Ihre Schwerter klirrten aufeinander. Loi war schneller und wendiger, aber ihr Gegner hatte einen Vorteil in der Reichweite. Loi musste ständig zurückspringen, damit er sie nicht erwischte. Sie lenkte einen weiteren Schlag ab und machte einen Satz zurück, griff mit der freien rechten Hand an ihren Gürtel, um einen ihrer Dolche zu ziehen, und sprang wieder vor, um anzugreifen. Ein Schlag, ein Block, dann war sie wieder außer Reichweite und tänzelte um ihren Gegner herum, während sie ihre Chancen abzuschätzen versuchte. Sie würde den Kampf schnell beenden müssen, wenn ihr nicht die Ausdauer ausgehen sollte. Ihr Gegner trug mittlerweile auch einen Dolch in der zweiten Hand. Sie tauschten einige weitere Schläge. Lois Schwert rutschte über seine Klinge und verfing sich an der Parierstange. Er zog sie auf sich zu und sie taumelte, sah seinen Dolch unter ihren Schwertern hindurch auf ihren Bauch zukommen. Er würde sie treffen. Sie ließ ihr Schwert los und sprang, katapultierte sich in die Luft, so dass der Dolch nur Millimeter unter ihren Füßen hindurchschoss. Diesmal taumelte ihr Gegner, weitergetragen von seinem eigenen Schwung. Mit einer halben Drehung landete sie hinter ihm und zog eines der gestohlenen Schwerter. Er fuhr herum und lenkte ihren Schlag ab, aber er war einen Tick zu langsam. Das Schwert traf ihn am linken Oberarm und hinterließ einen tiefen Schnitt. Er zischte und ließ seinen Dolch fallen. Loi sah ihre Chance. Der nächste Schlag in Richtung seines Kopfes war noch wuchtiger als die vorherigen und zwang ihn, sich in einer ungeschickten Position zu verteidigen. Er schaffte es, gab dabei aber seine Brust frei. Loi trat zu.
Der Elf flog nach hinten und landete an einer Hausmauer. Sofort versuchte er sich aufzurappeln, aber es war zu spät. Loi war über ihm, das Schwert erhoben. Dann ließ sie es niederfahren.
Eine Weile starrte sie nur atemlos auf ihn hinab. Es war schon wieder passiert. Sie hatte den gleichen Fehler schon wieder gemacht und einfach nicht daran gedacht, dass jemand ein Elf sein könnte, war einfach davon ausgegangen, dass es ein Leichtes sein würde, zu entkommen. Und im Gegensatz zu Lune hatte dieser Elf sie beinahe das Leben gekostet. Hatte sie wirklich so lange bei den Menschen gelebt, dass sie so einfach zu täuschen war? Hatte sie alles vergessen, was Nima und die anderen ihr jemals über den Kampf beigebracht hatten? Sie hatte sich gefreut, sich wie ein Mensch zu fühlen. Sie hätte es niemals zulassen dürfen.
Erst die Glocken des Wachturms und aufgeregte Rufe rissen sie aus ihren Gedanken. Sie musste verschwinden, jetzt sofort. Schnell sammelte sie ihr eigenes Schwert auf, dann rannte sie los in Richtung der Stadtmauer und verschwand in der Nacht.
Der Morgen dämmerte schon, als Loi den Treffpunkt nördlich der Stadt erreichte, an dem Lune und Janina auf sie warteten. Janina lief auf sie zu und umarmte sie, sobald sie sie sah, und auch Lune warf ihr ein leichtes Lächeln zu.
„Du hast die Waffen?"
„Ja. Aber wir sollten besser so schnell wie möglich aufbrechen".
Lune nickte und Janina schulterte den Rucksack, dann machten sie sich auf den Weg nach Westen, in Richtung der wehenden Hügel. Eine Weile lang liefen sie nur so schnell und leise wie möglich, bis sie sich sicher genug fühlten, um anzuhalten und das Gepäck neu zu verteilen.
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Elfenmond
FantasySeit der verlorenen Revolution versteckt sich Loi unter Menschen. Ihre wahre Identität ist verborgen unter Jahrhunderten von Lügen und Geheimnissen. Doch als Loi mitten in der Nacht einem Fremden begegnet, der ihre Hilfe benötigt, muss sie sich ents...