Kapitel 15.

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Als ich so langsam wieder zu mir kam, spürte ich die harten Bodenwellen, wir waren wohl in einem Auto auf einem Feldweg oder zumindest sehr löchrigem weg unterwegs. Mühsam versuchte ich meine Augen zu öffnen, aber ich war verdammt schwach, meine Wunden taten nicht stark weh, aber ich hatte wohl einiges abbekommen. Ich konnte mich nicht bewegen, war gefesselt, spürte die festen Seile um meine Beine, zum Glück war ich immer noch in meiner Wolf Form, in dieser fühlte ich mich sicherer als in meiner Menschenform. Endlich konnte ich meine Augen offen halten, ich konnte den Himmel erkennen, ich lag gefesselt im laderaum eines Autos, bei mir war niemand. Ich versuchte mich zu drehen, was nicht möglich war. Etwas panisch wurde ich nun doch, nicht nur die Beine waren gefesselt, nein ich war auch noch fixiert und hatte eine Maulkorb auf, da wollte wirklich einer sicher gehen. Krampfhaft versuchte ich den Kopf zu heben, um zur Fahrerkabine gucken zu können, was aber nicht gelang, ich konnte mir nur den Himmel anschauen und das Rütteln unter mir wahrnehmen. Ich versuchte mir die Sterne einzuprägen, um mich hoffentlich später an ihnen Orientieren zu können. Ich hatte keine Ahnung was auf mich zukommen würde, ich wurde von Jägern erwischt, was hatten diese vor? Wieso fingen sie mich?

Das Auto rollte weiter, es schien stunden zu dauern, so langsam fing es auch wieder an hell zu werden. Wie lange waren wir unterwegs?

Die ganze Fahrt über, zumindest den Teil den ich wirklich bei Bewusstsein war, machte ich mir vorwürfe, wie dumm ich doch mal wieder war, einfach raus gegangen zu sein, so langsam war mir auch bewusst, wieso das Rudel wie ausgestorben war, wieso keiner anzutreffen war, es hatten sich alle versteckt, weil Jäger da waren. Klingt komisch, aber selbst wenn man in Menschenform rum lief, konnte man gefahr laufen von Jägern erwischt zu werden, diese mussten ja nur Wolfswurz an uns austesten und zack, wussten sie das wir Werwölfe waren, mir uns wurde gehandelt, man hielt und als Raritäten, oder tötete uns, die Menschen hatten auch bei uns so irre sachen wie die nummer mit der Hasenpfote als Glücksbringer. Natürlich wussten nicht alle Menschen, dass Felle oder Körperteile von Wölfen auch welche von Werwölfen waren, aber den meisten war es ja sowieso egal, was sie anderen Lebewesen antun.

War ich also bei solchen Jägern gelandet? Würde mich Silvan retten? Würde mich überhaupt jemand retten? Würde ich noch lange genug leben, um mir weiter solche Sorgen zu machen? Höchstwahrscheinlich schon, denn, sie haben mich nicht direkt getötet, wenn sie nur mein Fell wollen, hätten sie mich direkt töten können, aber sie haben mich nur verwundet und auch versorgt, also bin ich Lebend wohl mehr wert.

Ich war in meinen Gedanken verloren, als das Auto langsamer wurde und zum Stehen kam.

Beide Türen wurden aufgerissen und direkt wieder zugeschlagen.

Die Klappe vom Laderaum, auf dem ich lag, wurde auf gemacht und ich konnte einem Mann in die Augen blicken, er trug eine dicke Wollmütze und hatte einen dichten und längeren Bart. "Na, wer ist da denn wach?" "Schön, dass du die Fahrt gut überstanden hast", grinste er mir ins Gesicht. Ich unterdrückte ein Knurren, ich starrte ihn nur an, beobachtete jede Bewegung.

"Versuch es gar nicht", richtete der Mann an mich, als er die Seile, die über mir gespannt waren, löste.

Sie wussten also, dass ich sie verstand, mit einem normalen Wolf würde man nie so reden, okay, ich sah auch kein Stück aus wie ein normaler Wolf, gehofft hatte ich trotzdem.

"Ey Jo! Fass mal mit an, das Vieh ist riesig", rief der bärtige Mann.

Kurz darauf kam ein weiteres Gesicht in mein Blickfeld, ein jüngerer Mann, einige blonde Strähnen ragen unter seiner roten Mütze hervor. Sein Blick sprach Bände, es tat ihm leid, ich tat ihm leid.

Beide zogen mich an meinen Beinen vom Wagen, auf einen Karren. Das tat ziemlich weh, ich gab aber keinen Laut von mir. Jetzt spürte ich das Wolfswurz in meinem Körper, was mich so schwach bleiben ließ. Und wie sie Bescheid wussten.

Der junge Mann schob mich über einen Hof, wo ich den Horror sehen konnte. Überall waren Käfige, mit Wölfen, überall hingen Wölfe, tote. Das hier war ein Schlachthof, hier wurden Wölfe wie Vieh behandelt, verkauft und geschlachtet, meine Augen schweiften nur so umher und füllten sich mit Tränen.

"Schau besser nicht so genau hin, mit dir haben sie noch schlimmeres vor", kam vom jungen Mann.

Mein Blick wanderte sofort zu ihm, als unsere Blicke sich trafen, sah ich Mitleid in seinen, die dann aber in Erschrecken wechselten. 

"Du bist wirklich einer von denen, oder?" fragte er mich, ich starrte ihn nur weiter an, ich konnte zwar inzwischen spüren, dass mein Gefühl in meinen Gliedmaßen immer besser wurde, das Wolfswurz also nachlässt, aber ich durfte nicht riskieren, dass das einer mitbekam.

"Wir haben noch nicht viele von euch erwischt, ein paar wenige in dem Gebiet wo wir auch dich her haben, aber als mein Vater dich sah, war er hoch begeistert, du bist so wunderschön und so groß, meinte er", er war in Plauderlaune. Ich guckte ihn weiter an, in der Hoffnung, er würde mir weitere Informationen geben.

Es rüttelte wieder, er schob den Karren eine Stufe hoch, in ein Gebäude rein. Da es draußen hell wurde, war es jetzt im ersten moment stockdunkel in dem Gebäude.

Als meine Sicht sich angepasst hatte, erkannte ich wieder Käfige mit Wölfen, großen, kleinen, schwarzen, weißen, braunen und so weiter. Aber nur Wölfe.

Dutzende Felle hingen an den Wänden, waren aufgestapelt, das hier war kein Schlachthof, es war eine Pelzfarm. Natürlich suchten sie auch nach Werwölfen, unser Fell war dichter, robuster und doch weicher.

Er schob mich weiter, durch den Gang zwischen den Käfigen, kein Wolf knurrte oder jaulte mehr, als ich neben seinem Käfig hergeschoben wurde, wussten sie, was ich bin. Das bekamen auch die Menschen im Raum mit, diese fingen an zu starren, der junge Mann schob mich einfach weiter, bis zu einem weiteren Raum, als wir diesen betraten, änderte sich die Aura um uns schlagartig, als wenn wir durch einen Vorhang sind.

Es waren wieder überall Käfige, in denen deutlich größere Wölfe waren, ich spürte es sofort, in jedem Käfig waren Werwölfe aus verschiedenen Rudeln.

Er schob mich auch an den Käfigen vorbei, dabei reagierten die Wölfe nicht wie die normalen, sie gingen zwar auch einen Schritt zurück, aber schauten mich an. Ich kämpfte gegen den Drang, mich kleiner zu machen.

An einem leeren Käfig angekommen, wurde dieser aufgesperrt, ein zweiter Mann kam dazu und beide hoben mich hoch und warfen mich in den Käfig. Der junge Mann kam noch zu mir runter und löste meine Fesseln und den Maulkorb. Ich blieb reglos liegen, schaute ihn nicht an.

Die Tür wurde geschlossen und die Männer gingen.​

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Flucht der WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt