1 • Von Kaffee und Backpfeifen

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Theodore

Ich sitze auf einem kleinen gepolsterten Sessel. In letzter Zeit sitze ich oft hier, um genau zu sein jeden Tag. Ich drehe meinen Kopf in Richtung der Glasscheibe, die mich von der hektischen Innenstadt trennt. Ich höre die Menschen von draußen nur gedämpft, während das kleine Café mit undeutlichen Gemurmel und angenehmer Hintergrundmusik gefüllt ist.

Mein Computer ist wahrscheinlich schon längst in den Ruhemodus gefallen und ich lasse mich einfach in meinen Gedanken treiben. Nach einiger Zeit schreibe ich weiter an meiner Geschichte für einen Schreibkurs, den ich als Weihnachtsgeschenk von meiner Schwester bekommen habe.

Kurz vor 18 Uhr rufe ich dann eine Kellnerin zu mir und zahle die Kaffees, die ich im Laufe des Tages getrunken habe. Ich bin mir fast zu hundert Prozent sicher, dass sie mir weniger Kaffee berechnet als ich getrunken habe, aber überprüfen kann ich es ja nicht. Ich entklappe meinen Blindenstock, ziehe vorher noch meine Jacke, mit der Blindenbinde am Arm, an und anschließend verlasse das Café.

Nach einem beinahe Zusammenstoß mit eine sehr unhöflichen Mann und einer knapp verpassten U-Bahn komme ich endlich bei mir zu Hause an. Ich schloss auf und brachte meinen Rucksack in mein Schlafzimmer, anschließend gehe ich zu meiner Schwester in die offene Wohn-Esszimmer-Küche. Sie telefoniert aufgebracht mit jemanden und wahrscheinlich gestikuliert sie wild dabei, was ich auch nur weiß, weil sie mir einst unbeabsichtigter Weise ins Gesicht geschlagen hatte. Anschließend hatten wir gelacht und sie hatte mindestens zwanzig Mal beteuert, wie leid es ihr täte und sie es nicht beabsichtigt hat.

Nachdem sie aufgelegt hatte, seufzt sie angestrengt. „Wieder dein neuer toller Boss", will ich von ihr, mit sarkastischen Unterton, wissen. Ein erneut genervtes Seufzen. Sie schien manchmal zu vergessen, dass ihre Gesichtsausdrücke nicht sehen kann und ich bin sicher das dies wieder so ein Moment war. Belustigt verdrehte ich die Augen und hoffe, wie so oft, den Leuten mit denen ich mich unterhalte, in die Augen zu schauen.

„Oh... Naja, er will das ich einen neuen Fall so schnell wie möglich fertig mache", antwortete sie mir dann doch noch. Ich unterdrücke mühevoll mein etwas gemeines Lachen und beginne stattdessen den Tisch für das Abendessen zu decken. Ich hörte wie sie stillschweigend Wasser aufsetzt und als das Brodeln des Wasser die Küche erfüllt, kippt sie die Nudeln in den Topf.

Auch unser Abendessen verläuft stillschweigend. Ich habe ja nichts spannendes erlebt und sie anscheinend auch nicht. Allerdings mache ich mir schon Sorgen, da sie normalerweise ein sehr fröhlicher und aufgedrehter Mensch ist. „Alles gut bei dir", fragte ich sie, bevor ich ins Bett gehe. „Mhm" war ihre nicht überzeugende Antwort, aber ich beließ es dabei, da ich ebenfalls weiß, dass sie es mir erzählen wird sobald sie bereit dazu ist. Etwas erschöpft schlafe ich an diesem Abend ein.

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