26 | Gemeinsames Leben

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Lina saß auf ihrem Patientenbett und wartete. Neben ihr lag ihre gepackte Reisetasche. Sie war nervös. Jeden Moment würde Jax zur Tür reinkommen, um sie nach Hause zu bringen. In sein Zuhause.

Ihr Unfall hatte ihre eigenen Vorstellungen von einer gemeinsamen Zukunft mit Jax über den Haufen geworfen. Er und Harvey haben die Entscheidungen für sie getroffen. Sie fühlte sich fremdgesteuert. Aber welche Wahl hatte sie an diesem Punkt? Ihre finanzielle Situation war miserabel. Ihre Stelle in der Entzugsklinik wurde in der Zwischenzeit neu besetzt. Und ihr Buch war längst nicht fertig.

Die Tür öffnete sich. Jax betrat den Raum und brachte sie zurück aus ihren Gedanken. Mit einem breiten Lächeln kam er auf sie zu, blieb vor ihr stehen und küsste ihre Stirn: „Bist du bereit?"

Sie lächelte zurück und nickte. Dennoch bemerkte er ihre Angespanntheit: „Ist alles in Ordnung?"

Wie sollte sie ihre Gefühle nur erklären? Sie hatte Jax viel zu verdanken. Er nahm sie bei sich auf, als sei es vollkommen selbstverständlich. Ihm vorzuwerfen, dass er es über ihren Kopf entschieden hatte, fühlte sich falsch an. Außerdem, wo sollte sie sonst hin? Es gab keine Alternativen.

„Ja, ich bin nur ein wenig aufgeregt. Das ist alles", log sie und stand vom Bett auf.

Jax griff ihre Reisetasche und legte seinen freien Arm um ihre Schultern. Dann küsste er ihre Schläfe: „Ich bin auch aufgeregt. Hoffentlich gefällt dir dein neues Zuhause. Meine Haushälterin Maria hat dir einen Begrüßungskuchen gebacken."

Linas Herz machte einen Aussetzer. Ihr Gedächtnis hatte ihr damaliges Aufeinandertreffen mit Maria ausradiert. Doch jetzt schossen urplötzlich alle Erinnerungen ungefiltert in ihren Kopf - sie hatte Marias beunruhigendes Telefonat belauscht und war daraufhin vollkommen überstürzt nach Morro Bay aufgebrochen. Wie konnte sie diesen wichtigen Schlüsselmoment vergessen?

„Warum hast du damals entschieden, nach dem Besuch bei Harvey direkt zurück nach Morro Bay zu fahren, anstatt in meinem Haus zu übernachten?", fragte Jax plötzlich.

Lina schaute ihn mit großen Augen an. Konnte er etwa ihre Gedanken lesen? Wie dem auch sei, Maria musste ihm verheimlicht haben, dass sie aufgekreuzt war und sehr wohl vorhatte, in seinem Haus zu übernachten.

„Ich wollte dich sehen", beantwortete Lina seine Frage. Es war nicht gelogen. Sie wollte schnellstmöglich zurück nach Morro Bay und ihn zur Rede stellen, ob Marias Behauptungen über sein bisheriges Liebesleben stimmten.

„Das hättest du dir nicht zumuten sollen", antwortete Jax.

Lina lächelte ihn an: „Wir können die Zeit nicht zurückdrehen."


Auf dem Weg nach Beverly Hills, spitzte sich Linas Angespanntheit zu. Sie fragte sich, wie sie auf Maria reagieren sollte. Jax nahm schließlich an, dass sich beide Frauen nicht kannten.

„Shorty? Ist wirklich alles gut?", fragte er. Irgendwie fühlte er, dass mit ihr was nicht stimmte.

„Ich mache mir Gedanken, wie es weitergehen soll", antwortete sie.

„Weitergehen womit?"

Lina beschloss, von ihren eigentlichen Gedanken mit ihrer anderen Sorge abzulenken: „Ich habe kein Einkommen, Jax. Meine Ersparnisse sind fast ausgeschöpft. Ich fühle mich vollkommen mittellos."

Er griff ihre linke Hand, hob sie hoch und küsste zärtlich ihre Finger.

„Dir wird es an nichts fehlen, mein Liebling. Mach' dir keine Gedanken."

„Ich will nicht auf deine Kosten leben."

„Es ist doch nichts dabei ..."

„Doch das ist es. Ich möchte es nicht", fiel sie ihm energisch ins Wort.

Morro Bay IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt