Kapitel 6.

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Selbstverständlich habe ich die Nacht kein Auge zu bekommen, ich lag wach und starrte an die Decke meines Schlafzimmers. 

Und machte mir unendlich Gedanken über die letzte Aussage des blonden Werwolfs.

Die Furcht zerfraß mich beinahe, die Geschichten, die mir meine Eltern als Kind erzählten, kamen mir wieder in den Sinn, was mit meiner Blutlinie alles gemacht wurde, welche Qualen man erleiden musste, nur weil andere mehr Macht wollten.

Ob sie mich morgen abholen würden?

Ich hatte wirklich Angst, wahnsinnige Angst.

Als meine Wecker klingelten, sprang ich vor Schreck fast an die Decke, ich war wirklich die ganze Nacht wach.

Ich zwang mich mutig zu sein, über meinen eigenen Schatten zu springen, ich machte mich fertig für die Arbeit, duschte, zog mich an, frühstückte, packte meine Sachen, denn draußen war es heute wieder sehr nass und ungemütlich.

Im Auto zögerte ich noch einmal kurz, den Motor überhaupt zu starten.

In Gedanken sprach ich mein Mantra, Cara du schaffst das, nur noch 13 Tage, mein Countdown lief und dieser musste mich aufrecht erhalten.

Also fuhr ich zur Arbeit.

Dort war natürlich so gut wie immer dasselbe los, meine Kollegen hatten mir die Arbeit übrig gelassen, juhu.

Die Kunden stellen wieder die Cleversten fragen und, wenn man dann eh schon gereizt ist und wenig geschlafen hat, muss man echt mit sich kämpfen, nicht laut auszusprechen, was man gerade denkt.

Irgendwann hatte ich mich so weit durch die neuen Pflanzen gekämpft, dass ich ziemlich weit hinten im Gelände zu tun hatte, was heißt, Ruhe vor den Kunden, hier kam selten einer absichtlich hin.

Die Ruhe bei der Arbeit und der leichte Nieselregen ließen mich etwas in meine Gedankenwelt abschweifen.

Wer der beiden wohl mein Mate ist? Wie er wohl lebt? Sucht er mich schon lange? Ist er älter oder jünger? Er wird sicher noch nicht von mir wissen, auch wenn er mir schon gegenüberstand, sonst wäre seine Reaktion eine andere gewesen, er hätte mich nicht einfach so gehen lassen, oder?

"Hallo"

Ich habe mich so erschreckt, aus dem nichts stand jemand neben mir und sprach mich an, ich war so derbe in Gedanken, ich habe komplett meine Umgebung aus den Augen verloren, wie konnte das passieren? Zu meinem Glück konnte ich mir einen Aufschrei verkneifen, aber ein Zusammenzucken war nicht zu vermeiden und das wurde nicht übersehen.

"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, ich wusste nicht, dass du so in Gedanken bist", kam von meinem Erschrecker.

Da war sie diese Stimme, ich traute mich nicht, den Blick zu heben, ich erkannte, wer da vor mir stand. Mein Mate.

Ich konnte keine weiteren paar Schuhe erkennen und auch niemanden außer ihn riechen, er schien also, dass er alleine hier war, er musste es also wissen, spätestens jetzt muss er mich riechen können. Der Regen war bei weitem nicht stark genug, um das zu verdecken und ich hatte mich eben bei einigen Aufgaben etwas anstrengen müssen, was meinen Geruch verstärkt haben wird. Scheiße.

Ich seufzte und richtete mich dann doch auf, eine andere Wahl hatte ich ja nicht.

Und wen sah ich in die Augen? 

Es war der blonde Werwolf, dessen Namen ich immer noch nicht kannte.

Ich konnte nichts anderes mehr wahrnehmen, als seine Augen und seinen Geruch, ich war wie berauscht, er war mir so nahe.

Flucht der WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt