Gatekeeping Goth

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Nein, Goth ist keine TikTok Aesthetic. Es ist auch auch kein Style, kein Architektur- oder Literaturstil und auch kein ostgermanisches Volk.

In dieser Ausgabe erkläre ich - ein Goth - warum Goth (captial G) nämlich nur eines ist: eine musikbasierte Subkultur.

Also... Warum schreibe ich diesen Text? Weil ich das Gefühl habe, dass im Tiktok-wir-posten-alles-und-jeden-und-seine-Mutter Zeitalter, ein bisschen die Bedeutung verloren gegangen ist, was Goth eigentlich ist, was eine counter-culture Bewegung, also eine Subkultur eigentlich ist. Und, weil alternative sein sowie gothic fashion zumindest in den sozialen Medien im Mainstream angekommen sind.

Ich bin seit ungefähr drei Jahren Goth und die Musik bedeutet mir sehr viel. Die Diskussion darum, ob die Subkultur denn nun Musik basiert ist oder nicht, finde ich sehr ermüdend, denn sie trifft keine Subkultur so sehr wie die Goth Community.

Goth hat inzwischen eine sehr lange und reiche Geschichte. Formiert hat sich die Musik und in diesem Zug auch die Subkultur Ende der 70er (als das Entstehungsjahr gilt hierbei 1979, denn da erschien erstmals Bela Lugosi's Dead von Bauhaus, der als erster richtiger Goth Song gilt) aus der Punk Szene. Die Hochphase des Punk war so 1978 (gemeinhin sagt man mit dem Ende der Sex Pistols) zuende, danach kam dann der Post-Punk. Die Musik wurde dunkler und melodischer. Bands der ersten Stunde sind hier Joy Division, Siouxie and the Banshees, Bauhaus und The Cure, wobei es einige dieser Bands auch schon zu Punk Zeiten gab.

Aus dem Post-Punk hat sich dann der Gothic Rock kristallisiert. Es gibt aber auch noch andere Subgenres wie Deathrock (mehr Punk Einflüsse), Psychobilly (Rockabilly Einflüsse), Coldwave (basically europäischer Post Punk), Darkwave und Ethereal Wave. (Dann gibt's auch noch so Goth adjacent stuff wie New Wave, New Romantic, Dream Pop und Synth Pop).

Das Musikgenre ist für sich also ziemlich breit gefächert. Mit der Musik und den Bands sind Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger auch Clubs entstanden, wo Fans der Musik, also die frühe und spätere Subkultur, sich getroffen haben. Die bekannteste Venue dürfte hier das Batcave sein, das von 1982 bis '85 bestand.

Über die Jahre ist die Subkultur dann weiter gewachsen, es kamen neue Bands dazu, neue Musik, neue Styles und neue Festivals. Das in Deutschland bekannteste/größte ist das WGT (Wave Gotik Treffen), bei dem sich einmal im Jahr die Schwarze Szene aus aller Welt trifft.

Meine Beobachtung hier ist leider, dass die Anzahl an jungen Menschen in der Community seit den 2000ern stark abgenommen hat. Es gibt kaum noch Goth Clubs und selbst in einstigen Gothic Hochburgen wie Leipzig machen sie nach und nach dicht. Der Altersdurchschnitt in den wenigen Venues, die es noch gibt, liegt (zumindest bei dem, was ich erlebt habe) bei Ü-40.

Ich frage mich, warum ist diese Subkultur für junge Menschen so unattraktiv? Bzw. warum sind die einzigen jungen Gruftis, die ich finde, nur digital existent?

Im Online-Diskurs wird der Goth Community oft Gatekeeping vorgeworfen. Dass man sich den Zeiten nicht anpasst und deshalb für junge Menschen nicht attraktiv ist. Das ist meiner Meinung nach kompletter Quatsch, denn sich den Zeiten anzupassen bedeutet nicht, die komplette Definition der eigenen Subkultur aufzugeben.

Ja, jetzt kommt der Part, wo ich (21, alt), mich über Tiktok Kinder aufrege

Gothic ist ein Style. Ich habe nichts gegen Menschen, die sich gothic kleiden. Ich habe nichts gegen Teens, die diesen Style für sich entdecken. Ich finde, (junge) Menschen sollten sich so viel ausprobieren wie sie möchten, Stile und aesthetics ausprobieren, sich selbst finden. Und ich persönlich freue mich immer, wenn ich auf der Straße andere Menschen mit akternativem Kleidungsstil sehe.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 22 ⏰

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