Kapitel 16.

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Ich war jetzt schon einige Tage hier, keiner der Jäger sprach mit uns, sie brachten nur jeden Tag eine kleine Menge an Futter, ja als Futter würde ich das bezeichnen, zu uns. Wir waren alle Werwölfe in den hinteren Käfigen, aber keine wagte es, seine Gestalt zu wechseln.

Gestern haben sie zwei von uns geholt, bis jetzt ist noch keiner zurückgekommen, ich befürchte das wird auch nicht passieren. Wenn die Jäger kamen, duckten wir uns nur, keiner wollte der nächste sein, nur einer starrte sie jedes mal böse an und man konnte spüren wie er versuchte ein knurren zu unterdrücken, es war ein Wolf mit eisblauen Augen und absolut weißem Fell, er musste aus einer sehr hohen Familie stammen, seine Blutlinie schien sehr rein gehalten worden zu sein. Ich hoffe, dass dann jemand kommen würde, wenn wir schon einen Adel hier hatten, müsste er ja gesucht werden. Das ließ meine Gedanken wieder zu Silvan gleiten, ob er mich sucht? Er war bestimmt stinksauer, dass ich abgehauen bin, aber sie hätten mir ja mal Bescheid geben können, obwohl ihm dann bestimmt bewusst war, dass ich gehen würde, dass Jäger eine große Gefahr waren. Aber guck an, ich war ja so doof und bin selbst zu ihnen, gedanklich war das mal wieder einen patscher auf die Stirn wert.

Die Tür ging auf und die Jäger kamen rein, es war zeit fürs Futter, ich machte mich noch kleiner in meine, winzigen Käfig, ich wollte nicht weiter auffallen, keinem Jäger und keinem Wolf, deswegen versuchte ich auch mit keinem über Gedanken zu sprechen, ich wartete einfach. Aber ob das wieder Zweifel in mir hochkommen lässt? Ja, aber hallo, ich war voller Furcht, Panik, Verzweiflung und Wut. Ach, es kamen einfach alle schrecklichen Gefühle hoch.

Die Worte des jungen Jägers hallten auch immer wieder in meinem Kopf, mit mir hätten sie Schlimmeres vor, was das wohl zu bedeuten hatte? Den jungen Jäger habe ich seitdem nicht wieder gesehen.

Ich zuckte zusammen, als mir eine Schale mit Futter durch die untersten Gitterstäbe zugeschoben wurde, wieder war ich zu sehr in meiner Gedankenwelt gewesen. 

Der Jäger schaute mich finster an "Na, du kleines Drecksvieh?" “Ich habe keine Ahnung, was an dir so besonders sein soll, aber der Chef bekommt ‘ne scheiß Menge für dich angeboten". 

Charmant der Mann, er war mir direkt ans Herz gewachsen, wenn ich könnte, würde ich jetzt die Augen verdrehen.

Angebote? Wurde ich gerade verkauft? Warum sagt mir denn keiner was hier los ist? Wo bin ich?

Der Jäger ging weiter und ließ mich wieder die anderen Wölfe sehen, entweder waren sie am Fressen oder verängstigt in der Ecke ihres Käfigs, doch da bemerkte ich das der weiße Wolf mich beobachtet und garantiert versucht hat zu hören was der Jäger zu mir sagte. Hoffentlich hat der mich nicht erkannt, idiotisch solche hoffnungen zu haben, wenn ich schon sonst kein glück hatte, vielleicht ja da endlich mal.

Der weiße Wolf starrte mich an, es war unglaublich unangenehm, ich fühlte mich wie bloßgestellt.

Dann passierte das, was ich befürchtet habe: Er sprach mit mir über Gedanken, er war also wirklich ein hoher Wolf, sonst würde er nicht einen Kanal zu mir aufbauen können. 

"Es wird bald hilfe kommen, wir müssen noch aushalten, Jeremejewits"

Fuck! Er wusste wer ich war, besser gesagt zu welcher Blutlinie ich gehörte, diese bezeichnung hatte ich nur zweimal gehört, als meine Mutter sie mir damals erklärte und als man meine Familie abgeschlachtet hat, da wurde es immer wieder gerufen 'Jeremejewits, Jeremejewits'. Um uns aus unseren Verstecken zu locken.

Die hohen aus den Blutlinien bekamen namen von seltenen Edelsteinen, ich finde die Namen allesamt schrecklich und viel zu kompliziert, aber naja, für meine Linie war es der Jeremejewits, für den weißen Wolf müsste es dann der Grandidierit sein, wenn ich das noch richtig weiß und ihn richtig einsortiert, obwohl ich nicht mal weiß wie hoch sein rang sein könnte. Zu welchem Zweck das damals mit den Steinen so benannt wurde weiß ich nicht.

Meine Panik spiegelte sich wohl selbst in meinem Wolfsgesicht wider. "Du bist hier in großer Gefahr, du musst hier schnell weg, die Jäger wissen, was für ein Werwolf du bist, ich hoffe, meine Leute kommen bald." "Bitte halte noch durch" versuchte der weiße Wolf mich zu beruhigen.

"Mein Name ist Lucian und glaube mir, sie werden kommen" trotz seiner Worte schaute ich ihn nur an, ich starrte förmlich, ich wusste nicht zu reagieren, die Situation wurde immer schlimmer für mich. Die Jäger, die was weiß ich mit mir vorhatten, ein wahrscheinlich ganzes Wolfsrudel was auf dem Weg hierhin war, was mich dank Lucian jetzt finden wird. Abwarten war keine Option, jetzt mussten wahre Pläne gemacht werden, Flucht war das Ziel.​

“Ich weiß du hast Angst, keiner dachte mehr, dass es noch Werwölfe aus eurer Linie gibt, aber du bist hier." “Mir wurde immer erzählt ihr seid alle ausgelöscht worden, aber nein keinesfalls”

Ich versuchte mir das Knurren zu verkneifen, er hat ja leicht reden, er hat keine Ahnung, was meine Familie erleben musste, was ich ertragen musste und wahrscheinlich noch ertragen muss, jetzt wo ich aufgeflogen bin. Ich wollte mir nicht ausmalen was…

“Bitte rede doch mit mir, ich hab echt lange gebraucht bis ich das mit der Verbindung hinbekommen habe”

Das ließ mich schnauben, denn es war lustig, für mich zumindest, denn ich konnte das so leicht vollbringen wie Atmen, aber andere Wölfe konnten das nicht, da ging das nur im eigenen Rudel.

“Ich möchte keine Hilfe, ich schaffe das wie immer alleine", gestand ich ihm, in der Hoffnung, er würde die stille Bitte mit heraushören. 

“Das kann ich aber nicht zulassen”, kam es nur von Lucian.

Ich wollte zum knurren ansetzen und mich dann wegdrehen, aber Lucian sprach weiter.

“Ich kann mir denken das du viel durch gemacht hast, ich weiß was deiner Blutlinie angetan wurde, ich weiß was ihr könnt”

Nein, wusste er nicht.

“Ich weiß dass du hier alleine raus willst und, wieder untertauchen möchtest, aber das wirst du auch mit deinen Fähigkeiten nicht alleine schaffen, also lass mich dir bitte helfen und dann kannst du verschwinden”

Er schaute mir bei jedem Wort in die Augen, er wollte damit wohl seine Ehrlichkeit beweisen. Aber konnte ich ihm vertrauen? Würde er mich wirklich einfach so gehen lassen? 

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Flucht der WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt