17 | Lebenszeichen

70 15 124
                                    

Jax runzelte seine Stirn. Er hatte Linas Nummer bereits zum dritten Mal gewählt, doch sie beantwortete seinen Anruf nicht. Die große Uhr über dem Haupteingang im Foyer zeigte fünf Minuten nach zwanzig Uhr an.

Resigniert legte er den Hörer auf und beschloss einen Spaziergang im Park zu machen. Er würde es in einer halben Stunde noch mal versuchen.

„Hey Jax!", hörte er Samantha seinen Namen rufen. Sie saß mit Jeremy auf einer Parkbank und rauchte eine Zigarette.

Jax blieb vor ihnen stehen: „Hey Leute."

Jeremy schaute ihn verwundert an: „Stimmt was nicht? Du guckst so zerknittert."

Jax schnaufte: „Lina ist nach Hause gefahren, um mit ihrem Mann zu reden."

„Da ist doch gut", sagte Samantha. „Oder etwa nicht?"

„Wir haben uns heute Abend zum telefonieren verabredet. Aber sie geht nicht ran."

Samantha und Jeremy tauschten Blicke aus. Dann ergriff Jeremy das Wort: „Du denkst doch nicht etwa, sie hat ihre Meinung über euch geändert?"

Jax zuckte mit den Schultern.

„Das ist doch Unsinn", sagte Samantha. „Oder hast du etwa wieder Scheiße gebaut?"

„Nein, hab' ich nicht."

„Ich bin mir sicher, es gibt dafür eine simple Erklärung", sprach Jeremy ihm gut zu.

„Du solltest es noch mal probieren", schlug Samantha vor.

Er nickte. Dann verabschiedete er sich von den beiden und kehrte ins Foyer zurück ...


Jax hatte in der Nacht auf Sonntag kein ein Auge zugemacht. Nachdem weitere Anrufversuche bei Lina am Vorabend erfolglos geblieben waren, fing er an, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Seine Befürchtung, dass Harvey es geschafft hatte, sie zu überzeugen ihrer Ehe noch eine Chance zu geben, erschien ihm immer wahrscheinlicher.

Mit Kopfschmerzen und tiefen Ringen unter den Augen, quälte er sich am nächsten Morgen aus dem Bett. Lina hatte angekündigt, bis zum Mittagessen zurück zu sein. Sollte sie diese Vereinbarung auch nicht einhalten, musste er davon ausgehen, dass Harvey den Kampf um ihr Herz gewonnen hatte. Die Vorstellung, Lina an ihn zu verlieren war kaum zu ertragen.

Halbherzig machte sich Jax fertig für den Tag und ging im Anschluss in die Kantine, um wenigstens einen Kaffee zu trinken. An Frühstück war nicht zu denken. Dafür fühlte er sich einfach viel zu schlecht.



Es wurde Mittag. Jax war in seinem Zimmer und stand am Fenster. Von hier aus konnte er nicht nur in Linas Zimmer schauen, sondern auch den Parkplatz der Mitarbeiterunterkunft beobachten. Doch es tat sich nichts.

Ihm war mittlerweile heulen zumute. War's das also wirklich gewesen? Hatte sich Lina für ihren Ehemann entschieden und ihn eiskalt abserviert? Diese Vorstellung fühlte sich vollkommen abstrakt an. Er wollte es einfach nicht glauben.

Entschlossen trat er weg vom Fenster und entschied, Lina ein letztes Mal anzurufen. Das Mindeste, was sie ihm jetzt schuldete, war eine Erklärung!


Jax betrat wenige Minuten später das Foyer und stellte fest, dass alle Telefone besetzt waren. Genervt verdrehte er seine Augen und stellte sich in die Schlange. Seine Nervosität spitzte sich mit jeder weiteren Minute zu.

„Jax?", hörte er plötzlich Helen vom Empfang rufen.

Er schaute in ihre Richtung. Sie hatte einen merkwürdig angespannten Ausdruck im Gesicht. Er kam auf ihren Tresen zu. Helen stand von ihrem Stuhl auf und wartete bis er ihr gegenüber stand.

Morro Bay IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt