Der letzte Tag war plötzlich da.
Heute Abend würde Holly sich das letzte Mal in die Rolle der Schülerin zwängen — obwohl sie offiziell keine Schülerin mehr war. War es also notwendig, sich so strikt daran zu halten? Oder ... konnte sie ein wenig flexibel sein?
Während sie darüber nachdachte und immer wieder ihre Meinung änderte, erledigte sie alles auf Autopilot, was sie an diesem Tag noch tun wollte und dabei verging die Zeit viel zu schnell und gleichzeitig viel zu langsam.Gerade noch packte sie ihre Sachen für später und legte sich schließlich das Kleid über den Arm — im nächsten Moment saß sie schon bei Amanda im Zimmer und sie machte ihr die Haare.
„Bist du schon aufgeregt?", fragte Am sie und Holly sah durch den Spiegel zu ihr auf. „Was ist das für eine Frage, Am? Natürlich bin ich aufgeregt!" Nervös drehte sie an ihrem Ring und ließ das leise Surren ertönen. Dann sah sie auf das Schmuckstück hinab und lächelte.
Heute war der Tag.
Heute fand alles ein Ende und ein neues Leben begann.
Am grinste und fuhr fort, die Haare zu einem lockren Dutt in ihrem Nacken zu zaubern. Kleine Spangen mit Blüten, ähnlich denen an ihrer Kette, setzten kleine funkelnde Akzente in dem geflochtenen Haarknoten. Dazu trug sie schlichte Ohrringe, die Kette von Ethan, ihren Ring und ein dünnes Armband. Nachdem sie geschminkt war, zog sie ihr Kleid und die Schuhe an.
Im Spiegel musste Holly genauer hinsehen? Das ... war sie? Sie sah so elegant und irgendwie erwachsen aus! So ganz anders als sonst: Keine Jeans, keine etwas zu groß geratenen Pullover.
„Oh", entkam es ihr nur und Amanda, die gerade ebenfalls ihr Kleid anzog, drehte sich zu ihr und lächelte breit. „Ja, du siehst toll aus, Holly", bestätigte sie und trat zu ihr, damit diese den Reißverschluss schließen konnte. Dabei bemerkte sie, dass ihre Finger ein wenig zitterten. Warum war sie nur so aufgeregt?
Am zupfte noch ein wenig an ihrem Kleid, richtete ein letztes Mal ihre zu Locken gedrehten Haare, die ihr um die Schultern hüpften und sah sie dann erwartungsvoll an. „Gut. Bereit für den letzten Abend?", fragte ihre beste Freundin, griff nach ihrer Hand und sie grinsten sich im Spiegel an, bevor Holly nickte.Amandas Begleitung des Abends holte sie ab und er schien kein Problem damit zu haben, gleich mit zwei Mädchen dort auftauchen zu dürfen, so wie er grinste.
Holly hatte keinen zweiten Blick für ihn übrig. Ihre Begleitung des Abends wartete in der Schule auf sie, nachdem sie Ethan noch am Abend zuvor davon überzeugen konnte, dass er sie nicht abholen sollte.Auf dem Parkplatz prüften sie noch einmal, ob alles saß und Holly wurde immer aufgeregter. Ihre Finger spielten immer nervöser an ihrem Ring und sie warf immer wieder einen Blick zur Schule.
Am hakte sich bei ihrem Begleiter ein, sobald sie soweit waren, doch sie griff mit ihrer freien Hand nach Hollys Hand, hielt sie fest, schenkte ihr ein Lächeln.
„Du bist wunderschön, Holly", versicherte sie ihr. „Er wird dich wahrscheinlich nur anstarren und kein Wort herausbringen. Ich sollte davon ein Foto machen", dachte sie nun vergnügt laut darüber nach.
Holly lächelte sie an und war froh über die kleine Ablenkung. „Du wirst schon genug Fotos machen", erwiderte sie und drückte ihre Hand.
Am lachte leise auf, ihre Augen funkelten vor Vorfreude und das Grinsen in ihrem Gesicht konnte nichts Gutes heißen. „Oh, das werde ich!"Sie gingen durch einen Seiteneingang in den Flur, der vom Hauptgebäude zur Sporthalle führte. Dort waren bereits die meisten versammelt und hatten sich in der Formation aufgestellt, in der sie einlaufen würden. Die drei wurden sogleich am Eingang von einem gehetzt wirkenden Lehrer mit einigen zerfleddert wirkenden Papieren in der Hand begrüßt und an der richtigen Stelle in ihren Kursen platziert. Holly stand an der Spitze des Kurses, hinter ihr Amanda mit Tanzpartner.
Es war recht laut hier, andere Lehrer liefen umher riefen etwas, es wurde laut redend an Frisuren gezupft, hektische Schritte Richtung Toilette waren hörbar, lautes Lachen und Reden und einige Rufe von anderen Absolventen.
Holly drehte nervös an ihrem Ring und sah sich um. Wo war er?
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Sound and Poetry
RomanceHolly liebte die Literatur, verlor sich allzu gern zwischen den Seiten eines Buches. Dass diese Liebe sich auch auf ihren Lehrer für Literatur ausweiten würde - damit hätte sie niemals gerechnet. Ethan hatte nicht nach Liebe gesucht. Und dann saß pl...