vergissmeinnicht

Köln

Aufgeregt schweifte Idas Blick immer wieder zu der Uhr auf ihrem Handy.
In weniger als 2 Stunden begann das Spiel und sie war immer noch im Hotel und haderte mit sich, welches Outfit sie nun anziehen sollte. Schließlich wollte sie nicht overdressed und auf gar keinen Fall unterdessen im Stadion auftauchen.

"Also wenn du noch länger überlegst, brauchst du dich gar nicht mehr entscheiden, denn dann ist das Spiel schon längst vorbei." grinste Laura, mit der sich Ida ein Zimmer teilte, während sie hier in Köln waren.
"Wäre auf jeden Fall einfacher." gab Ida leise zurück während sie verzweifelt zu ihren Auswahlmöglichkeiten schaute, die sie auf dem Bett ausgebreitet hatte.

"Die sind beide schön und weder too much noch underdressed. Zieh das an worin du dich am wohlsten fühlst." lächelte die Ältere von den beiden.
"Aber was, wenn es Alex nicht gefällt?" besorgt blickte die Brünette zu der Ehefrau von Svenja.
"Oh glaub mir, Alex findet alles toll, was du trägst." schmunzelte Laura während sie näher zu der 24-Jährigen trat.
"Du machst dir viel zu viele Gedanken Ida."
"Aber was wenn-"
"Nein, kein aber. Zieh einfach das Pastell blaue Kleid an." Laura wusste das Ida in diesem Moment eine klare Anweisung brauchte, denn ohne würden sie wahrscheinlich noch morgen hier stehen.

Langsam nickt die Jüngere und nahm das Kleid in die Hand und verschwand in Richtung Bad.
Erleichtert über die einfach Akzeptanz ihrer Seits, seufzte Laura leise aus und schmunzelte in sich hinein.
Ida hegte wahrscheinlich nicht weniger Gefühle für Alex, als Alex für Ida und war sich dessen vermutlich nicht einmal komplett bewusst.
Durch ihre Frau Svenja war sie natürlich direkt an der Quelle und bekam nicht nur das ein oder andere Gespräch zwischen Alex und Svenja mit, sondern war oftmals sogar fester Bestandteil der Konversationen.

Nicht zuletzt war Hauptgesprächsthema, die besorgten Nachrichten die Alex nach der bitteren Niederlage gegen Frankfurt erhielt.
Ida hatte sich sogar extra ein Abo für den Streaminganbieter DAZN geholt, nur um Alex bei ihrer Lieblingstätigkeit beobachten zu können.

Mit einem eher unguten Gefühl sah Ida vor einigen Tagen zu ihrem Fernseher. Sie war zwar kein Profi aber selbst sie verstand, dass eine 0:4 Niederlage schmerzhaft war.
Und das, was sie den Erzählungen des Kommentators entnehmen konnte, war es eine sehr entscheidende Niederlage im Kampf um den Ligatitel gewesen.

Sie wusste allerdings ebenfalls darüber Bescheid wie sehr Ida mit sich gerungen hatte eine Nachricht an Alex zu verfassen. Zu sehr hatte sie das Gefühl sie nur weiter zu nerven oder gar noch mehr zu verletzen, was Laura ihr direkt auf der 3-stündigen Autofahrt hier her ausgeredet hatte.

Auf dieser lernten sich die beiden Frauen nicht nur näher kennen, sondern stellten ebenfalls fest, dass sie einige Interessen teilten, welche weit über den Fakt, dass beide anscheinend eine Vorliebe für Fußballerinnen hatten hinausführten.

"Bist du dir sicher das, dass Outfit Alex gefallen wird?" unsicher kam die Brünette aus dem Bad und betrachtete sich in Spiegel.
"Ida!" lachte Laura leise und ging zu der Jüngeren.
"Du siehst toll aus. Und Poppi findet es bestimmt auch wunderschön und jetzt komm. Wir werden sonst nie im Stadion ankommen." lächelte die Älter und griff nach Idas Hand.

Gemeinsam machten sich die beiden Frauen auf den Weg zum Stadion, wo bereits tausende Menschen standen und warteten bis der Einlass begann.
In diesem Moment war Ida insgeheim sehr froh darüber mit Laura hier zu sein und nicht alleine. Vermutlich wäre sie spätestens jetzt direkt wieder umgekehrt.

"Es sieht stressiger aus als es ist", versicherte Laura der Brünette, da sie Idas aufkommende Nervosität spürte.
Zusammen bahnten sich die beiden ihren Weg durch das Getümmel, bis sie schließlich an ihren Plätzen ankamen.

Ida war jetzt schon völlig fertig, dabei hatte das Spiel noch nicht mal begonnen. Kurz blickte sie zu Laura, die sich einmal um schaute.
Sie schien die ganze Sache gar nicht aus der Fassung zu bringen. Nun gut, Ida musste fairerweise zugeben, dass Laura das ganze Prozedere wahrscheinlich schon öfter durchgemacht hatte.