Kapitel 9

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Die Winkelgasse war voll. Gefühlt die ganze Schülerschaft von Hogwarts war da, um die Schulsachen zu besorgen. Leonie hetzte mit ihren Kindern ebenfalls durch die vollen Läden. Die Kinder brauchten allesamt neue Umhänge. Außerdem mussten sie die Bücher besorgen. Isabella und Remus waren am Morgen erst nach Hause gekommen. Die Mutter war daraufhin sofort mit ihnen hierher. Sie wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. An den Fassaden der Geschäfte hingen überall Fahndungsplakete mit dem Bild von Sirius. Isabella blieb vor einem der Plakate stehen. "Wer ist der Mann?", wollte sie wissen und schaute zu ihrer Mutter. Diese blieb stehen und schaute auf das Bild von Sirius. "Steht doch drunter.", antwortete sie knapp. Nun schauten auch Lily, Remus und Elijah auf das Bild. "Der sieht gruselig aus.", sagte Lily leise und klammerte sich an die Hand ihrer Mutter. Elijah legte den Kopf leicht schief. "Er hat Ähnlichkeiten mit Dad.", stellte er fest. Leonie schwieg. "Unser Vater soll ein Black sein?", fragte Isabella und hob zweifelnd eine Augenbraue hoch. "Wir besprechen das zu Hause.", beendete Leonie die Diskussion ihrer Kinder und schob sie in Florish & Blotts. Ein Verkäufer kam zu ihnen. "Das Monsterbuch?", fragte er blass und in seiner Stimme schwang die Panik mit. "Ja. Drei mal, bitte.", antwortete Leonie und sah mit großer Verwunderung, dass der Verkäufer feuchte Augen bekam. Die Geschwister sahen sich verwirrt an. Dann beobachteten sie, wie er zu den Büchern ging, welche in einem Käfig eingesperrt waren. Die Bücher versuchten sich gegenseitig umzubringen. Lily wimmerte leise und versteckte sich hinter ihrer Mutter. "Ich will kein Monsterbuch, Mummy!", weinte sie. "Du brauchst ja auch keines. Auf deiner Liste steht es nicht mit drauf.", seufzte Leonie. Der Verkäufer holte mit feuchten Augen ein Buch heraus, warf es auf den Boden, stellte rasch den Fuß drauf und wickelte eine dicke Schnur drum. Mit Tränen in den Augen begab er sich in den Kampf, um das zweite Buch zu holen. Nach dem dritten Buch sah er völlig zerfleddert aus. Sein Ärmel war nur noch ein Fetzen. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und sein Gesicht war Tränenverschmiert. Er reichte, am ganzen Körper zitternd, Leonie die drei Bücher. Dann eilte er davon. Dabei murmelte er etwas von einer Kündigung.

Als sie alle Bücher hatten, nachdem sie einen anderen Verkäufer angesprochen hatten, gingen sie wieder hinaus. Sie gingen neue Zutaten für Zaubertränke kaufen und bestaunten den neuen Rennbesen im Quidditch-Geschäft. Ein Feuerblitz. So einen Besen hätte Isabella gerne. Mit einem Feuerblitz wäre sie viel schneller als die Slytherins. Leonie jedoch wollte so schnell wie möglich wieder nach Hause. Ihr vergingen die vielen abfälligen Blicke nicht, welche man ihr und ihren Kindern zu warf.

Zu Hause beschrifteten die Kinder ihre neuen Schulbücher und die neuen Roben. Elijah packte sein Vertrauensschülerabzeichen in eine Schatulle, welche er von seinem Patenonkel geschenkt bekommen hatte. Dieser hatte sie damals für sein Vertrauensschülerabzeichen genutzt. Leonie war zu den Colemans gegangen, um nach Elijah und den Drillingen zu sehen. Und um zu sehen, wie es Elaine ging, welche mittlerweile auch wieder zu Hause war.

Am Abend war Leonie noch nicht zurück, als es an der Tür klingelte. "Ich gehe schon! Bestimmt hat Mum nur ihren Schlüssel vergessen.", rief Isabella und rannte zur Tür. Sie riss diese auf und erschrak fürchterlich, als dort nicht ihre Mutter, sondern drei Männer standen. Isabella schrie auf und wollte die Tür wieder zuknallen. Doch einer der Männer stellte seinen Fuß in den Türrahmen. "ELIJAH, HILFE!", schrie Isabella und stemmte ihr ganzes Gewicht gegen die Tür. Elijah kam herbei geeilt. "Was ist los?", fragte er blass. "Da sind drei Männer!", antwortete Isabella. Der Junge schaute durch den Türspalt hinaus und blickte ins verärgerte Gesicht von dem Mann, dessen Fuß eingeklemmt wurde. "Isabella, lass los. Das sind Auroren.", sagte Elijah. Er erkannte den Mann. Er war mit seinen Kollegen die letzten Abende bereits da gewesen. Verwirrt ließ Isabella los. Elijah öffnete die Tür. "Tut mir Leid, meine Schwester dachte vermutlich, Sie wären Einbrecher.", entschuldigte Elijah sich. Die Männer sahen zu Isabella. Diese senkte beschämt den Kopf. "Tut mir Leid...", murmelte sie. "Unsere Mum ist noch nicht da.", sagte Elijah zu den Männern. "Nun, wir brauchen eure Mutter nicht, um das Haus zu durchsuchen.", sagte einer der Männer knapp. "Sie sollten wohl entweder warten oder später nochmal kommen.", gab Elijah zurück. "Wir sollen außerdem keine Fremden hereinlassen.", fügte er hinzu.

In dem Moment kam Leonie angerannt. "Was ist hier los?", fragte sie laut. Die Männer wirbelten zu ihr herum. "Ihre Tochter hat meinen Fuß eingeklemmt, Misses Potter!", antwortete einer der Männer sofort. "Nun, ich nehme an, dass Sie meine Tochter vorher verschreckt haben.", gab Leonie kühl zurück, schob sich an den Männern vorbei ins Haus und schaute zu Elijah und Isabella. Lily und Remus waren mittlerweile auch im Flur. Remus hielt Lily im Arm, welche ein wenig zitterte. Isabella sah noch immer beschämt zu Boden. "Tut mir Leid, Mum... Ich dachte, es wären Einbrecher...", entschuldigte Isabella sich leise. Leonie verkniff sich ein Lachen. "Sie sehen, Sie haben meine Tochter vorher verschreckt.", wandte sie sich an den Mann, der sich beschwert hatte. "Wir suchen noch immer nach Black!", kam der Mann zum eigentlichen Thema. "Sirius ist noch immer nicht hier.", gab Leonie zurück. "Davon wollen wir uns selbst überzeugen.", knurrte der Mann. "Dann bitte, verschwenden Sie Ihre Zeit.", sagte Leonie schlicht und ließ die Männer herein. Zwei der Männer liefen sofort durchs Haus, um nach Sirius zu suchen. "Wieso sollte Sirius Black sich hier verstecken?", wollte Isabella wissen und sah den dritten Auroren, dem sie den Fuß eingeklemmt hatte, herausfordernd an. "Weil er euer Vater ist.", antwortete dieser knapp, ehe Leonie es verhindern konnte. Isabella starrte ihn an. Ebenso wie Lily, welche noch immer zitterte, Remus, welcher Lily weiterhin im Arm hielt, und Elijah, welcher neben Isabella stand. "Sirius ist nicht hier und jetzt raus aus meinem Haus! Oder ich rufe Fudge und Sorge dafür, dass Sie Ihren Job verlieren! Wegen Belästigung und unbefugtes eindringen!", knurrte Leonie. Darauf wollte der Auror es offensichtlich nicht ankommen lassen. Er rief seine Kollegen zurück, warf Leonie einen hasserfüllten Blick zu und verschwand.

Doch ihren Kindern musste sie nun Rede und Antwort stehen. Leonie bat ihre Kinder, sich in den Wohnraum zu setzen. "Ja, Sirius Black ist euer Vater.", begann sie. "Wie ist er aus Askaban entkommen?", wollte Remus wissen. "Ich weiß es nicht. Euer Vater hat sich leider noch nicht blicken lassen.", antwortete Leonie. "Naja, sie hätten ihn wohl schon gefasst, wenn er hier her gekommen wäre.", meinte Elijah. "Ja, wahrscheinlich.", seufzte Leonie. "Wer weiß, dass er unser Vater ist?", fragte Lily leise. "Nun, da es in der Zeitung stand, wird es wohl Jeder wissen.", antwortete Leonie ihrer Jüngsten zögerlich. "Und wann hattest du vor uns das zu erzählen? Wenn er hier aufgetaucht wäre? Oder wenn wir am Bahnhof in den Hogwarts-Express steigen wollen? Oder hättest du es uns gar nicht erzählt?", fragte Isabella verärgert. "Ich wollte es euch sagen. Ich wusste nur nicht wie.", sagte die Mutter leise. "Du wusstest nicht wie? Weißt du überhaupt, was in Hogwarts passieren wird, wenn die ganze Schule nun weiß, dass unser Vater ein Massenmörder ist? Und das dieser aus Askaban ausgebrochen ist?", stieß Isabella wütend aus und sprang von ihrem Platz auf. "Es wäre nett gewesen, wenn du uns das sofort erzählt hättest, und nicht erst jetzt, wenn du keine andere Wahl mehr hast!", fauchte Isabella und stürmte wütend aus dem Wohnraum. Leonie wollte ihr hinterher, doch Remus hielt sie zurück. "Ich denke, es ist besser, wenn ich nachher mit ihr rede.", sagte der Ravenclaw zu seiner Mutter. Diese nickte leise seufzend.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt