3 | Unter vier Augen

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Lina kochte im heutigen Kurs eine pikante Minestrone mit ihrer Gruppe. Wie versprochen hatte Jax die Kochstunde diesmal nicht geschwänzt.

Sam war leider immer noch schwer zu ertragen und nutzte jede Gelegenheit, um sich über irgendetwas zu beschweren. Lina wurde zwar im Umgang mit Suchtpatienten vor Beginn des Kurses geschult, dies reichte aber bei Weitem nicht aus, um sich in Sachen Sam eine erfolgversprechende Strategie zurecht zu legen.

Steven war bereits ein passionierter Koch. Er hatte sich von Linas Kurs nicht viel versprochen. Doch nach und nach musste er zugeben, dass sie ihn dazu anregte seinen Horizont zu erweitern.

Alice hingegen war mehr am essen interessiert, als an der Zubereitung. Sie war sehr dünn, was mit einer permanenten, strengen Diät zusammen hing. Während des kräftezehrenden Entzuges entpuppte sich eine gute Mahlzeit als zuverlässiges Trostpflaster für Alice, dem sie mittlerweile jeden Nachmittag vorfreudig entgegenblickte.

Jeremy machte ständig Witze und alberte bei jeder Gelegenheit gerne rum. Lina wertschätzte seine offenherzige Art. Er trug einen entscheiden Beitrag dazu bei, dass sich die Stimmung zwischen allen auflockerte. Selbst vor Sams schlechter Laune machte er keinen Halt.

Jax arbeitete heute fleißig mit, auch wenn seine Geschicklichkeit weiterhin zu Wünschen übrig ließ. Nach dem gemeinsamen Essen, blieb er auf seinem Barhocker sitzen und wartete, bis alle anderen Teilnehmer den Kursraum verlassen hatten. Lina spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch, als sie schließlich ganz allein in der Küche waren. Sie räumte die Reste in den Kühlschrank, um sich von ihrer Nervosität ein wenig abzulenken.

„Lina ...", fragte Jax schließlich, mit einem erwartungsvollen Unterton in seiner Stimme. 

Sie stellte sich ihm gegenüber an die Kücheninsel und schaute in seine Augen.

„Ja?"

„Weißt du eigentlich wer ich bin?"

Linas Herz setzte kurz aus. Sie rechnete damit, dass diese Unterhaltung irgendwann aufkommen würde. Vorbereitet war sie darauf jedoch nicht. Nachdem sie ihn sekundenlang angestarrt hatte, fing sie an zu nicken.

„Ja, ich weiß wer du bist, Jax."

„Und warum hast du nichts gesagt?"

„Was hätte ich denn sagen sollen?"

„Na, dass du es weißt."

„Ich habe dafür keinen Grund gesehen."

Jax runzelte die Stirn.

„Wie meinst du das?"

Lina suchte kurz die richtigen Worte.

„Naja ... ich bin davon ausgegangen, dass es dir unangenehm sein könnte, wenn dich hier jemand auf deine Karriere anspricht ..."

Jax lächelte.

„Da ist was dran ..."

Lina hob ihre Augenbrauen.

„Wo ist dann das Problem?"

„Es gib keins", antworte Jax. „Ich hab' mich bloß gefragt, was du wohl darüber denkst, dass ich jetzt hier bin ..."

Sie lächelte zurück.

„Es sollte dich nicht interessieren, was Leute über dich denken, Jax."

„Ich weiß. Das tut es in der Regel auch nicht. Aber bei dir irgendwie schon ..."

Linas Wangen liefen mal wieder unkontrolliert rot an.

„Es interessiert dich was ich denke?"

„Ja."

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