YouTube Nostalgie Adventskalender

Türchen 15: Jandre

Titel: Jandre

YouTuber: Ponk

Sicht: Andre

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Alle Wichtelweihnachtsgeschenke liegen unter dem Tannenbaum. Damit man nicht weiß, wer welches Geschenk verpackt hat, sind sie in Zeitungspapier eingepackt. Ich hatte Cengiz Namen gezogen und mein Geschenk ist so dermaßen unkreativ, ich glaube, er wird es scheiße finden. Aber whatever. Ich fand die Idee sowieso von Anfang an kacke. Jan bringt die Kamera, damit wir das Auspacken filmen können. Julez wartet schon ungeduldig, als wäre das hier die richtige Bescherung. Ich surfe durch Instagram und nehme von der ganzen Sache nicht viel Notiz. Wie gesagt, beknackte Idee. Aber Lucrezia zu liebe machen wir das.

„Was guckst du so?", will Jan von mir mit hochgezogener Augenbraue wissen

„Wie guck ich denn?"

Jan starrt mich kurz an, dann wendet er sich wieder ab.

„Egal. Können wir anfangen?"

„Ich denke schon."

Ich stehe von der Couch auf und lege eine Hand auf Jans Schulter.

„Fängst du mit der Kameraführung an?"

„Äh ja", reagiert er seltsam abweisend und zieht die Schulter nach hinten, sodass ich ihn nicht mehr berühre.

Was ist denn jetzt los? Verwirrt sehe ich ihn an, aber er kümmert sich schon längst wieder um die Kamera und das Licht. Jan ist im Moment sowieso so komisch. Eigentlich war alles gut gewesen. In letzter Zeit weicht er mir aber ständig aus, hat keine Lust, etwas zu unternehmen (und damit meine ich feiern gehen). Wenn er denn mal mit kommt, sehe ich ihn zwar mit den Mädels flirten, aber er geht nie mit einer mit. Keine Ahnung, was da los ist. Aber wenn er selbst nichts sagt, was soll ich machen?

Cengiz findet sein Geschenk ziemlich scheiße. Wie erwartet. Es ist eine CD von Haftbefehl. Er mag Haftbefehl gar nicht. Ups. Soll er sie halt zurückgeben oder so. Ich konnte ihn ja schlecht fragen, also ist das nicht mein Problem. Mein Geschenk ist ein Block und vier nicht grad billig aussehende Stifte für Let's Draw. Na da war aber jemand höchst kreativ. Nicht. Dieses Geschenk traue ich nur von Julez oder Cengiz zu. Niemand hat was wirklich "krasses" bekommen, aber das habe ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Aber Jan scheint begeistert von seinem neuen Notenbuch zu sein. So kann er wieder mehr auf seinem Keyboard spielen. Trotzdem wirkt er die ganze Zeit unzufrieden auf mich. Ich verstehe das nicht.

Wir beenden das Video, Julez fängt an, aufzuräumen. Er hat eine Mütze mit einem Bommel dran bekommen, weil er sich vor einer Weile beschwert hat, dass er seine Mütze in der Bahn hat liegen lassen. Trottel. Jan bringt sein Geschenk in sein Zimmer und ich folge ihm einfach mal.

„Was gibt's?", fragt er, ohne sich umzudrehen.

Wie hat er mitgekriegt, dass ich ihm gefolgt bin? Er legt das Buch auf seinen Schreibtisch und schaut mich dann an.

„Ich will wissen, was mit dir los ist."

„Nichts, was soll sein?"

„Du gehst mir aus dem Weg."

„Nein."

„Okay, vielleicht nicht richtig. Aber trotzdem bist du so abweisend. Vorhin auch wieder. Irgendwas stimmt doch nicht mit dir und ich wüsste gerne was."

„Nichts, was dich angehen sollte", antwortet er ruhig mit gesenktem Blick.

„Hä?"

Wir sind beste Freunde und er will mit mir nicht drüber reden? Okay, irgendwas läuft ziemlich schief. Er will an mir vorbei aus dem Zimmer gehen, aber ich halte ihn fest.

„Jan, rede mit mir."

„Lass mich los", giftet er mich an.

Er reißt sich von mir los. Ich akzeptiere seine Reaktion nicht, schließe die Tür und stelle mich mit verschränkten Armen davor.

„Andre, lass mich raus!"

„Nein. Du sagst mir jetzt, was abgeht. Wir sind doch Freunde, wir kennen uns seit Jahren, also mach den Mund auf verdammt nochmal!"

Jan starrt mich an. Ich sehe ihm genau in die blauen Augen. Plötzlich passiert etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Ich spüre Jans Lippen auf meinen. Er küsst mich. Er. Mein bester Freund. Ähm. Hilfe? Für einen Moment scheint die Welt still zu stehen. Doch nahezu sofort ist es wieder vorbei und Jan starrt mich mit großen Augen an. Er ist völlig erschrocken, während ich in meiner Starre verbleibe.

„Shit... Fuck... Sorry! Ich... Scheiße."

Wir sind beide völlig überfordert mit der Situation. Jan will fliehen, aber ich stehe noch immer vor der Tür. Er versucht, mich wegzuschubsen. Doch wie aus einem Reflex heraus halte ich ihn fest und mache das, was ich noch weniger erwartet hätte. Ich küsse ihn nochmal. Was mache ich hier? Oder ich sollte eher fragen, warum gefällt es mir? Hier passiert gerade etwas, was mich zeitgleich überrumpelt und doch so sehr entspannt. Ist Weihnachten etwa doch das Fest der Liebe?