15 - Der Sadist

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Eduardo

Es sind noch zwei Wochen bis zu unserem 3/4-Jahresjubiläum und eigentlich bin ich ganz glücklich, nur nicht gerade. Gerade schäume ich vor Wut und würde am liebsten den Brief in meiner Hand zerreißen. Ich habe kein Problem damit, dass jemand droht mir oder meiner Firma weh zu tun, aber in diese Brief weitet der Drohbriefschreiber seine Drohungen auf Theodore aus und das macht mich wütend, immerhin hat Theodore nichts mit meiner Firma zu tun. Hektisch verstecke ich die Drohbriefe unter anderem Papierkram auf dem Schreibtisch in dem Arbeitszimmer in meiner Wohnung. „Hey, vorsichtig! Die Tasse!", ruft Edward und hält diese, kurz bevor sie abstürzen kann, fest. „Ich habe erst letzte Woche eine aus Versehen heruntergeschmissen und so langsam brauchen wir neue Tassen", er schwenkt die Tasse am Henkel hin und her und ich habe kurz Angst, dass die Tasse doch noch abstürzt. „Aber dieses Mal kaufen wir die großen Bauchigen. Brauchst du das Auto heute noch, denn ich müsste noch mal weg", ich versuche möglichst alle Wut aus meiner Stimme zu verbannen, was mir überraschender Weise gut gelingt.

Trotzdem hält Edward überrascht inne und sieht mich an. Ich habe kurz Panik das er mich durchschaut, doch dann nickt er und verschwindet, mitsamt meiner Tasse, so schnell wie er hier aufgetaucht ist. Verwirrt schüttle ich meinen Kopf und zerre die Papiere wieder hervor, nur um gleich darauf ebenfalls das Arbeitszimmer zu verlassen. Theodore liegt zusammengeknautsch auf einem der großen Sessel im Wohnzimmer und schläft, er ist über einem neuen Buch eingeschlafen, um den Schlaf, den er nachts kaum bekommt, zu kompensieren. Ich mache ein Foto von ihm — er sieht einfach zu süß aus — küsse ihn kurz, was ihn im Schlaf lächeln lässt, anschließend verlasse ich die Wohnung und fahre mit dem Aufzug in die Tiefgarage zu meinem Wagen.

„Sie können mich mal!", schreie ich einmal quer durch die große Eingangshalle und die blondierte Rezeptionistin schenkt mir einen Todesblick, der direkt aus der Hölle kommt. Mit einem Knopfdruck beförder mich der höchst luxuriöse Aufzug in die Chefetage und angekommen, will ich schon durch die große Tür trete, doch besinne ich mich meiner Manieren und klopfe zuerst an. Aaron MacBeth scheint erst verwundert als ich eintrete, doch dann wandelt sich sein Gesichtsausdruck zu einem breiten Grinsen. Es machte mich wieder wütend, dabei war meine Wut bereits schon am abklingen. „Was verschafft mir die seltene Anwesenheit deinerseits in meinem Büro?", er stand auf und kam auf mich zu. „Was fällt Ihnen eigentlich ein, mich zu erpressen?! Nein, eigentlich ist da ja falsch, ich habe nichts dagegen, dass Sie mich oder meine Firma erpressen, aber lassen Sie da Theodore raus!", presste ich aggressiv zwischen den Zähnen hervor. „So, jetzt beruhigen wir uns erstmal!", sagt er freundlich, immer noch grinsend wie ein Haifisch und reichte mir ein Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit. Ich fühlte mich etwas unwohl und schwenkte das Glas in meiner Hand etwas hin und her. Mein finsterer Blick durchbohrt dabei MacBeth, der gegenüber von mir Platz genommen hat und eine unangenehme Ruhe breitet sich über den großen Raum. Ich trinke mein Glas mit zwei großen Zügen aus und ich habe das Gefühl, das MacBeth's Grinsen noch breiter und eine teuflisch wird.

Ich fühle mich super unwohl und bereue meine Entscheidung alleine herzukommen bereits. Ich spüre wie sich ein Kribbeln in meinem Körper ausbreitet, fast so wie wenn einem das Bein einschläft, und versuchte deshalb meine Beine anders zu positionieren. Doch es funktioniert nicht. Ich will MacBeth fragen was das ganze soll, doch auch mein Mund befolgt meine Anweisungen nicht. Meine Augen fallen zu und plötzlich wird alles schwarz.

Meine Augenlider flattern für einen Moment, meine Arme sind über mir und halten mein ganzes Körpergewicht auf dem weichen Untergrund. Leise wird in mein Ohr geflüstert: „Ich bin ein Sadist und ich weiß das es dir gefällt. Ich habe es zwischen dir und Theodore beobachten können!" Meine Augenlider flattern nochmals und wieder wird alles dunkel.

Meine Augenlider hängen auf Halbmast und ich bin in einem Auto. Ich fahre nicht selbst, könnte ich auch gar nicht. Mir ist schlecht und beinahe jedes Körperteil tut weh. „So. wir sind da. Einmal bitte aussteigen. Bezahlt ist schon. Schönen Tag noch!", sagte der Fahrer vor mir. Keuchen quäle ich mich aus dem Auto und muss mich an der Hauswand abstützen, denn meine Beine fühlen sich wie Wackelpudding an. Unter höllischen schmerzen und verkeiften Schmerzenslauten, bewege ich mich zum Aufzug und fahre in mein Stockwerk. Gibt es eigentlich an mir eine einzige Körperstelle, die nicht schmerzt?!

GlücklichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt