13 - • Zeit alleine und wie lange?

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Eduardo

„Ehm, Eduardo... Wurdest du schon mal erpresst?", überrascht schaue ich Theodore an. Er zerteilt eine getoastete Scheibe Brot und sieht erwartungsvoll zu mir, auch wenn er dieses Mal nicht genau in mein Gesicht sieht. Ich verziehe das Gesicht und versuche meine Erinnerung an die Freitagsbriefe, wie ich sie nannte, zu verdrängen. „Nein. Warum sollte jemand mich erpressen", ich versuchte krampfhaft meine Stimme ruhig zu halten. Er kaut schnell fertig, bevor er antwortet: „Nur so, deine Firma läuft immerhin richtig gut, soweit ich weiß." Er zuckt mit Schulter und nippt an seinem Kaffee. „Wurdest du schon mal erpresst?", frage ich zurück. Der Schluck Kaffee verlässt schlagartig seinen Mund und Nase und er lacht laut los: „Was soll man von mir erpressen? Meine paar hundert Dollar, die ich mit gelegentlichen Schreiben mache oder doch meine CD-Sammlung?" Ich musste ebenfalls lachen. „Nein, ernsthaft, das letzte Mal wo mich jemand erpresste, war so ein Möchtegern-Badboy der mich um mein Essensgeld prellen wollte. Er hat ein paar harte Schläge von meiner Schwester kassiert und dann war das erledigt", er lacht bei dieser Erinnerung nochmals auf. Wir beendeten unser Frühstück zwischenfallsfrei und relativ schweigend.

Theodore beschloss zu seiner Familie zu fahren und ich lehnte, sein Angebot ihn zu begleiten, dankend ab. Ich würde einfach noch etwas arbeiten, vielleicht in das Gym gehen oder etwas mit Edward unternehmen. Theodore verabschiedete sich von mir mit einem Kuss und nicht einmal 10 Sekunden nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, vermisste ich ihn bereits. Schnell tippte ich ein „Ich liebe dich" an ihn und drückte auf senden. Mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht und einer etwas gemeinen Idee machte ich mich daran, Edward zu wecken.

Theodore

Ich steige in die U-Bahn und rümpfe angeekelt die Nase. Ich hatte mich schnell an die halbwegs sauber Luft beim Spazieren gehen gewöhnt, sodass die vier Haltestellen zu meiner Wohnung beinahe unerträglich waren. Ich lief zu meinem Apartmentblock und betrat den Aufzug. Es rumpelte verdächtig als er anfuhr, für eine Sekunde überlege ich wieder auszusteigen und die Treppe nach oben zu nehmen, doch dann zucke ich gleichgültig mit den Schulter. Ich komme ohne Aufzugabsturz in dem richtigen Stockwerk an und schließe die Tür auf. Ich höre meine Mutter und Gwen, meine Schwester, in der Küche lachen und der Geruch von Gemüseauflauf hängt in der ganzen Wohnung.

„Oh, Hallo", meine Mutter schließt mich in eine feste Umarmung und auch meine Schwester umarmt mich kurz. „Wo hast du den Eduardo gelassen? Immerhin bist du kaum noch ohne ihn zu sehen", will Gwen von mir wissen, während sie mit Tellern klappert. Ich überhöre das gekonnt und frage stattdessen meine Mutter, wo Vater ist. „Irgend so ein Museum hat eine neue Ausstellung über antike Schriftstücke und die wollte er sich ansehen. Er sollte aber bald zurück sein", antwortete sie mir. Wie auf Kommando klingelte es und ich stand auf um die Tür öffnen zu gehen.

„Oh, Hallo, Theodore. Guck mal wen ich unten aufgegabelt habe", begrüßt mich die tiefe Stimme meines Vaters. Ich verdrehe meine Augen, er ist einfach noch schlimmer als Gwen. Ich werde in eine feste Umarmung gezogen und augenblicklich lächle ich wieder, denn diese Art mich zu umarmen und anschließend zu küssen, die mich immer wieder wie Wachs zerschmelzen lässt, kann nur eine Person sein. Eduardo „was machst du denn hier?", frage ich flüsternd. „Ich habe dich vermisst", flüstert er zurück. „Ja, es war richtig schlimm. Er konnte sich auf nichts richtig konzentrieren, weder beim Zocken noch beim Sport. Und dann hat er mich richtig asozial mit Wasser geweckt. Er hat es mir doch wirklich einfach über den Kopf gekippt", beschwert sich Edward, der offensichtlich ebenfalls hier ist und sich sogleich durch die Tür drückt. „Das hört sich an als wäre ich schon eine Woche weg, dabei ist doch gerade Mal circa eine Stunde rum, oder?", frage ich belustigt. „Du sagst es", Edward seufzt theatralisch schwer und wir müssen lachen.

„Kommt ihr jetzt mal, das Essen wird sonst kalt!", ruft Gwen aus der Küche und kurze Zeit später sitzen wir gemeinsam am Tisch. Ich esse nur eine kleine Portion, immerhin ist mein Frühstück noch nicht so lange her, Eduardo, der eine normal große Portion verputzt hat, klaut sich etwas von Edward's Teller, was in einen Gabelkampf ausartet, welcher die Anwesenden kurzerhand in zwei Fanclubs teilt.

„Denkst du, dass ich zu anhänglich oder kindisch bin?", will Eduardo von mir wissen. Ich kuschle mich noch näher an seine Brust und die Ledercouch knarzt bei meiner Bewegung. „Wenn du dich als anhänglich oder kindisch ansiehst, was wäre ich dann?", frage ich rhetorisch zurück. „Aber ich mag es wenn du so anhänglich bist, weil ich mich dann nicht schlecht fühlen muss wenn ich ebenfalls anhänglich bin", lache ich leicht auf und auch Eduardo's Brust vibriert unter meinem Kopf. „Dann ist ja gut. Schlaf schön", flüstert er und küsst mich. „Ey, warum sollte ich jetzt schlafen", frage ich gespielt pikiert. „Dich interessiert der Film doch nicht wirklich", sagt er und verkneift sich ein Lachen. „Ey", ich haue ihn leicht gegen die Schulter, doch kurze Zeit schlaf ich wirklich ein.

GlücklichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt