Grenzkonflikte

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Lunes Blick fuhr einmal über die Landschaft, als er sich nach dem Schwert bückte. Für einen Moment blieb er an dem Felsen hängen, hinter dem Loi sich versteckte, und sie fragte sich, ob er wusste, dass sie da war. Sie hoffte, dass er wusste, dass er nicht auf sich allein gestellt war. Allein konnte er nicht gegen sechs Männer bestehen, seine einzige Chance wäre es zu rennen. Aber dann müsste er Janina zurücklassen, und Loi glaubte nicht, dass er das tun würde. Also würde er kämpfen, egal, was es ihn kosten würde. Zu zweit konnten sie es schaffen.

Loi zog ihr Schwert im selben Moment wie Lune, um das Geräusch zu überdecken. Er richtete sich auf und wandte sich zu den Soldaten um, hielt das Schwert so, dass sie das eingravierte Wappen der Stadt Idrach sehen mussten.

„Wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich mich umdrehen und verschwinden".

Die Soldaten rutschten unruhig in ihren Sätteln herum, zogen aber ebenfalls ihre Schwerter. Der Anführer grinste.

„Und was willst du tun? Wir sind zu sechst".

„Vielleicht kann ich nicht gewinnen. Aber ich werde mehr als einen von euch mitnehmen, glaub mir. Dich zuerst".

Lunes Selbstvertrauen machte die Soldaten noch nervöser. Der hinterste, ein junger Bursche, vermutlich nicht einmal so alt wie Janina, brachte sein Pferd dazu, einige Schritte rückwärtszugehen und hielt erst an, als ihn der strenge Blick eines älteren Mannes traf und auf der Stelle festzunageln schien. Das Pferd schnaubte verärgert.

Der Anführer wich zu seinem Pferd zurück und schwang sich in den Sattel.

„Du wirst also nicht freiwillig mit uns kommen?"

Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern winkte zweien seiner Männer, ihrerseits abzusteigen und auf Lune zuzugehen. Lune hob das Schwert. In dem Moment, in dem sie sich auf ihn stürzten, sprang Loi aus ihrem Versteck und rannte mit einem Schrei auf den Anführer zu. Die plötzliche Bewegung und der Lärm erschreckten sein Pferd, das nervös tänzelte und schnaubte. Der Soldat versuchte, Loi abzuwehren, musste sich aber gleichzeitig auf sein Pferd konzentrieren und war nicht schnell genug. Mit wenigen Sätzen war Loi bei ihm, packte sein Wams und riss ihn zu Boden. Das Pferd wieherte erschrocken und bäumte sich auf, bevor es in die Hügel davongaloppierte.

„Loi!"

Lunes Ruf brachte sie dazu, sich fallen zu lassen, und keinen Moment zu früh. Das Schwert des Reiters hinter ihr zischte über sie hinweg. In Sekundenschnelle war Loi wieder auf den Beinen, sprang hoch und landete rittlings hinter dem Mann auf dem Pferd. In Panik versuchte er, blind mit dem Dolch nach hinten zu stechen, doch Loi fing seine Hand ab, hob ihren eigenen Dolch, setzte ihn an seinem Hals an und zog durch. Der Mann gab ein seltsames Geräusch von sich und kippte vom Pferd.

Der junge Soldat ganz hinten schrie erschrocken auf, riss sein Pferd herum und ergriff die Flucht. Der letzte berittene Soldat zögerte nur einen Moment, dann warf er einen Blick auf seinen toten Kameraden und den Anführer am Boden und folgte dem Jungen. Die beiden Soldaten, die gegen Lune gekämpft hatten, wichen von ihm zurück. Einer von ihnen hielt sich die Schulter, wo Lunes Dolch ihn erwischt hatte, der andere hinkte merklich.

Lune lief zu dem Anführer, der noch immer auf dem Boden lag, und riss ihn nach oben, sein Schwert an seinem Hals.

„Ruf deine Männer zurück. Sie sollen ihre Pferde nehmen und verschwinden".

Er gab nur ein ersticktes Geräusch von sich, aber die Soldaten ließen sich auch so nicht zweimal bitten. Sie rannten zu ihren Pferden und ritten in einem wilden Galopp davon, eindeutig nicht überzeugt davon, dass Lune sie wirklich gehen lassen würde.

Lune wartete, bis sie hinter einem Hügel verschwunden waren, bevor er den Anführer losließ, der zitternd zu Boden sank. Loi stieg vom Pferd des toten Soldaten ab und ging zu ihrem Rucksack, um es mit einem Stück getrocknetem Apfel zu füttern.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 20 ⏰

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