Warnung: letztes Kapitel!
Okay, darf ich kurz anmerken, dass ich die Geschichte eigentlich nicht auf diese Art und Weise enden lassen wollte? Dass ich diese Szene eigentlich gar nicht schreiben wollte? (Ich schätze die Privatsphäre meiner Protagonisten — der Leser muss schließlich nicht alles wissen) Und doch existiert sie nun ... also bekommt ihr sie auch zu lesen.
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Und dann fuhren sie nach Hause.
Sie schwiegen die ganz Zeit, gaben der Stille zwischen ihnen Raum und füllten sie mit Blicken, die doch so viel mehr als Worte sagten.
Ethans Hand lag auf ihrem Oberschenkel, seine Finger waren mit ihren verschlungen.
Holly sah immer wieder zu ihm, studierte sein Profil, als würde sie es zum ersten Mal sehen und dabei erinnerte sie sich daran, wie sie das erste Mal in diesem Auto gesessen hatte.
Es war wie ein Déjà-Vu, als er an einer roten Ampel hielt und nun den Kopf zu ihr drehte. Das rote Licht beleuchtete eine Seite seines Gesichts, die andere blieb in der Dunkelheit verborgen. Doch da war ein Unterschied zum ersten Mal: Seine Augen. Kein forschender Blick, der etwas in ihren Augen suchte. Heute sah er sie mit all der Liebe an, die zwischen ihnen gewachsen war und es raubte ihr wie jedes Mal für einen kleinen Augenblick den Atem. Ihr Herz stolperte, ihr Bauch kribbelte.
Und dann dieses kleine Lächeln, das in seinem Mundwinkel saß und wahrscheinlich konnte nur sie es als solches erkennen. Es war eigentlich zu klein, zu unauffällig, um wirklich als Lächeln durchzugehen, doch sie sah es, sie verstand es und es machte das Kribbeln und das Stolpern noch einmal intensiver.
Sie festigte den Griff um seine Hand ein wenig, als müsste sie sich daran festhalten, weil sie sonst den Halt verlor. Wahrscheinlich würde sie einfach davonfliegen, wenn sie es nicht tat.
Die Ampel schaltete um, er sah wieder nach vorn und fuhr weiter.Das Tor zu seinem Haus glitt auf, er fuhr hinein, stellte den Motor ab, hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken und erst dann gab er ihre Hand frei.
Sie stiegen aus, Holly nahm ihren neuen Schlüssel und öffnete die Haustür. Es war ein seltsames Gefühl und gleichzeitig fühlte es sich richtig an: Wie nach Hause kommen.
Ethan stand dabei neben ihr und hielt sie auf, bevor sie durch die Tür treten konnte. Er ging hindurch, drehte sich zu ihr und küsste sie auf der Türschwelle. „Willkommen Zuhause, Holly", wisperte er an ihren Lippen und richtete sich wieder auf, um sie an den Händen sanft ins Haus zu ziehen. Sie schloss dabei die Tür und fiel sogleich wieder in seine Arme, in einen erneuten Kuss.Die Stille im Haus drückte Holly auf die Ohren, doch sie konnte es ignorieren, konzentrierte sich stattdessen auf ihren hektischen Herzschlag, das Kribbeln und das Atmen. Auf seine Lippen an ihren, auf seinen Geschmack, auf seinen Atem auf ihrer Haut, auf seinen Herzschlag, den sie spürte, als sie die Hand auf seine Brust legte, auf seine Wärme, seinen Duft und seine Hände, die ihren Nacken, ihren Rücken, ihre Wangen, ihren Hals berührten.
Ethan ließ plötzlich von ihr ab, ließ sie atemlos und aufgeregt zurück. Er sah sie aus so dunklen Augen an, dass sie für einen Moment zweifelte, ob sie wirklich braun waren. Waren sie nicht schon immer so dunkel gewesen? Er nahm ihre Hand, seine Finger glitten zwischen ihre, so als wären sie dafür gemacht, hielten sie fest und Holly folgte ihm nach oben. Ihre Schritte klangen fast ohrenbetäubend laut auf der Treppe im stillen Haus und gerade jetzt bemerkte sie, dass sie ihre Schuhe nicht ausgezogen hatte. Aber das war nicht wichtig.
Im Schlafzimmer schloss er die Vorhänge und machte die Lampen auf den Nachttischen an. Dann trat er wieder dicht an sie heran und sein Blick wanderte über ihr Gesicht, schien sich jedes Detail einprägen zu wollen. Er hob die andere Hand, strich mit den Fingerspitzen hauchzart über ihre Wange.
„Bist du dir sicher, Holly?", fragte er leise und ernst mit dunkler Stimme. Sein Blick huschte zu ihren Augen, zu ihren Lippen, zu ihren Augen.
„Ja", wisperte sie, kaum mehr als ein Ausatmen.
Passierte das hier gerade wirklich? Träumte sie nicht einfach nur und würde gleich von ihrem Wecker aus dieser kleinen Blase herausgerissen werden? Sie hielt für einen Moment die Luft an, wartete darauf — nichts geschah. Also doch kein Traum.
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Sound and Poetry
RomanceHolly liebte die Literatur, verlor sich allzu gern zwischen den Seiten eines Buches. Dass diese Liebe sich auch auf ihren Lehrer für Literatur ausweiten würde - damit hätte sie niemals gerechnet. Ethan hatte nicht nach Liebe gesucht. Und dann saß pl...