Kapitel 22

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Er war viel unterwegs gewesen, seit seiner Flucht aus Askaban. Allmählich wurde es kälter und er merkte, dass die dünne Kleidung bei weitem nicht ausreichte. Er musste sich etwas einfallen lassen. Doch erstmal wollte er nach Hogwarts kommen. Wenn er Peter nicht finden und umbringen würde, dann würde dieser wohl bald Harry töten. Und vermutlich auch seine Kinder. Seine Kinder. Als er an diese dachte, wurde ihm das Herz schwer. Er hatte den ein oder anderen Tagespropheten in die Finger bekommen und hatte gelesen, was man über ihn schrieb. Und auch hatte er gelesen, dass das Ministerium nicht davor scheute, Leonie und die Kinder mit hineinzuziehen. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass es für seine Kinder gerade alles andere als einfach in Hogwarts war. Deshalb machte er sich Sorgen. Vielleicht konnte er sie sehen. Nur einmal zumindest. Er wüsste gerne, wie sie aussahen, nach zwölf Jahren. Und wie es ihnen ging.

Als er in seiner Animagusgestalt Hogwarts betrat, überkam ihm das Gefühl, welches er gespürt hatte, als er Hogwarts zum ersten Mal betreten hatte. Ein pures Glücksgefühl. Was war er froh, dass die Dementoren seine Gefühle nicht spüren konnten, solange er ein Hund war. Unbemerkt ging er an den Wachen vorbei und lief zum Eichentor. Er schaute sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand da war. Dann verwandelte er sich in einen Mensch und öffnete die Tür. Hastig ging er hinein und schloss die Tür hinter sich wieder. Sofort verwandelte er sich zurück in einen Hund. So würde ihn zumindest niemand erkennen, sollte er Jemandem begegnen. Als er an den großen Flügeltüren zur Großen Halle vorbeiging, hörte er das Geschnatter und Gelächter mehrerer hunderter Schüler.

Getarnt als Hund, lief er die vielen Treppen zum Gryffindor-Turm hinauf. Vor dem Portrait der fetten Dame blieb er stehen. Diese schlief gerade. Sirius verwandelte sich zurück in einen Menschen. "Aufstehen, Dornröschen!", sagte er laut. Die Fette Dame erschrak und sah sich um. Als sie Sirius erblickte, schrie sie auf. "Hey, ganz ruhig. Ich möchte nur rein und Jemanden suchen.", sagte Sirius und lächelte matt. "Du wirst wohl kaum das Passwort haben. Außerdem weiß ich, wer du bist. Ich lasse dich nicht rein, Black!", wies die Fette Dame ihn ab. "Mach kein Theater. Ich will nur kurz rein und Jemanden suchen. Ich bin auch ganz schnell wieder weg.", sagte er ungeduldig. "Nein!", gab die Dame im Portrait unmissverständlich zu verstehen. "Lass mich jetzt rein!", knurrte Sirius. "Nein!", wiederholte die fette Dame und verschränkte die Arme vor der Brust. Sirius knurrte tief, doch die fette Dame gab nicht nach. Wütend begann Sirius das Portrait zu zerreißen. Die fette Dame flüchtete schreiend aus ihrem Portrait und rannte durch etliche andere Portraits. "Verdammt!", knurrte Sirius, verwandelte sich zurück in einen Hund und rannte die Treppen hinunter.

Noch immer schienen alle Bewohner des Schlosses in der Großen Halle zu sein. Sirius, der Hunger hatte, lief zur Küche. Den Speisen nach zu urteilen war heute wohl das Halloween-Fest. Die Hauselfen erschraken, doch da sie ihn nicht erkannten, vertrieben sie ihn nicht. Sirius bellte ihnen ein Danke entgegen, welches sie wohl kaum verstanden. Dann begann er zu essen. Als er fertig war, verließ er die Küche wieder. Die Flügeltüren zur Großen Halle gingen in eben jenem Moment auf und hunderte Schüler kamen heraus. Niemand bemerkte den Hund. Doch Sirius nutzte die Gelegenheit, um einen Blick auf seine Kinder und Harry zu werfen. Harry, er sah genauso aus wie James. Er lief mit einem rothaarigen Jungen einem brünetten Mädchen die Treppe rauf. Den Jungen erkannte Sirius sofort. Das war der Sprössling der Weasleys, welcher Peter auf seiner Schulter sitzen hatte, als das Foto vor den Pyramiden gemacht wurde. Etwas später sah er dann endlich seine Kinder. Zusammen kamen die vier aus der Großen Halle. "Das essen war echt herrlich. Ich habe drei Portionen gegessen, obwohl wir vorher noch in Hogsmeade waren.", meinte der Älteste der Geschwister. "Du bist ein Fresssack, Elijah, ein Fresssack!", schimpfte eines der Mädchen. Das war seine Isabella. Und sie war genauso wie Leonie damals. Dem Hund huschte ein Lächeln übers Gesicht. "Wenigstens habe ich mich zu Beginn des Schuljahres nicht in der Küche verschanzt!", konterte Elijah. Isabella boxte ihrem großen Bruder in den Arm. "Aua!", schrie dieser auf und rieb sich die Stelle. "Du weißt doch, dass du dich vor Bellas Schlägen in Acht nehmen solltest.", seufzte der andere Junge. Wie groß Remus geworden war. "Jeder sollte sich vor den Schlägen der Mördertochter in Acht nehmen!", höhnte ein blonder Junge, welcher soeben aus der Großen Halle kam. Sirius verengte die Augen zu schlitzen, doch er musste sich verdeckt halten. "Halt die Klappe, Malfoy!", knurrte Elijah. Isabella lächelte den blonden Jungen nur unheilverkündend an. "Es ist aber doch wahr!", meinte Malfoy. "Ihr alle vier seid Mörderkinder!", grinste der Junge. Elijah schien ausholen zu wollen, doch Remus hielt seinen Bruder fest. Isabella trat vor ihren Mitschüler. "Wenn wir Mörderkinder sind, wieso hältst du dann keinen Abstand zu uns? Es wäre doch durchaus möglich, dass wir gerade deinen Tod planen.", sagte sie ruhig. Auch wenn Sirius gerade nur Isabellas Rücken sah, so konnte er sich gut vorstellen, wie sie gerade lieb und unschuldig lächelte. So wie Leonie früher immer.

Hinter ihnen tauchte ein Mann auf. Und Sirius erkannte ihn sofort. Das war Remus Lupin. Doch was machte er hier? "Gibt es hier ein Problem?", wollte er wissen und sah zu den Kindern. "Nein, Professor.", antwortete Malfoy und sah Lupin abfällig an. Sirius überkam die Wut. "Dann würde ich Ihnen raten in Ihren Gemeinschaftsraum zu gehen, Mister Malfoy. Und nehmen Sie ihre Leibwächter, Crabbe und Goyle, mit hinunter in die Kerker.", lächelte der Lehrer. Malfoy schnaubte verächtlich, warf den Geschwistern einen vernichtenden Blick zu und stolzierte davon. Dabei wurde er von zwei bulligen Jungs flankiert. "Ist wirklich alles in Ordnung?", wollte Lupin wissen und sah zu den Geschwistern. "Danke, Onkel Remus. Aber ich wäre mit diesem Großmaul selbst fertig geworden.", gab Isabella zurück. "Das habe ich nie bezweifelt.", lächelte der Erwachsene. Lily hatte sich an dem Arm von Remus, ihrem Bruder, festgeklammert. "Hey, er ist wieder weg. Außerdem hatte Bella alles im Griff.", lächelte er zu seiner kleinen Schwester. Diese nickte leicht. "Dem verpasse ich irgendwann eine, wenn der nicht aufpasst!", knurrte Elijah und rauschte die Treppe hinauf. "Elijah!", rief Lupin ihm nach, doch Elijah hörte nicht. "Wir gehen auch besser mal. Gute Nacht, Onkel Remus.", lächelte Isabella. Zusammen mit Lily und Remus lief sie Elijah hinterher. "Und ich dachte, auch Malfoy würde es endlich mal aufgeben.", seufzte Remus. "Malfoy wird es niemals lassen. Er zieht ja auch Harry immer noch mit den Dementoren auf. Er ist eben eine dämliche Schlange. Daran kannst du nichts ändern.", meinte Isabella, blieb stehen und schaute hinter sich. Sie runzelte die Stirn. "Was ist?", wollte Remus wissen. Er blickte fragend zu seiner Zwillingsschwester. "Ich hatte das Gefühl, als würde uns Jemand folgen.", antwortete das Mädchen und spähte in die Dunkelheit. "Vielleicht eine kleine Maus.", grinste Remus. "Pass bloß auf!", fauchte Isabella und ballte ihre rechte Hand zur Faust. Doch Remus lachte nur. "Wann hören endlich alle auf uns mit unserem Vater zu vergleichen? Ich meine, nur weil er ein Massenmörder ist, heißt es doch noch lange nicht, dass wir auch welche sind.", sagte Lily leise und senkte den Blick. "Nun, sie hören auf, wenn er wieder in Askaban ist.", meinte Remus nachdenklich. "Na, hoffentlich ist dies bald der Fall.", seufzte Isabella. Sirius merkte wie ihm das Herz schwer wurde. Offensichtlich glaubten seine Kinder, er wäre tatsächlich ein Massenmörder. Und vermutlich glaubte Leonie es auch. Sie hatte ihn ja eh schon ersetzt. "Alleine schon, damit nicht mehr jeden Abend Auroren zu Mum nach Hause kommen.", meinte Remus. "Ah, geschieht ihr Recht. Hat uns schließlich erst von allem erzählt, als es nicht mehr anders ging. Hätte dieser Auror es nicht erzählt, hätte Mum uns vermutlich unwissend nach Hogwarts geschickt.", murrte Isabella. Sie war noch immer sauer auf ihre Mutter. "Sie meint es doch nur gut mit uns.", seufze Remus. "Wenn sie es gut mit uns meint, hätte sie es uns ja auch sofort erzählen können.", beharrte Isabella.

Sirius beschloss schließlich, ihnen nicht weiter zu folgen. Er lief die Treppe wieder runter und aus dem Schloss. Verstecken würde er sich erstmal im verbotenen Wald. Bei der nächsten Gelegenheit wollte er Peter töten. Und dann würde er seinen Namen wieder reinwaschen. Nur, was würde ihm das bringen? Er würde nirgendwo hingehen können. Leonie hatte ihn bereits ersetzt und seine Kinder wollten von ihm wohl auch nichts wissen. Freunde hatte er auch keine mehr. Sirius seufzte schwer, während er sich im Wald ein Versteck suchte.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt