Kapitel 1

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Obsidianstern saß vor seinem Anführerbau. Sein Blick richtete sich gen Himmel, der hell erleuchtet war durch das sanfte Licht der Sonne. Seit ein paar Monden hatte er nun die Position des Anführers im Dornenclan inne. Er sollte glücklich sein, doch das war er nicht. Warum? Das konnte er selbst nicht erklären. Ein beklemmendes Gefühl lastete schwer in seiner Brust, seitdem er die Verantwortung als Anführer des Clans übernommen hatte.

Der Anführer entließ ein leises Seufzen, während er Blütenjunges zusah, wie sie einem Moosball hinterherjagte. Obsidianstern rappelte sich langsam auf die Pfoten und schlich durch das Lager. Ein erdrückendes Unbehagen durchzog die Luft, als Obsidianstern vor seinem Anführerbau verharrte. Er spürte instinktiv, dass etwas nicht stimmte, doch die genaue Ursache entglitt ihm. Ein düsterer Schatten schien über dem Lager zu schweben, während er das unangenehme Gefühl hatte, dass hasserfüllte Blicke sich wie messerscharfe Pfeile auf ihn richteten. Der Druck in seiner Brust verstärkte sich, als wäre er gefangen in einem unsichtbaren Netz aus Misstrauen und Unruhe.

Der Anführer entdeckte Düstermaske alleine herumsitzen und ging auf den jüngeren Kater zu. ,,Hallo, Düstermaske", begrüßte er den Krieger, doch da spürte er wieder den Hass. Was zum Sternenclan war hier los?!

Düstermaske hob den Kopf und sah Obsidianstern an, seine Augen von einem düsteren Schleier umhüllt. Ein unangenehmes Schweigen lag zwischen den beiden, bevor Düstermaske schließlich mit einer Mischung aus Verachtung und Zorn antwortete: ,,Hallo, Obsidianstern. Oder sollte ich besser sagen, Hallo, Anführer, der nichts versteht?"

Obsidianstern war sprachlos angesichts dieser feindseligen Reaktion. Er versuchte, die Situation zu klären: ,,Was ist passiert, Düstermaske? Warum dieser Hass?"

Düstermaske schnaubte verächtlich. ,,Du verstehst nicht, was hier vor sich geht. Du, der einfach glaubt, alles sei in Ordnung. Aber du kennst die Wahrheit nicht."

Die Spannung in der Luft war förmlich greifbar, und Obsidianstern spürte, dass hier mehr im Verborgenen lauerte. Entschlossen sagte er: ,,Düstermaske, ich möchte es verstehen. Lass uns reden und gemeinsam eine Lösung finden."

Doch Düstermaske schüttelte den Kopf. ,,Es gibt kein Reden mehr, Anführer. Du wirst nie verstehen." Mit diesen Worten sprang er auf und verschwand zwischen den Schatten des Lagers, und Obsidianstern blieb ratlos zurück.

Der Anführer seufzte leise und sah hilflos durch das Lager. Sein Blick fiel auf einen der Ältesten, Aschenfeder. Der junge Kater ging hinüber zu dem alten Kater. ,,Hallo, Aschenfeder", sagte er in einem höchst höflichen Ton.

Aschenfeder, der gemütlich in seinem Nest lag, öffnete langsam die Augen und erwiderte den Gruß mit einem freundlichen Nicken. ,,Obsidianstern, mein Anführer. Was führt dich zu einem alten Krieger wie mir?"

Obsidianstern setzte sich neben Aschenfeder und seufzte erneut. ,,Die Atmosphäre im Clan ist angespannt, Aschenfeder. Es gibt Unmut, Hass. Ich verstehe es nicht, was vor sich geht. Hast du eine Ahnung was hier vor sich geht?"

Aschenfeder legte bedächtig seinen Schwanz um die Pfoten. ,,Die Zeiten ändern sich, Obsidianstern. Manchmal müssen wir genauer hinschauen, um zu verstehen, was in den Herzen unserer Clanmitglieder vorgeht. Vielleicht gibt es ungelöste Konflikte oder ungesagte Worte, die im Verborgenen brodeln."

Obsidianstern nickte nachdenklich. ,,Aber wie kann ich das herausfinden? Es scheint, als würden einige Krieger etwas verheimlichen. etwas wovon ich nicht Erfahren sollte."

Aschenfeder lächelte leicht. ,,Manchmal müssen die Anführer einen anderen Weg gehen. Höre nicht nur auf das, was gesagt wird, sondern auch auf das, was ungesagt bleibt. Beobachte die kleinen Zeichen, die Sprache der Augen. Du wirst vielleicht mehr verstehen, als du denkst."

Obsidianstern seufzte leise. ,,Ich gebe mein Bestes...", murmelte er und zuckte leicht mit dem Ohr. ,,Ich danke dir, Aschenfeder. Brauchst du irgendwas?" fragte er den Kater.

Aschenfeder schüttelte den Kopf. ,,Nein, Obsidianstern, ich habe alles, was ein alter Krieger braucht. Sorge dich um den Clan und finde den Frieden wieder. Das ist jetzt wichtiger."

Obsidianstern nickte dankbar und erhob sich, um seiner Pflicht als Anführer nachzukommen. Während er durch das Lager ging, ließ er die Worte von Aschenfeder in seinem Kopf nachklingen und versuchte, die verborgenen Spannungen im Clan zu entwirren. Es würde nicht einfach werden, aber er war fest entschlossen, das Problem anzugehen und auf eine hoffentliche Lösung zu finden. 

Der Anführer wusste, dass er den Hauptverursacher der Unruhe im Clan identifizieren musste, um wirkungsvoll handeln zu können. Er beschloss, mit den Kriegern zu sprechen und behutsam nach den Ursachen des Unmuts zu suchen.

(708 Wörter)

Rache Des AnführersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt