Ihr erstickter Aufschrei zeriss die Stille der Nacht und hallte über das ganze, endlos erscheinende, Land, machte selbst nicht vor den Tiefen des schwarzen Abgrundes halt, der sich ein paar Meter vor ihr in die Unendlichkeit stürzte.
Ihre Augen waren weit aufgerissen, das schwere, lange Schwert in ihrer linken Hand fiel mit einem klirrenden Geräusch zu Boden.
Sie war wie erschlagen. Nahm nichts mehr war. Nicht die reglosen Körper, die überall um sie herum auf dem fahlen, farblosen Gras lagen. Leblos, aber nur scheinbar. Nicht die Totenstille, die über alledem lag und sie in ihre ebenso sanften wie brutalen Arme zog. Ihre Dunkelheit und ihr Verderben über die Szenerie legte wie der Tod höchstpersönlich.
Nein! Nein, das konnte nicht wahr sein! Nicht er! Nicht jetzt. Jetzt, wo sie es doch fast geschafft hatten. Jetzt, wo der Kampf doch endlich beendet war. Nein! Nicht er!
Sie wollte erneut schreien, doch aus ihrer Kehle drang kein einziger Laut mehr. Die Wunden, an denen sie dabei war, zu erliegen, waren zu tief. Doch selbst das kümmerte sie nicht. Nicht in diesem Augenblick.
Vor ihr wankte seine Gestalt im fahlen Licht des Mondes umher wie eine Marionette, der man die Fäden abgetrennt hatte.
Der zerrissene, blutgetränkte Stoff seines Shirts umwehte ihn wie ein sanftes Flüstern. Seine Augen glühten noch ein letztes Mal auf. Seine wundervollen, tiefen Augen.
Und sie wusste genau, wenn sie jetzt noch ein einziges Mal in gerade diesen Augen ertrinken würde, dann würde sie sich verlieren in dem schimmernden Meer aus smaragdgrünen Juwelen, würde mit davon getragen werden, wenn der letzte Glanz aus ihnen gewichen war. Sie für immer erloschen waren. Und doch ließ sie den Blick nicht von ihm ab. Verlor sich in den letzten Atemzügen seines Lebens.
Die Millisekunde dieses letzten Augenblicks ließ keinen Raum und keine Zeit für Tränen und so war da nur Fassungslosigkeit und eine Art von Trauer, in ihrem Blick, die so tief und so schwer war, dass man sie nicht tragen kann. Egal, wie stark man auch sein mochte.
Sie sank auf die Knie und sah hilflos dabei zu, wie sein Licht verlosch. Er fiel zu Boden, leise und sacht. Gleich dem Engel, der er gewesen war, als er noch gelebt hatte.
Das letzte Keuchen, dass aus seiner Kehle dran, klang hundertfach verstärkt und langgezogen in ihren Ohren und der Schmerz, der sie mitten ins Herz traf, als er auf dem Boden aufschlug, raubte auch ihr den Atem.
Sie kniff die Augen zusammen um seinen Körper nicht mehr länger ansehen zu müssen. Um diesen Schmerz nicht länger zu sehen.
Doch das Toben der maßlosen Wut, der brennenden Liebe und der alles verschlingenden Leere, die von nun an ihr zerrissenes Herz regierten, würde sie nie wieder loswerden. Ganz gleich, wie fest sie die Lider auch zusammenpresste.
Und so fiel sie. Erstickt an ihrem stummen Schrei. Auf den Boden. Mitten in den Kreis der Opfer ihrer eigenen Klinge und ihr Herz starb mit ihm. Mit der Liebe ihres Lebens.
DU LIEST GERADE
After Death, Das Geheimnis
VampireDer Inspektor senkte die Stimme und beugte sich so weit vor, dass die Gesichter der beiden alten Männer sich beinah berührten. "Das waren keine normalen Morde. Die Male, Halber, sie hatten alle diese schrecklichen Male.". "Aber das kann nicht sein"...