11. Kapitel

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Mittwoch Nachmittag, draußen schien die Sonne, es war 30 Grad und ich saß zusammen mit Lina in meinem Zimmer und machte Hausaufgaben, während sie neben mir saß und malte. Wie die Schule mal wieder einen wunderbaren Tag ruinieren konnte.
"Guck mal, das sind Zed und Gabriel auf ihren Motolädern", quietschte Lina auf einmal und hielt stolz ihr Bild vor meine Nase. Sie konnte das Wort Motorräder nicht richtig aussprechen und sagte stattdessen immer 'Motoläder'. Was sich eigentlich total niedlich anhörte.
"Wow, das hast du aber schön gemalt!", lobte ich sie und betrachtete die wilden Striche und Schnörkel, die anscheinend zwei Menschen darstellen sollten. Sie grinste zufrieden und holte dann ein weiteres leeres Blatt hervor. "Danke", sagte sie dabei noch und fing schon an ein neues 'Kunstwerk' zu konstruieren. Ich wandte mich wieder meinen Hausaufgaben zu und schrieb den Aufsatz weiter, den wir in Deutsch aufbekommen hatten, als meine Mum durch die Tür spähte und mich bat, mit Lina einkaufen zu gehen wenn ich mit meinen Aufgaben fertig war. Da Dad immer noch nicht da war, half ich ihr ein wenig beim Haushalt. Sie arbeitete sowieso schon viel als Krankenschwester, deshalb konnte ich ihr ruhig auch mal etwas Arbeit abnehmen.
"Okay, mach ich", antwortete ich ihr also.
"Danke, Liebling. Der Einkaufszettel liegt mit ein bisschen Geld auf dem Wohnzimmertisch. Das Geld müsste eigentlich reichen", informierte sie mich noch. Ich nickte und erledigte dann vollends meine Hausaufgaben, bevor ich sie zusammenpackte und in meine Schultasche stopfte.
"Kommst du Lina?", fragte ich meine Schwester. Sie stand auf und wir gingen zusammen aus meinem Zimmer, um uns Schuhe anzuziehen. Ich lief noch schnell ins Wohnzimmer, holte meine Tasche, den Zettel und das Geld und machte mich dann aus dem Haus, wo Lina schon auf mich wartete.
"Kannst du mir einen Lolli kaufen?", bat sie mich, als sie meine Hand geschnappt hatte und neben mir her zum Supermarkt hüpfte. Meine Brüder waren zu Kumpels gefahren, weswegen wir bis dorthin laufen mussten. Weit war es zwar nicht wirklich, aber trotzdem würde es etwas schwierig werden, mit Einkaufstüten vollbepackt nach Hause zu gehen.
"Mal schauen", antwortete ich ihr und kramte die Einkaufsliste aus meiner Hosentasche heraus. Okay, wir brauchten nur ein paar Tomaten, Öl, Brot, Wurstaufschnitt und 2 Liter Milch. War also nicht so viel...

Damon's Sicht:
Ich schlenderte hungrig zum Kühlschrank, um mir eine Dose Cola zu holen, während in meinen Kopfhörern das Lied 'Bangarang' von Skrillex lief. Die Musik dröhnte in meinen Ohren und immer wieder sang ich einen Teil davon mit. Ich öffnete die Kühlschranktür und wollte gerade nach einer Dose greifen, als ich bemerkte das keine mehr da war. Jetzt ernsthaft? Warum zum Teufel ist nie Cola da, wenn ich gerade eine trinken will? Ich seufzte genervt und nahm mir meine Kopfhörer aus den Ohren. Dann lief ich in die Eingangshalle, zog mir meine schwarzen Air Jordans und meine Lederjacke an und schnappte mir meinen Motorradhelm. Ich checkte noch kurz ob ich mein Handy, Schlüssel und Geldbeutel dabei hatte, bevor ich aus dem Haus ging und auf mein Motorrad stieg. Wie ich dieses Baby liebte.
"Damon?", erklang plötzlich die Stimme meiner Schwester. Sie kam gerade durchs Eingangstor gelaufen und musterte mich fragend.
"Wo gehst du hin?", wollte sie schließlich von mir wissen. Als sie bei mir angekommen war, zog ich sie kurz an mich, so gut das auf meinem Motorrad eben ging und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Cola kaufen", antwortete ich ihr und ließ sie los. "Brauchst du auch was?"
"Ne ich glaub nicht. Wenn doch ruf ich dich an."
"Alles klar. Also bis nachher", verabschiedete ich mich, setzte meinen Helm auf und ließ den Motor aufheulen. Langsam fuhr ich die Einfahrt raus, bevor ich dann mit voller Geschwindigkeit die Straße entlang düste.

Fay's Sicht:
Wir betraten den Laden und Lina rannte sofort zu den Kindereinkaufswagen.
"Alle Sachen kommen da rein", informierte sie mich grinsend und schob neben mir den Wagen vor sich hin.
"Okay, dann suchen wir mal zuerst die Milch und dann das Öl."
Nach 10 Minuten standen wir endlich an der Kasse und legten die Sachen auf das Band.
"Bekomm ich jetzt meinen Lolli?", quengelte meine Schwester schon gefühlte fünfzig Mal.
"Wenn ich bezahlt habe, Lina! Jetzt hab doch noch ein bisschen Geduld." Daraufhin zog sie eine Schmolllippe, drängte aber nicht weiter.
"13,46 € macht das bitte", sagte die Verkäuferin an der Kasse und ich gab ihr 15 €.
Nachdem ich das Rückgeld bekommen hatte, bat ich Lina den kleinen Einkaufswagen zurückzubringen, während ich mir vor dem Supermarkt einen Kaffee to go besorgte. Ich lief zu dem kleinen Stand und bezahlte den Kaffe, drehte mich um und knallte prompt gegen eine Brust. Und gegen was für eine harte Brust. Leider kippte ich auch meinen halben Kaffe auf das T-Shirt desjenigen.
"Oh mein Gott, das tut mir so leid!", entschuldigte ich mich und sah hoch, um zu sehen wem ich gerade meinen brühenden Kaffee übergekippt hatte. "Ich hol schnell ein paar Serviet-.." Stockte ich als ich erkannte wer vor mir stand. Und wer hätte das anderes sein können? Natürlich Damon Black in seiner vollen Pracht und Größe.
"Sag mal kannst du nicht aufpassen? Kannst du dir vorstellen wie scheiße heiß das ist?", rief er wütend und hielt sich das nasse T-Shirt vom Körper, während er schmerzerfüllt das Gesicht verzog. Am liebsten würde ich mich umdrehen und ihn einfach da stehen lassen, aber da ich wusste wie weh so etwas tat, lief ich schnell wieder zurück und bat die Frau am Kaffeestand nach ein paar Servietten. Nachdem diese mir welche in die Hand gedrückt hatte, ging ich wieder zurück zu Damon und überreichte ihm die Servietten. Er nahm sie - nein, riss sie - mir aus der Hand und wischte sich in schnellen Bewegungen über den bereits dunklen Fleck.
"Hast du keine Augen im Kopf?", schimpfte er weiter und warf mir böse Blicke zu.
"Doch, eigentlich schon, aber nunmal nicht im Hinterkopf. Es war ein Versehen, okay? Und wenn du noch weiter so rummaulst, kipp ich gleich meinen restlichen Kaffe über dich!", schnauzte ich zurück. Wie mir dieser Kerl einfach auf die Nerven ging!
"Das würde ich mich nicht trauen." Als er fertig war, schmiss er die Servietten in den nächsten Mülleimer und rieb sich langsam über Brust und Bauch. Ohh, der große Bad Boy benutzte einen MÜLLEIMER.
"Was glotzt du jetzt so dämlich?", pöpelte er wieder.
"Ich darf immer noch gucken wie ich will", entgegnete ich provozierend. Seine Augen funkelten noch wütender und er trat langsam einen Schritt näher. Und noch einen. Und noch einen. Bis er direkt vor mir stand und ich den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn ansehen zu können.
"Hör mir mal zu, Kleine. Das du mir heute deinen Kaffe auf mein Lieblingsshirt geschüttet hast, ist ja schon schlimm genug. Aber das du auch noch so frech zu mir wirst, ist zu viel des Guten. Ich hab dir schon mal gesagt, das du nicht so mit mir reden sollst. Was kapierst du daran nicht?"
"Alles." Ja, ich weiß, vielleicht ist es keine so gute Idee ihn noch weiter zu ärgern, aber mir ging es so auf die Eierstöcke das er immer so einen auf Macho machte.
"Und was willst du überhaupt machen, wenn ich weiter so mit dir rede? Denn ich werde weiter so mit dir reden, wenn du mich weiter ständig so blöd anfährst", fuhr ich fort und blickte ihm herausfordernd in seine unglaublich grünen Augen. Er hatte eine genauso intensive Augenfarbe wie Ally, nur waren deren leuchtend blau. Wieder trat er einen Schritt näher, sodass meine Brust seinen Körper berührte. Schnell trat ich etwas zurück, um wieder Abstand zwischen uns zu bringen, doch er kam mir nach, bis er mich schließlich am Arm packte und zurückhielt noch weiter zu gehen.
"Was ich machen werde?", zischte er und lehnte sich vor. "Das wirst du dann sehen. Und du wirst es bereuen." Sein Atem streifte mein Ohr, was mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch er war einfach zu stark.
"Lass es einfach sein, Kleine", flüsterte er drohend. Ich atmete tief durch und versuchte das Zittern zu unterdrücken, das er in mir verursachte. Ich hatte keine Angst vor ihm, doch seine Drohungen ließen mich nicht kalt. Ich kannte ihn nicht und wusste deswegen nicht zu was er alles im Stande war. Trotzdem ließ ich mir meine Unsicherheit nicht anmerken und wandte den Kopf so, das ich ihm direkt in die Augen schauen konnte. Diesmal wanderte ich mit meinem Mund zu seinem Ohr.
"Warum gehst du nicht einfach auf der Autobahn spielen, hm? Geh den Leuten dort auf den Sack." Darauf war er anscheinend nicht vorbereitet gewesen, denn ich konnte deutlich Überraschung und Ungläubigkeit in seinen Augen aufblitzen sehen, als er einen Schritt zurücktrat.
"Fay?", ertönte auf einmal Lina's Stimme. Ich funkelte Damon noch einmal böse an, bevor ich mich aus seinem Griff befreite und davon stiefelte. Ich sah meine kleine Schwester vor dem Laden stehen und winkte ihr zu. Als sie mich entdeckte sprang sie auf mich zu und zeigte auf die Einkaufstüte in meiner Hand.
"Jetzt will ich meinen Lolli", grinste sie. Ich hatte ganz vergessen das ich noch die Einkäufe in der Hand hatte. Ich kramte den Lolli aus der Tasche, riss die Folie auf und reichte ihn ihr.
"Danke." Sie griff nach meiner freien Hand, hielt sie fest und steckte sich den Lolli in den Mund.
"Guck mal, da ist Damon!", rief sie plötzlich und zeigte auf einen Jungen, der auf seinem schwarzen Motorrad saß. Tatsächlich war es Damon, der mich böse anstarrte. Ich lächelte ihn nur zuckersüß an und winkte ihm kurz, bevor ich mich zusammen mit Lina auf den Weg nach Hause machte.

Damon's Sicht:
Wütend raste ich nach Hause und fluchte immer wieder über dieses verdammte Miststück. Wie konnte ein Mädchen mich so dermaßen auf die Palme bringen? Und warum verstand sie nicht das sie gefälligst Respekt vor mir haben sollte?
Zu Hause angekommen, warf ich meinen Helm auf seinen Platz, pfefferte meine Jacke auf einen Stuhl und lief in mein Zimmer. Als mir auffiel, das ich nichtmal Cola gekauft hatte, wurde ich nur noch wütender, sodass ich heftig gegen die Wand schlug.
"Fuck!", fluchte ich und sah auf meine blutenden Knöchel. Meine Wut wurde immer größer und größer, je länger ich an diese bescheuerte Schlampe dachte. Eines war klar: ich würde ihr ab morgen das Leben zur Hölle machen, Kyle hin oder her. Irgendwie würde ich es schon schaffen, ihn nicht so sehr da mit reinzuziehen. Dieses Miststück konnte was erleben. Niemand legt sich mit mir an. Und schon garnicht diese Möchtegern-Tusse!

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Hoffe es gefällt ❤️
Jessy <3

Let the Game begin, Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt