8 | Hey, Shorty

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Es war Montag Nachmittag. Lina stand im Kursraum mit dem Rücken zur Tür und bereitete die nächste Kochstunde vor. Die Tatsache, dass sie gleich mit Jax in einem Raum sein würde, machte sie nervös.

„Bleib' einfach professionell und lass' dich von ihm nicht provozieren", sprach sie mit sich selbst.

„Hey, Shorty ..."

Lina schreckte fürchterlich auf und drehte sich blitzartig um. Jax hatte sich reingeschlichen und nahm an der Kücheninsel Platz.

„Shorty? Ist das dein Ernst?", gab sie herablassend zurück.

In Jax' Gesicht bildete sich ein schelmisches Grinsen.

„Du führst interessante Selbstgespräche."

Wie zu erwarten, wurde Lina rot und hasste es. Umso mehr genoss Jax ihre Verlegenheit.

„Du bist zu früh", tadelte sie ihn.

„Ich weiß."

„Hast du etwa keine Freunde, Jax?"

„Uh ... immer noch wütend und rau, hm?", triezte er zurück.

Lina rollte ihre Augen.

„Wenn du schon mal hier bist, mach' dich wenigstens nützlich und hilf' mir bei den Vorbereitungen."

„Sicher", antwortete Jax. Er stand von seinem Hocker auf, ging um die Kücheninsel und blieb vor ihr stehen.

„Wir machen Spätzle", kündigte Lina an. „Ich möchte eine Portion vorbereiten, damit ihr seht, wie sie später aussehen sollen."

„Okay", antwortete Jax. „Was soll ich tun?"

„Küss mich und nimm' mich auf der verdammten Kücheninsel!", schoss durch Linas Kopf.

Sie musste sich sehr beherrschen, um nicht nochmal rot anzulaufen.

„D... den Teig ...", stotterte sie und zeigte auf alle Zutaten, die sie bereit gestellt hatte.


Jax folgte Linas Anweisungen bei der Teigherstellung und setzte kochendes Wasser auf. Dann zeigte sie ihm, wie man auf einem kleinen Holzbrett mit einem Schaber den Teig zu Spätzle formte und sie gleichzeitig vom Brett vorsichtig ins Wasser schob.

„Das ist echt tricky", sagte Jax, während er sich auf seine Arbeit konzentrierte.

„Es ist die Mühe wert", antwortete Lina. „Sie sind fertig, wenn sie oben schwimmen."

Jax schaute ihr zu, wie sie die fertigen Spätzle vorsichtig aus dem Wasser fischte. Sein Herz beschleunigte. Sie hatte nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, welch intensive Gefühle sie in ihm auslöste.

„Lina?", sagte er leise, als sie mit ihrer Arbeit fertig war.

Sie schaute zu ihm hoch. Als sich ihre Augen trafen, schlug ihr Herz einen Purzelbaum.

„Ja?"

„Ehm ... ich ..."

„Hello, hello, hello, how low, hello, hello, hello how low ...!"

Samantha und Jeremy tauchten auf und grölten wieder den Songtext von Nirvana.

„Uh! Sammy! Scheiß Timing!", stellte Jeremy fest.

„Macht euch nicht lächerlich", murmelte Lina und drehte sich grundlos zum Kühlschrank, weil ihre Wangen wieder rot aufleuchteten.

„Was hast du da gekocht?", fragte Samantha angewidert.

„Das sind Spätzle. Sie werden dein Leben verändern. Du öffnest dich heute einer neuen Erfahrung und sparst dir deine dummen Kommentare, verstanden?", befahl Lina.

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