Kapitel 59

54 4 6
                                    

Da lag er nun. Vor ihm auf dem Boden. Bewusstlos und gefesselt. Was die Kinder für ihn getan hatten, war ihm ein Rätsel. Sie hatten alles riskiert und sämtliche Gesetze gebrochen, um einen Hippogreif zu retten. Und um Peter zu fangen und somit Sirius' Unschuld zu beweisen. An Hermines Hals hatte er eine Goldkette im Mondlicht blitzen sehen. Vermutlich ein Zeitumkehrer. Er fragte sich, wie das Mädchen da dran gekommen war. Jetzt, wo Peter hier lag, sah alles ganz anders für ihn aus. Er konnte nun beweisen, dass er Peter nicht getötet hatte. Weder damals, noch heute. Natürlich hatte er es vorgehabt. Und er war in Hogwarts eingedrungen. Er würde gewiss nicht ohne Strafe davonkommen. Doch zumindest den Kuss der Dementoren sollte er nicht bekommen. Vermutlich würde er zurück nach Askaban müssen. Die Aussicht war keineswegs besser. Er seufzte, setzte sich zurück auf den Stuhl und raufte sich das Haar. Ob er Leonie jemals wieder sehen würde? Ob er jemals zu seinen Kindern könnte? Würde er jemals zurück zu seiner Familie kommen? Die Gedanken kreisten in seinem Kopf. Es machte ihn verrückt.

Als die Tür aufflog, sprang er erschrocken von seinem Stuhl auf. Er wich automatisch zurück. Die Kälte der Dementoren war zu spüren. Herein kam Fudge, dicht gefolgt von Snape. Snape grinste triumphierend. Er hatte ihn schon immer gehasst. Hinter ihnen tauchte Dumbledore auf. Zum Schluss kam ein weiterer Mann herein, der die Dementoren herein bat. Fudge blieb wie angewurzelt stehen und hob die Hand. Als Zeichen, dass sie alle warten sollten. Er starrte auf Pettigrew. Dieser lag, noch immer bewusstlos, am Boden. Snape sah verwirrt zu Fudge und folgte seinem Blick. "Pettigrew!", stieß er hervor. Dumbledore setzte ein überraschtes Gesicht auf. Fudge schaute irritiert zu Sirius. "Ich habe gesagt, dass ich ihn nicht umgebracht habe.", sagte Sirius knapp. Dumbledore trat vor und drehte Pettigrew auf den Rücken. Durch die Bewegung wurde dieser endlich wach. Er stöhnte und kniff die Augen zusammen. "Wie kam Pettigrew hier her?", fragte der Schulleiter Sirius. Seine Augen blitzten dabei, als würde er ganz genau wissen, was passiert war. Doch Sirius erkannte in Dumbledores Blick auch, dass er nicht die Wahrheit sagen durfte. "Zwei vermummte Personen kamen zum Fenster und warfen Peter hier rein.", antwortete Sirius leise. "Durch das Fenster?", wiederholte Fudge ungläubig. "Sie flogen auf Besen.", sagte Sirius. Fudge hob skeptisch eine Augenbraue hoch. "Vielleicht sollten wir Sirius anhören, bevor wir eine Entscheidung treffen, was die Strafe betrifft.", meinte Dumbledore gelassen. "Nein, bringen wir es hinter uns! Herr Minister, lassen Sie die Dementoren Black einen Kuss geben!", knurrte Snape. Sirius wich die restliche Farbe aus dem Gesicht und er wich zurück. Fudge schaute zu Peter und dann zu Sirius. Dann schaute er zu Dumbledore. Er seufzte. "Dann erzählen Sie uns alles.", sagte Fudge schließlich und schaute zurück zu Sirius. "Von Anfang an.", fügte der Minister hinzu. Sirius sah ihn einen Moment lang ungläubig an. Er bekam, nach fast dreizehn Jahren, endlich die Chance alles zu erzählen.

Er schluckte einmal kurz. Dann begann er zu erzählen. Sirius erzählte von Leonies Verschwinden und davon, wie er den Drohbrief fand. "Ich musste sie suchen. Und der einzige Anhaltspunkt, den ich hatte, war die Nokturngasse. Da treibt sich alles mögliche herum. Und ich hatte Sorge, dass wenn ich dort auf Jemanden stoße, sie versuchen herauszufinden, wo Lily und James sich verstecken.", erklärte er die Situation. "Vor Leonies Verschwinden hatte ich mit ihr bereits darüber gesprochen, dass es eigentlich zu offensichtlich war, dass ich der Geheimniswahrer von Lily und James war. Ich schlug ihr vor, dass Peter der Geheimniswahrer werden sollte. Niemand würde auf die Idee kommen, dass Lily und James ausgerechnet Peter nehmen. Doch Leonie war dagegen.", erzählte er weiter. "Warum war Misses Potter dagegen?", wollte Fudge wissen. Er zweifelte an der Geschichte. "Peter hatte sich immer weiter zurückgezogen und sich kaum noch bei uns gemeldet. Nachdem wir Angelo verloren hatten, kam Peter nicht zur Beerdigung. Leonie nahm ihm dies sehr übel. Sie vertraute ihm nicht mehr und meinte zu mir, dass sie lieber für Lily und James sterben würde, statt Peter zum Schutz für ihren Bruder zu wählen. Also beließen wir es dabei.", antwortete Sirius blass. "Der lügt doch ganz offensichtlich! Herr Minister, ich bitte Sie. Geben Sie den Dementoren endlich den Befehl!", fuhr Snape dazwischen. "Nein, bitte. Hören Sie mir zu.", flehte Sirius. Fudge seufzte. "Ich will die ganze Geschichte hören.", sagte Fudge knapp zu Snape und schaute wieder zu Sirius. "Aber nachdem Leonie verschwunden war und ich den Anhaltspunkt mit der Nokfurngasse hatte, wusste ich, dass ich nicht mehr die beste Wahl als Geheimniswahrer wäre. Also ging ich zu Lily und James nach Hause. Ich überredete die beiden, dass sie Peter nehmen sollten. Zumindest vorübergehend, bis ich Leonie gefunden hätte. James bat mich, alles zu tun, um seine Schwester zu finden. Ich versprach es ihm. Lily und James stimmten zu dem Tausch zu. Ich ging, holte Peter und kam zurück. Dann wiederholten wir den Zauber. Nachdem ich nicht mehr der Geheimniswahrer war, verabschiedete ich mich von meinen Freunden und begab mich auf die Suche nach Leonie. Doch ich hatte ein ungutes Gefühl. Ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Ich apparierte zurück nach Godrics Hollow und stand vor dem zerstörten Haus von Lily und James.", erklärte Sirius. Fudge zweifelte noch immer, doch er beschloss, weiter zuzuhören. "Ich ging hinein. Dort sah ich James, wie er tot auf der Treppe lag. Es hatte ganz offensichtlich einen Kampf gegeben. Zögerlich ging ich rauf zum Kinderzimmer von Harry. Dort fand ich Lilys Leiche. Im Babybett saß Harry. Er weinte. Ich ging sofort zu ihm und holte ihn raus. Eigentlich wollte ich ihn in Sicherheit bringen. Nämlich zu uns nach Hause. Doch draußen traf ich auf Hagrid. Er wollte Harry zu den Dursleys bringen, weil Dumbledore ihn dazu beauftragt hatte. Ich zögerte. Doch da ich Leonie noch nicht gefunden hatte, gab ich Harry an Hagrid. Mit dem Gedanken, Harry zurück zu holen, wenn ich Leonie gefunden und nach Hause gebracht hatte. Doch erstmal wollte ich Peter finden. Ihn zur Rede stellen. Denn ich wusste, dass er Lily und James verraten hatte. Ich fand ihn auf dieser belebten Straße und bedrohte ihn. Peter behauptete, ich wäre der Verräter gewesen. Dann sprengte er die Straße, schnitt sich den Finger ab, verwandelte sich in eine Ratte und verschwand in der Kanalisation.", erzählte Sirius was geschehen war. "Dann tauchten auch schon Auroren auf. Natürlich musste es so aussehen, als wäre ich das gewesen. Und so brachte man mich nach Askaban.", endete Sirius. Mit Angsterfüllten Blick schaute er zu den Dementoren, die nur widerwillig zurückblieben. "Glauben Sie ihm kein Wort!", bellte Snape. "Ich würde sagen, im Zweifel für den Angeklagten.", sagte Dumbledore gelassen. Seine Augen funkelten. "Und Pettigrew liegt vor uns.", fügte er hinzu und zeigte auf Pettigrew. Dieser lag am Boden und winselte. Mittlerweile war er bei Bewusstsein und hatte mit gehört, was Sirius erzählt hatte. "Pettigrew ist kein Animagus! Davon wüssten Sie doch wohl, Herr Minister.", sagte Snape forsch. Sirius schwieg. Auch Peter schwieg. "Das können wir herausfinden.", sagte Fudge. Er zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf Pettigrew. Dieser winselte wieder.

Widerwillig verwandelte Pettigrew sich in eine Ratte. Dadurch lösten sich die Fesseln. Peter, nun als Ratte, flitzte panisch durchs Zimmer. Fudge wich erschrocken zurück. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Pettigrew sich tatsächlich verwandeln würde. Snape sah sehr zornig aus. "Dann bekommen sie eben beide einen Kuss der Dementoren!", stieß Snape aus. Sirius wich wieder weiter zurück. "Obwohl Black unschuldig zu seien scheint?", fragte Dumbledore ruhig und schaute zu Fudge. "Natürlich nicht.", seufzte dieser. "Aber...", begann Snape. "Ruhe!", knurrte Fudge. "Erzählen Sie mir von heute. Und warum Sie in Hogwarts eingedrungen sind. Mit einem Messer.", forderte Fudge Sirius auf. Dieser erzählte, ließ dabei jedoch aus, dass er selbst ebenfalls ein Animagus war. "Wie sind Sie aus Askaban entkommen?", wollte Fudge wissen. "Ich war so dünn, dass ich raushuschen konnte, als mir das essen gebracht wurde. Draußen sprang ich ins Meer. Dann schwamm ich ans Ufer und floh.", antwortete Sirius. Wieder ließ er aus, dass auch er ein Animagus war. Peter fiepte, doch es interessierte niemanden. "Ich wollte meine Kinder und Harry beschützen. Denn nachdem ich im Tagespropheten gesehen hatte, dass Peter als Ratte bei den Weasleys lebte, wusste ich, er würde in Hogwarts sein. In unmittelbarer Nähe bei meinen Kindern und Harry. Ich wusste, er würde, sobald für ihn dabei etwas rausspringen würde, Harry und meine Kinder an die dunkle Seite ausliefern.", erklärte Sirius den Grund für seine Flucht. "Und woher wussten Sie, dass Pettigrew eine Ratte ist?", wollte Fudge wissen. Sirius zögerte. Er schaute zu Dumbledore. Dann zu Snape und Fudge. "Weil wir zusammen Animagi wurden.", antwortete er langsam. Fudge starrte ihn ungläubig an. "Ein unregistrierter Animagus?", schnarrte Snape. Er sah wieder zufriedener aus. "Das verstößt gegen das Gesetz. Herr Minister, ich denke, Black sollte nun endlich seinen Kuss bekommen.", grinste der Zaubertränkelehrer. "Sie und Pettigrew wurden Animagi? Unregistriert?", hakte Fudge nach, ohne auf Snape einzugehen. Sirius nickte leicht. "Warum?", wollte der Minister wissen. "Wir fanden damals raus, dass unser Freund Remus ein Werwolf ist. Da wir als Menschen nicht bei ihm sein konnten, ihn aber nicht alleine lassen wollten, beschlossen wir Animagi zu werden.", antwortete Sirius blass. "Das heißt, Leonie und James Potter wurden gewiss auch zu unregistrierten Animagi?!", schnarrte Snape grinsend. Sirius schwieg. "Ist dem so?", wollte Fudge wissen. Sirius nickte zögerlich. "Vier nicht registrierte Animagi. Black und Pettigrew sollten beide einen Kuss der Dementoren bekommen. Und Potter auch.", grinste Snape. Sirius sah ihn wütend an. "Der Kuss des Dementors, nur weil sie nicht registrierte Animagi sind?", wandte Dumbledore sich an den Minister. "Bedenken Sie, Mister Black saß bereits zwölf Jahre in Askaban, obwohl er unschuldig war.", erinnerte Dumbledore den Minister. "Und Misses Potter saß ebenfalls unschuldig in Askaban.", sagte Dumbledore. Fudge sah nun peinlich berührt aus. "Sie bekommen keine Strafe, wegen der Animagus-Angelegenheit...", murmelte der Minister mit geröteten Wangen. "Sie sind in allen Punkten freigesprochen, Mister Black.", wandte Fudge sich an Sirius. Er sah mehr als peinlich berührt aus. Sirius sah mit einem Mal sehr erleichtert aus. "Aber Herr Minister!", stieß Snape zornig aus. "Ich fordere Sie und Misses Potter jedoch dazu auf, die Animagus-Registrierung nachzuholen!", sagte Fudge. Sirius nickte schnell. "Natürlich, Herr Minister.", sagte er.

Die Ratte war wie erstarrt stehen geblieben. Das Tier starrte den Minister an, als hätte dieser sein Todesurteil verkündet. "Dann bringen wir es hinter uns.", seufzte Fudge und wandte sich an die Dementoren. Sirius wich blass zurück. Fudge erklärte den Dementoren, dass Sirius nun freigesprochen war. Die Dementoren wirkten wütend. Als Fudge ihnen dafür sagte, sie bekämen Pettigrew, waren sie ein wenig besänftigt. Peter, noch immer als Ratte, rannte wieder panisch durch den Raum. Fudge richtete gerade seinen Zauberstab auf Pettigrew, als es an der Tür klopfte. Wenig später ging die Tür auf. Herein kam Macnair. Er war Zeitweise rausgegangen. Die Ratte nutzte die Chance und ergriff erneut die Flucht. "Macnair, Sie Idiot!", schrie Fudge und stürzte aus dem Raum. Doch die Ratte war bereits in der Dunkelheit verschwunden. "Dann bekommt eben Black stattdessen den Kuss!", meinte Snape. "Black ist freigesprochen!", knurrte Fudge. Snape sah hasserfüllt zu Sirius.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt