Kapitel 43

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Leonie lag auf dem harten Metallbett und starrte an die Decke. Durch den Sturz vor ein paar Tagen tat ihr der ganze Rücken weh. Die Idee hochzuklettern, um aus dem Fenster zu schauen, war so furchtbar dumm gewesen. Andererseits, groß bewegen konnte sie sich in ihrer Zelle eh nicht. Sie fragte sich, wie es ihren Kindern wohl erging. Und sie fragte sich, ob Elijah mit den Drillingen alleine zurecht kam. Wie lange war sie eigentlich schon in Askaban? Leonie seufzte schwer. Schritte kamen näher. Am Klang der Schritte nach zu urteilen, war dies wohl Cornelius Fudge. Vermutlich wollte er wieder überprüfen, ob Leonie ihm nicht doch verraten könne, wo Sirius sei. Er kam allerdings nur selten. Noch ein zweites Paar Füße war zu hören. Diese Füße gehörten unverkennbar zu Davies. Leonies Blick verfinsterte sich. Er kam ständig zu ihr in die Zelle. Leonie empfand den Auroren schon fast als lästiger und bedrohlicher, als die Dementoren. Das einzig Gute war, dass Fudge dabei war. So konnte Davies ihr nichts tun.

Ihre Zellentür wurde aufgeschlossen, die beiden Personen traten ein und schlossen die Zellentür hinter sich wieder. "Aufstehen!", knurrte Davies als Begrüßung. "Ihr könnt mich auch befragen, wenn ich liege. Außerdem kann ich euch immer noch nicht sagen, wo Sirius ist, denn ich weiß es nicht.", gab sie zurück und blieb liegen. Davies knurrte tief und kam bedrohlich näher. Fudge räusperte sich. Sofort hielt Davies inne. "Black ist vergangene Nacht erneut in Hogwarts eingedrungen.", meldete Fudge sich zu Wort. Sofort setzte Leonie sich auf. Dabei verzog sie schmerzverzerrt das Gesicht. Fudge hob eine Augenbraue in die Höhe, während Davies grinste. "Was wollen Sie mir damit sagen?", wollte Leonie wissen und sah den Zaubereiminister an. "Er hat sich Zugang zum Gryffindor-Turm verschafft.", erzählte er weiter. Leonie sah ihn abwartend an. "Er war bewaffnet. Mit einem Messer.", berichtete Fudge der Gefangenen vom Vorfall. "Er stand vor dem Bett eines Jungen. Der Name sagt Ihnen sicher was? Ronald Weasley.", sagte Fudge. Leonie nickte kurz. "Wir sind mit den Weasleys befreundet.", erklärte Leonie knapp. "Nun, offenbar hat er sich am Bett geirrt. Ronald Weasley wurde wach, hat Black gesehen und laut geschrien. Das hat ihn aus dem Schlafsaal der Jungen getrieben. Sonst wäre er vermutlich zu Harry rüber.", erzählte Fudge. Leonie schnaubte leise. "Sirius würde Harry niemals etwas antun! Er liebt Harry, als wäre er unser Kind!", stellte Leonie klar. "Nun, seine eigenen Kinder scheint er auch nicht zu verschonen.", erwiderte Fudge forsch. Leonie sah den Zaubereiminister wütend und verständnislos an. "Geweckt, durch die Schreie von Ronald Weasley, lief Ihre Tochter wohl in den Gemeinschaftsraum. Dabei lief sie direkt in die Arme von Black.", berichtete der Minister. Leonie schwieg. Sie wartete, was er ihr erzählen wollte. "Und wissen Sie, was Black getan hat?", fragte Fudge, welcher offenbar an dem Punkt ankam, auf welchen er die ganze Zeit hin gespielt hatte. "Ihr hoffentlich erzählt, was damals vor dreizehn Jahren tatsächlich passiert ist.", antwortete Leonie forsch. "Er hat auf sie eingestochen!", sagte Fudge. Leonie starrte ihn an. In ihrem Blick lag eine Mischung aus Wut, Missverständnis, Panik und Verzweiflung. "Ihre Tochter, Isabella, liegt derzeit im Krankenflügel. Mit einer tiefen Einstichwunde im Bauch und nicht ansprechbar. Zugefügt von ihrem eigenen Vater.", legte Fudge die Fakten auf den Tisch. "Wollen Sie tatsächlich weiterhin zu Black halten?", wollte Fudge wissen. Leonie antwortete nicht. Sie starrte den Zaubereiminister weiterhin an. Einen Moment lang war sie sich sicher, dass er sie verarschen würde. "Wieso sollte Sirius auf unsere Tochter einstechen?", wollte Leonie stattdessen wissen. "Weil sie seine Pläne durchkreuzt hat.", antwortete Fudge.

Er erkannte, dass Leonie ihm nicht glaubte. Er zog ein Blatt Pergament hervor und reichte es Leonie. Zögerlich nahm sie es und las.

Sehr geehrter Mr Fudge
Leider muss ich berichten, dass Sirius Black zum zweiten Mal in Hogwarts eingedrungen ist. Er hat sich Zugang zum Gryffindor-Turm verschafft und ist in den Schlafsaal von Harry Potter. Er hat sich freilich beim Bett vertan, da die Vorhänge zugezogen waren. Sein Plan war wohl Harry zu töten. Stattdessen hielt er das Messer, mit welchem er bewaffnet war, über Ronald Weasley. Dieser hat mit seinem Schrei den ganzen Gryffindor-Turm geweckt. Black hat sofort die Flucht ergriffen. Im Gemeinschaftsraum stieß Black auf Isabella Potter, eines seiner Kinder. Wir kennen noch nicht die genauen Umstände, da Miss Potter noch nicht in der Lage war zu erzählen, doch der tiefen Einstichwunde im Bauch nach zu urteilen, hat er wohl auf sie eingestochen. Da jedoch sehr schnell weitere Schüler kamen, ließ er das Messer im Bauch seiner Tochter stecken und ergriff die Flucht. Miss Potter liegt derzeit im Krankenflügel. Wir warten auf ihre Erzählung. Black ist uns leider entwischt.
Ich möchte jedoch hiermit an Ihrem Verstand appellieren, Cornelius. Lassen Sie Leonie Potter frei. Misses Potter hat mit der ganzen Sache von Black nichts zu tun. Und sie in Askaban sitzen zu lassen ist nicht richtig. Schon gar nicht, wenn eines ihrer Kinder mit einer Einstichwunde im Krankenflügel liegt. Sie sollte bei ihrer Tochter sein, statt in Askaban. Misses Potter hat in ihrem Leben schon genug durchmachen müssen. Lassen Sie sie nicht länger in Askaban leiden.
Mit freundlichsten Grüßen
Albus Dumbledore

Leonie starrte den Brief einen Moment länger an, als nötig gewesen wäre. Tränen sammelten sich in ihren geröteten Augen. "Und, glauben Sie noch immer an die Unschuld von Black?", wollte Fudge wissen. Leonie schwieg. Sie wusste die Antwort nicht. Zum ersten Mal kamen Zweifel bei ihr auf. Was, wenn Sirius tatsächlich durchgedreht war? Andererseits wollte sie einfach nicht glauben, dass Sirius sich tatsächlich auf die Seite des Bösen geschlagen hatte. Doch so sehr sie auch weiterhin an seine Unschuld glauben wollte, so sprach tatsächlich alles gegen ihn. Ein zittern durchströmte ihren schmalen Körper. "Ich bitte Sie, Misses Potter, verraten Sie uns wo Black ist. Verraten Sie uns seinen Plan.", bat Fudge und sah Leonie flehend an. "Ich kann nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Wie gesagt, ist er bei mir nicht aufgetaucht.", sagte Leonie leise. Ihre Stimme zitterte. Stumme Tränen kullerten über ihr blasses und schmales Gesicht. "Sie halten weiterhin zu Black?!", donnerte Davies ihr entgegen. Leonie zuckte heftig zusammen. "Ich weiß nicht was er vor hat.", wimmerte sie. "Mr Davies!", ermahnte Fudge den Auroren. Dieser knurrte leise, hielt sich aber wieder zurück. "Wenn Sie von seinem Plan wüssten, dann würden Sie es uns nun aber erzählen?", fragte er ruhig. Leonie schaute noch immer auf den Brief. Ihre Augen ruhten auf jenen Textabschnitt, in welchem stand, dass Sirius auf Isabella eingestochen hatte. Sie nickte kurz. "Sie wissen also wirklich nicht, wo er ist und was er vorhat?", wollte Fudge wissen. Leonie schüttelte leicht den Kopf. "Ich habe ihn zuletzt vor dreizehn Jahren gesehen.", fügte sie mit zittriger Stimme hinzu. Fudge seufzte leise. Er fing nun endlich an ihr zu glauben. Und es würde gewiss nichts bringen sie weiter in Askaban zu halten. Black würde nicht kommen, um Leonie abzulösen. Ein Mann, der auf seine eigene Tochter einstach, der konnte keine Gefühle mehr haben. Doch konnte er sie tatsächlich einfach so gehen lassen? "Bitte, lassen Sie mich zu meiner Tochter. Wenigstens einmal, damit ich sehen kann, wie es ihr geht. Damit sie nicht alleine ist.", bat Leonie unter Tränen. "Wenn Sie mich danach wieder hierher bringen wollen, dann bitte. Aber meine Tochter wird Schmerzen haben. Und vermutlich hat sie auch große Angst, auch wenn sie es nicht zugeben wird. Sie soll da nicht alleine durch müssen. Sie soll wissen, dass ich mir immer um sie und ihre Geschwister Sorgen machen werde.", flehte sie den Zaubereiminister an.

Fudge sah Leonie einen Moment lang schweigend an. "Sie können uns nicht helfen. Also können wir Ihnen auch nicht helfen.", sagte er schließlich. Leonie sah ihn blass an. "Ich werde Dumbledore nach dem Zustand Ihrer Tochter fragen und Sie dann darüber in Kenntnis setzen, Misses Potter.", sagte Fudge und ging zur Zellentür. Leonie stand auf. Ihren schmerzenden Rücken beachtete sie nicht. "Herr Minister, bitte. Ich mache mir Sorgen um meine Tochter.", flehte sie. "Wie gesagt, ich werde Sie über den Zustand Ihrer Tochter in Kenntnis setzen, sobald ich mehr weiß.", sagte er knapp und nickte Davies zu. Dieser schloss die Zellentür auf. Die beiden Männer traten aus der Zelle, Davies schloss hinter ihnen die Tür und schloss ab. Dabei grinste er zu Leonie. Diese kam nach vorne. "Bitte, lassen Sie mich zu ihr.", flehte sie den Minister an. Sie beachtete Davies nicht. "Sie können zu Ihrer Tochter, sobald wir Black gefasst haben.", sagte Fudge forsch. Er ging zügigen Schrittes aus Askaban. Davies sah nochmal grinsend zu Leonie. Dann folgte er dem Zaubereiminister. Leonie sah ihnen Sprachlos nach. An den Gitterstäben ließ sie sich langsam zu Boden sinken. Stumme Tränen kullerten über ihr blasses und schmales Gesicht. "Warum hast du das getan, Sirius?", fragte sie sich murmelnd. "Sie ist unser Kind.", schniefte sie. Leonie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt