give me some morphine - LS

22

Mein Wecker klingelte.
Ich grummelte leise. Noch bevor ich überhaupt die Augen öffnen konnte wurde es mir bewusst.

Schule.

Ich muss zur Schule!

Meine Augen sind noch nichtmal geöffnet, aber ich kann schon die Tränen in ihnen spüren. Ich will nicht!
Seufzend stellte ich meinen Wecker aus.
Das ekelhafte Gefühl in meinem Bauch will nicht weggehen. Es hält mich davon ab aufzustehen oder mich gar zu bewegen. & es macht nur noch schlimmer.
Ich kann es nicht beschreiben, nur dass es nicht schön ist.

Nichts ist schön, hab ich das Gefühl.

Alles ist ein Kampf.
& ich will nicht mehr kämpfen. Das hab ich schon viel zu lange. Wieso kann es nicht einfach aufhören?!
Wieso kann ich nicht einfach so wie alle anderen in die Schule gehen & glücklich sein?!

Nein ich will nicht mal glücklich sein. So viel verlange ich garnicht. Ich will einfach, dass der Schmerz weggeht. Dass ich zufrieden bin & nicht immer kämpfen muss.

Ich bin so müde!

„Harry." flüsterte Mama als sie meine Zimmertür öffnete. „Aufstehen." ihre Stimme ist sanft. Sie weiß mittlerweile, dass ich Morgens besonders empfindlich bin.
Mama muss jeden Morgen zu mir ins Zimmer kommen, damit ich auch wirklich aufstehe. Sonst würde ich es nicht schaffen.

Mama seufzte. Ich sah sie nicht, da ich mit dem Rücken zu ihr lag, aber ich merkte wie sie auf mein Bett zu kam. „Harry zu musst in die Schule." flüsterte sie & legte ihre Hand auf meine Schulter. Ich schniefte. „Ich will nicht." weinte ich nun.

Es ist nicht nur ein einfaches ich will nicht es ist eher ein ich kann nicht.

Ich kann jetzt nicht aus dem Bett!
Ich kann nicht in die Schule!
Ich kann nicht!

Es ist gerade nichtmal vorstellbar mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Geschweige denn, wirklich in die Schule zu gehen.

„Harry bitte." Mama seufzte. „Ich weiß, dass es schwer ist Schatz. Aber du kannst das Haz."
Heftig schüttelte ich den Kopf, bevor ich mich zu ihr umdrehte & sie weinend ansah.
„Du weißt nicht wie es ist!" weinte ich laut. „Du weißt nicht wie schlimm es ist!"
Ich krampfte mich weinen zusammen. Ich will Mama nicht so anschreien. Sie will mir nur helfen. Aber sie kann mir nicht helfen.
Niemand kann das.

„Haz komm her." sagte Mama sanft. Ich setzte mich langsam auf & fiel in ihre Arme. Dort weinte ich nur noch mehr. Ich kann nicht zur Schule gehen!

„I-ich...ich wollte dich nicht anschreien." schluchzte ich entschuldigend. Mama drückte mich fester „Ist schon gut Baby. Alles ist gut."
Sie wiegte mich hin & her. Ich versuchte mich zu beruhigen. Versuchte ich wirklich. Aber es ging nicht.

„Harry wir müssen los." nuschelte Mama während sie mir die Haare kraulte. „Mama bitte." schluchzte ich laut. „Bitte ich will nicht!" weinte ich während ich mich nur noch fester an sie krallte.
„Nein Harry." ich hörte wie sehr Mama mit sich haderte. Natürlich will sie mich liebe zuhause lassen. So weiß sie, dass es mir etwas besser geht. Aber es wäre dumm - & das weiß ich selbst auch. Wenn ich jetzt nicht gehe sind die darauffolgenden Tage noch schlimmer. Je länger ich nicht in der Schule bin, desto schlimmer wird es, wieder hinzugehen.

„Es ist erst der zweite Schultag nach den Ferien, du musst gehen Baby."

Ich weinte weiter.

Ich weinte bis kurz bevor ich aus dem Auto bei der Schule ausstieg.

Schleppend lief ich durch die Flure bis zu meinem Spind. Die Jungs standen schon da, als ich bei ihnen ankam.
Sie lächelten mich alle herzlich an. Außer Louis. Zwar lächelte er auch, jedoch sah ich wie viel Besorgnis in seinem Lächeln lag.
„Hi." murmelte ich leise. Bevor mich die Jungs begrüßen konnten, schlängelte sich Louis schnell durch sie hindurch & schloss mich in eine Umarmung.