Nur gute Leute

Kapitel 7 - Louis

"Kennen Sie jemanden, der uns da weiterhelfen könnte?", fragte Harry.
"Nein. Ich glaube nicht, dass Jim darüber mit irgendwem geredet hat. Ich denke ich wäre der Erste gewesen. Vielleicht ging es bei dem Gespräch um sie... Vielleicht war es jetzt spruchreif.", erklärte William mit glasigem Blick.
"Hat sie denn vielleicht noch jemand gesehen?"
"Keine Ahnung. Louis saß im Auto neben mir. Aber er ist ein kleines Träumerchen und hat eigentlich immer sein Handy beim Wickel. Ich weiß nicht, ob er das überhaupt mitbekommen hat."
"Okay. Dann würde ich gleich gern noch mit Ihrem Bruder sprechen."
"Ja. Natürlich... Nur erwarten sie nicht zu viel..."
"Wie verstand er sich mit Jim?"
"Lou?"
"Ja."
"Normal würde ich sagen."
"Was heißt das?"
"Keine Ahnung. Sie haben sich gegrüßt und konnten sich Smalltalk-mäßig unterhalten. Aber viel mehr war da nicht. Jim war eben mein bester Kumpel. Und ist ja auch ein paar Jahre älter als Lou."
"Okay. Haben Sie während Ihres Laufs irgendwen gesehen. Sind sie irgendwem begegnet?"
"Ja. Timothee mit dem Traktor. Der war auf einem der Felder unterwegs. Aber ich weiß nicht, ob der mich gesehen hat. Wenn man will, dass der einen bemerkt, muss man ihn eigentlich ansprechen."
"Wann sind Sie laufen gegangen?"
"So gegen 5:30 etwa? Für die Runde brauche ich etwa eine Stunde."
"Was haben Sie vorher gemacht?"
"Ich war noch in Nowt unterwegs. Hab Bestellungen ausgeliefert. Ein neuer Service... Ich hatte eigentlich noch beim Großmarkt vorbei gewollt. Aber ich hatte mein Portmomee hier vergessen. Deswegen dachte ich mir, dass ich das morgen mache.. also heute... jedenfalls... Danach war ich hier, habe mich umgezogen und bin los. Sonst bleibts dabei, wenn ich mich erst hinsetzen und zur Ruhe komme."
"Hat Sie hier jemand gesehen? Louis vielleicht?"
"Nein. Der hatte lange Schule. Der hätte erst gegen 6 hier sein können."
"So lange hat der Schule?"
"Nee. Aber die Busse fahren nicht immer so praktisch. Er hatte zwischendurch Zeit und geht dann meist in die Stadt. Mein Großvater war hier... Aber naja... Als ein Alibi taugt er nicht wirklich..."
"Okay. Dann würde ich kurz mit Louis sprechen."
"Machen Sie das.", seufzte William und sah besorgt zu der Zimmertür, auf die Harry nun zuging.

"Hi. Kann ich kurz reinkommen?", fragte Harry und betrat auf ein knappes Nicken hin, ein klassisches Jugendzimmer. Mit Kleidung auf dem Boden und Postern an den Wänden.
Louis saß auf dem Bett und streichelte über den Kopf eines Hundes, der sich in seinem Schoß zusammengerollt hatte.

"Was ist das für einer?", fragte Harry..
"Ein Border Collie Mix.", antwortete eine weiche Stimme.
"Er ist immer bei dir?"
"Ja."
"Wie heißt er?"
"Chilli."
"Chilli?"
"Als er klein war, hat er alles gefressen. Außer es war mit Chillis.", erklärte Louis achselzuckend.
"Du leitest hier die Fußballgruppen richtig?"
"Ja."
"Machst du es gern?"
"Ja."
"Wie gut kanntest du Jim?"
"Er ist der beste Kumpel von meinem Bruder. Und er wohnt nur zwei Straßen weiter. Wie man jemanden da eben so kennt."
"Louis?"
"Hm?"
"Du siehst aus, als hättest du Angst?"
"Jim... Er hat doch nichts gemacht. Und jetzt... Was, wenn ich das auch falsch mache? Und es nicht weiß? Und ich dann auch... Oder jemand, den ich mag?"
"Hey, es ist alles in Ordnung. Wir sind ja hier um die Person, die das getan hat, zu schnappen. Okay?"

Langsam nickte Louis.
"Wem hier aus dem Ort würdest du einen Mord zutrauen?"
"Niemanden.. aber dadurch wohl gleichzeitig allen, oder nicht?", fragte Louis.
"Ja, vielleicht... William hat erzählt, er habe Jim mit einer Frau mit Jeans und dunkler Jacke in Nowt gesehen. Du hast mit im Auto gesessen. Hast du die Frau auch gesehen?", fragte Harry.
"Hm... Nein. Ich weiß, dass Will halb durchs Auto gesprungen ist und sich gefreut hat. Aber ich hab aufs Handy geguckt und durch den Regen dann.. das ging zu schnell. Ich hab nichts wirklich gesehen."
"William hat sich gefreut?"
"Ja. Er wollte oft, dass Jim wieder jemanden hat."
"Aber Jim hat William nichts von der Frau erzählt, richtig?"
"Keine Ahnung. Ich habe davon danach nichts mehr gehört. Also hat er sie nicht hergebracht. Das wüsste sonst jeder..."
"Du warst am dem Tag bis 6 unterwegs?"
"Ja."
"Und dann?"
"Ich bin nach Hause gegangen. War dann mit Chilli raus... Und dann hab ich die Nachricht von Will bekommen, dass ich sofort nach Hause kommen soll.."
"Hast du wen gesehen beim Spaziergang? Jim vielleicht?"
"Nein. Ich war im Ort unterwegs. Vielleicht hat mich wer gesehen. Aber ich habe niemanden gesehen."
"Wann hast du Jim das letzte Mal gesehen?"
"Vor drei Tagen? Als ich da nach der Schule mit Chilli unterwegs war, ist er mit dem Auto an mir vorbei gefahren."
"Und..?"
"Wie und? Ich hab genickt. Er hat genickt. Das wars."
"William hat erzählt, dass du auch Bäcker werden möchtest?"
"Ja."
Okay. Da war gerade ohne ein massiveres Vorgehen wohl nicht viel aufzurichten.

"Louis... Du kennst doch dieses Dorf hier... Gibt's nicht vielleicht irgendwas, was du mir noch sagen möchtest?"
"Ich wüsste nicht was, Mr Styles.", sprach Louis abwährend. Harry war sich sicher: selbst wenn der eine Menge wüsste, er würde schweigen. Aus Angst vor wem? Oder Angst vor was?

"Okay. Wir sind noch eine Weile hier. Wenn dir irgendwas einfällt oder dir irgendwas komisch vorkommt, kannst du jederzeit zu mir kommen, okay?"
"Okay."
"Ich habe ein Zimmer im Gasthaus Miles."
"Ja. Groß was anderes gibt es hier auch nicht.."
"Meine Tür steht dir offen, okay? Tag und Nacht. Hier ist meine Nummer."
"Okay.", sprach Louis und beobachtete, wie der Polizist eine kleine Karte auf seinen Schreibtisch legte.

"Dann machs gut, Louis. Wir sehen uns bestimmt schon sehr bald wieder."
"Bis dann, Mr Styles."

Im Wohnzimmer unterhielten sich Peter und William nicht miteinander. William schien tief im Gedanken versunken zu sein und schreckte zusammen, als sie sich dann wieder verabschiedeten.

Harry hoffte, dass Liam und Zayn mit irgendwas aufwarten könnten.

"Müssen schnell gehen. Der Sturm nimmt wieder zu.", murmelte Peter und stellte den Kragen seiner Jacke hoch.

"Tschüss, Yvette.", verabschiedete sich Peter und Harry winkte einmal kurz, bevor sie das Haus verließen und so schnell wie möglich zum Gasthaus zurück kehrten.

So, Louis hat also aufs Handy geguckt. Keine große Hilfe.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^