählt, was mein eigentlicher Beruf ist?"
Er starrte sie an, als er sich daran erinnerte.
„Du bist Buchhalterin gewesen.", entfuhr es ihm.
Konnte er wirklich so viel Glück haben?
Sie grinste ihn an und drehte sich dann zum Bildschirm um, setzte sich aber gleich wieder auf seinen Schoß, so dass er einen herrlichen Ausblick auf ihren Hintern hatte.
Er schluckte einige Male und versuchte sich, auf den Bildschirm zu konzentrieren.
„Dieses Programm ist wirklich klasse.", meinte sie nach einer Weile. „Wenn ich früher so ein Programm gehabt hätte, wären mir einige Überstunden erspart geblieben."
Er hörte, wie ihre Finger über die Tastatur flogen. Seltsamerweise kamen keine Warntöne mehr aus den Lautsprechern. Rose sortierte die Belege in virtuellen Ablageordner, drückte hier und da ein Button und manchmal erwischte er sie dabei, wie sie sich vor Konzentration auf die Lippen biss.
Buchhaltung und langweilig?
Nicht, wenn er Rose dabei beobachtete.
Nach einer Weile, die wirklich schnell vorüber war, drückte sie auf das Symbol für den Drucker und dieser spuckte zwei Blätter aus.
„So. Fertig. Diese Seiten musst du einsortieren. Sie sind für die Steuern wichtig."
Marshall konnte nichts anderes machen, als Rose anzustarren. Er brachte kein Ton über die Lippen.
„Marshall? Geht es dir gut?", fragte sie besorgt.
Er blinzelte einige Male.
„Wie hast du das geschafft? Ehrlich, ich habe mich auf stundenlanges Fluchen und mit Tränen eingestellt. Und du hast es innerhalb von ..." Er schaute auf seine Armbanduhr. „... einer halben Stunde geschafft."
Sie lachte leise.
„Das Programm ist super. Wirklich. Und ich muss ehrlich sein, Marshall. Ich habe diesen Beruf gelernt. Ich kenne mich damit aus. Ich liebe es, mit Zahlen zu jonglieren."
Wieder glitten seine Hände auf ihre Hüften und zogen Rose näher an ihn heran.
„Danke ... Rose."
Am liebsten hätte er ihr einen Kosenamen gegeben, doch er wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde. Doch eines konnte er tun, weil er wusste, dass es ihr gefiel. Er küsste sie sanft auf die Lippen, doch nach einer Weile reichte es ihm nicht mehr.
„Marshall...", stöhnte sie leise.
Er nickte.
„Ich weiß. Zu früh!"
Seine Stimme klang wahrscheinlich sehr frustriert, aber sie lachte abgehackt und küsste ihn nun stürmisch.
„Nein. Nicht zu früh. Jetzt. Perfekt."
Er packte sie am Hintern und wollte sich mit ihr zusammen erheben, doch sie hinderte ihn daran.
„Denke an deinen Rücken. Ich bin zu schwer für dich."

Er schnaubte leise.

"Im Moment vielleicht, aber bald trage ich dich überall hin."
Sie nahm lachend seine Hand und lief in Richtung seines Schlafzimmers.
„In der Backstube ist alles in Ordnung? Ich möchte nicht, dass wir gestört werden.", flüsterte er.
Sie nickte.
„Archer schläft?"
Nun nickte er.
„Tief und fest."
Sie zog ihn ins Schlafzimmer und schloss die Tür.
„Perfekt."

Winterwonderland - Adventskalender 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt