25 - ein Prachtexemplar - ein verrückter Traum

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Nach dem Frühstück holte Holly ihre Sachen von oben, während Ethan im Bad verschwand. Sie hatte es sich auf seiner Couch gemütlich gemacht und schrieb mit Am, als er angezogen und mit noch leicht feuchten Haaren herunter kam. Er trug eine dunkle Jeans und ein helles T-Shirt, die alles betonten, was sie vorhin noch ohne störende Kleidung bewundern konnte und hatte eine Lederjacke über der Schulter.

Holly sah ihn an und grinste. „Welch ungewohntes Bild, Mr. Blair", neckte sie ihn. „So möchte ich Sie gern in ihrem Kurs vor der Tafel stehen sehen."

Ethan sah zu ihr, wie sie dort auf seiner Couch saß und ihn angrinste, als gehöre sie dorthin, als wäre sie bereits ein fester Bestandteil seines Lebens. Und seit wann war sie so frech zu ihm? Es war ihm bereits heute Morgen aufgefallen, als sie äußerst bestimmt den Kuss eingefordert hatte, den er ihr nur zu gern gegeben hatte, um dann all seine Selbstbeherrschung zusammen zu kratzen und das Bett zu verlassen.

War es nun soweit? Hatten sie den nächsten Schritt getan? Sah sie ihn nun nicht mehr als Mr. Blair? War er nun einfach ... Ethan? Der Gedanke erleichterte ihn. Ihr kurzer, fast verzweifelter Widerstand gestern Abend war ihm vorhin erneut in den Sinn gekommen und er hatte befürchtet, solche Momente könnte es immer wieder geben — Momente, in denen sie sich beide daran erinnerten, welche Rollen sie eigentlich besaßen und dass das hier absolut falsch war. Er wollte es nicht zerstören, bevor es wirklich begann. Doch bisher war sie sehr entspannt — und frech!

Er überwand die letzten Schritte zu ihr und zog sie von der Couch hoch, sodass sie gegen seine Brust fiel. „Das würde die Schüler nur ablenken, meinst du nicht?", fragte er mit dieser dunklen Stimme und er registrierte zufrieden die Gänsehaut, die er ihr damit bescherte.

„Es ist einen Versuch wert", erwiderte Holly und sah ihm in die Augen, die im Sonnenlicht, das durch die großen Fenster fiel, wieder braun waren. Seine Arme schlangen sich um ihre Mitte und zogen sie näher zu ihm, hielten sie fest. Sie konnte seinen Duft nun noch deutlicher wahrnehmen als sonst, da der Geruch seines Duschgels bisher kaum verflogen war und atmete etwas tiefer.

„Muss ich das denn? Oder möchtest du nur allen zeigen, was für ein Prachtexemplar dir ins Netz gegangen ist?", erwiderte er amüsiert.

„Vielleicht? Und vielleicht trage ich aus dem gleichen Grund deinen Pullover — damit jeder sieht, dass ich nicht mehr wie Freiwild begafft werden kann?" Ihre Stimme war leise, doch sie flirtete offensichtlich mit ihm und ein kleines freches Grinsen umspielte ihre Mundwinkel.

„Das gefällt mir", raunte Ethan, beugte sich hinab und küsste sie, deutlich fordernder als vorhin, da er sich nun auf die trügerische Sicherheit von Kleidung zwischen ihnen verließ.

Leicht atemlos blieb Holly zurück, als er sich wieder aufrichtete und sie anlächelte. „Bist du bereit?"

Sie nickte nur, noch nicht fähig, wieder Wort zu bilden. Nicht nur der Anblick seines Körpers, auch seine Küsse schienen ihr Gehirn zeitweise außer Gefecht zu setzen.

Was tat dieser Mann nur mit ihr?

Holly hatte schon Jungs geküsst, aber das hier war mit nichts davon zu vergleichen! Aus der Hoffnung, es möge bald vorbei sein, wurde mit Ethan ein hoffentlich hört er niemals auf! Sie konnte nicht genau sagen, ob der Mangel an Luft oder die Wirkung des Kusses ihr Schwindel bereitete, der sich so langsam legte.

Ihre Hände lagen auf seiner Brust und sie spürte seine Wärme darunter, seinen Herzschlag, von dem sie glaubte, dass er ein wenig hektischer schlug als sonst.

„Ist das nur ein verrückter Traum?", hauchte sie, als sie ihn ansah und war sich kaum bewusst, dass sie die Worte wirklich laut ausgesprochen hatte statt sie nur zu denken.

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