Denk nicht an die Vergangenheit

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„Warum bist du so weit im Osten?"

„Ich war auf dem Weg zum singenden Fluss".

„Was ist mit Nima passiert?"

Diesmal antwortete der Elf nicht sofort, sondern wandte den Kopf ab.

„Er ist aufgeflogen. Was denkst du, was mit ihm passiert ist?"

Loi wusste nicht, was sie sich gedacht hatte. Vielleicht hatte sie einfach gehofft, dass es nach dreihundert Jahren etwas Frieden gab unter den Elfen. Dass wenigstens einer ihrer alten Mitstreiter überlebt hatte. Aber natürlich war es nur eine Illusion.

„Wie bist du mit hineingezogen worden? Du warst damals nur ein Kind".

„Dachtest du, ich würde meinen Bruder einfach zurücklassen? Ich habe versucht, ihn zu befreien".

Es war dumm. Man konnte nicht entkommen, wenn sie einen einmal gefangen hatten. Lune wusste das genauso gut wie Loi, und auch Nima hatte gewusst, worauf er sich einließ. Aber sie verstand, warum er es getan hatte. Vielleicht hätte sie dasselbe getan.

„Also ist er tot?"

Diesmal sah er ihr direkt in die Augen, als er antwortete.

„Meine Frage. Wo ist Dalia? Was ist mit ihr passiert?"

Einen Moment lang starrten sie einander an, dann war Loi die erste, die den Blick abwandte.

„Es tut mir leid. Ich hätte nicht fragen sollen".

Eine Weile lang herrschte unangenehme Stille. Loi rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Es machte sie nervös, dass Lune hier war. Er wusste zu viel. Er erinnerte sie an Dinge, die sie lieber vergessen wollte. Er würde sie dazu zwingen, darüber nachzudenken.

Schließlich begann Lune zu sprechen.

„Ja. Sie wollten mich zwingen, zuzusehen. Ich konnte nicht..." Er schluckte schwer und verstummte.

Wieder schwiegen sie eine Weile. Es gab nichts, was gesagt werden konnte. Worte bedeuteten nichts in so einer Situation.

Schließlich fragte Loi: „Was hast du jetzt vor?"

Lune zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht, als die Bewegung an seiner Wunde zog. „Ich wollte zum singenden Fluss. Aber wenn sie mich bis jetzt nicht gefunden haben, kommen sie auch nicht mehr".

Da war mehr, was er nicht sagte. Loi konnte es spüren, einen klaffenden Schlund von Wut und Hass unter seiner sorgsam gleichgültigen Maske. Lune war niemand, der seine Verbannung akzeptierte und sich versteckte, in der Hoffnung, dass sie ihn vergaßen.

„Wenn du eine Weile bleiben willst..." Loi zögerte. „Um gesund zu werden, einen Plan zu machen. Ich kenne ein paar Leute. Nicht hier im Dorf, Linda ist jetzt schon misstrauisch. Aber ich kann dich irgendwo unterbringen, wenigstens für ein paar Wochen".

„Nein danke, Prinzessin. Ich kann schon auf mich selbst aufpassen. Und ich habe was zu erledigen".

Da lag etwas angriffslustiges in seiner Stimme, und Loi wusste schon fast, was er sagen würde, bevor er es aussprach.

„Was musst du tun?"

„Vander. Der Heerführer. Ich werde ihn töten."

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