"Schatz, ich bin wieder zuhause!". Die Stimme vom Emma Emidley schallte durch den Hausflur und zauberte Amos wie auf Kommando ein Lächeln ins Gesicht. Er konnte einfach nichts dagegen tun. Auch nach all den Jahren noch nicht.
"Wurde aber auch Zeit!", rief er gespielt beleidigt in ihre Richtung zurück und hörte ihr leises Lachen, dann die Absätze ihrer Schuhe, die in die Diele liefen. Kurz darauf hatte sie auch schon den Weg zu ihm in die Küche gefunden, warf ihre Handtasche in eine Ecke der geräumigen Küche und blieb im Türrahmen stehen um genüsslich den Duft des Bratens, der gerde im Ofen heranbruzelte, einzuatmeten.
"Na, bist du schon wieder fleißig, mein Meisterkoch?".
"Irgendeinen muss es ja machen.". Er konnte ihr Schmunzeln förmlich hinter sich spüren, als sie ihre Arme auch schon um seinen Hüften legte und ihm einen Kuss in den Nacken drückte.
"Was würden wir nur ohne dich tun?".
Er ignorierte ihren neckischen Tonfall gekonnt und drehte stattdessen weiter seelenruhig die Kartoffeln in der Pfanne um, während sie mit ihren Fingern die Muskeln an seinem flachen Bauch entlang fuhr und ihm über die Schulter dabei zusah, wie er noch ein paar Gewürze in die Pfanne warf.Nach einer Weile ließ sie von ihm ab, streifte die Schuhe aus und lief barfuß zu der kleinen Sitzecke wo sie sich in die Kissen fallen ließ und begann, Amos von ihrem Tag zu erzählen.
Er lauschte dem vertrauten Klang ihrer Stimme, warf ihr ab und zu kurze Blicke zu und war wie jedes Mal aufs Neue von ihrer Schönheit überwältigt.
Von dem wärmenden Gefühl nach Geborgenheit, dass sie ihm schenkte und von der Vertrautheit, die er noch nie einem anderen Menschen gegenüber empfunden hatte. Nur ihr. Dieser Frau, die zu den beiden Menschen in seinem Leben zählte, die er mehr liebte als alles andere auf dieser Welt.
Und er konnte es einfach nicht glauben, dass er nach all den Turbulenzen in seinem Leben, endlich das Gefühl hatte, angekommen zu sein.Für einen kurzen Moment schloss Amos Emidley seine Augen und versuchte, diesen Augenblick für alle Zeit in seinem Herzen zu verankern, auch wenn er wusste, dass das schier unmöglich war.
Und dann war dieser Moment auch schon vorbei und etwas anderes, düsteres hatte die Geborgenheit und Wärme aus der Küche verdrängt und sich wie ein schwarzer Nebelschwaden über sein Herz gelegt als er die Augen wieder öffnete.
Irgendetwas hatte sich verändert.
Es war still in dem großen Haus.
Emma hatte sich mitten im Satz unterbrochen und war stumm.
Viel zu stumm.Amos wirbelte herum und sein und Emmas Blick trafen sich. Sie war kreideweiß und ihre sonst so klaren Augen, die ihn immer beruhigt hatten, starrten voller Angst und Entsetzten in die seinen.
Es dauerte noch nicht einmal eine Sekunde, da war Amos auch schon bei seiner Frau und kniete sich voller Sorge vor sie auf den Boden. Er griff nach ihren zitternden Händen und zuckte für einen kurzen Augenblick zusammen, als ihre unnatürlich kalte Haut auf seine traf.
"Was ist los?".Ihr Atem beruhigte sich langsam wieder und das Entsetzten in dem Blau ihrer Augen wich einem verzweifelten, ja fast schon flehentlichen Ausdruck.
"Emmi, rede mit mir!".
"Es ist nichts.".
Sie versuchte, seinem Blick auszuweichen, drehte ihre Hände aus seinen und legte scheinbar zufällig ihren Arm auf die Post, die vor ihr auf dem Tisch lag.
Amos verstummte nun auch und seine Augen glitten zu dem vereinzelten weißen Briefumschlag, der unter Emmas Ärmel hervorblitze. Der Absender war unschwer zu erkenne.Halber Samedie.
Ein Freund aus fast schon vergessenen Tagen. Aus seinem früheren Leben. Vor Emma. Vor diesem Gefühl der Geborgenheit.
Halber hatte ihm hoch und heilig geschworen, dass er Amos in Frieden lassen würde, es sei denn...
"Emmi, ich..."."Nein!". Ihre Stimme zitterte. "Du hast versprochen, dass du hierbleibst. Bei uns.".
Er senkte den Blick.
"Amos, bitte.".Sein Herz wurde schwer als er erneut auf den Brief starrte. Halber brach nie seine Versprechen.
Es gab keine andere Möglichkeit. Sie waren wieder da."Daddy, warum weint Mum?". Susan, ihre kleine Tochter, steckte den Kopf zur Tür herein und schaute mit großen, erschrockenen Augen zu ihren Eltern auf.
Das genügte, um Amos vollends das Herz zu brechen, als er Emma noch einmal tief in die Augen sah und sie beide wussten, dass Amos gehen würde.
Er musste.
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After Death, Das Geheimnis
VampireDer Inspektor senkte die Stimme und beugte sich so weit vor, dass die Gesichter der beiden alten Männer sich beinah berührten. "Das waren keine normalen Morde. Die Male, Halber, sie hatten alle diese schrecklichen Male.". "Aber das kann nicht sein"...