Kapitel 63

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In Hogwarts verbreitete sich schnell, dass Seidenschnabel dem Tod entkommen war. Draco Malfoy war deshalb sehr wütend. Er glaubte, Hagrid hätte Seidenschnabel freigelassen und war sauer, dass ein Wildhüter ihn und seinen Vater reingelegt hatte. Die Geschichte mit Sirius Black und Peter Pettigrew verbreitete sich ebenso schnell. Jeder hatte was dazu zu sagen. "Stell dir vor, Black saß zwölf Jahre unschuldig in Askaban!", sagte Dean zu Seamus und den anderen, die mit am Tisch saßen und ihn hören konnten. "Und Pettigrew gelang erneut die Flucht, dabei hatten sie ihn schon!", meinte Seamus. Isabella, die gerade an den Jungs vorbei wollte, weil sie sich zu Harry, Ron und Hermine setzen wollte, verdrehte die Augen. Dean stoppte sie. "Hey, Isabella.", grüßte er. "Was willst du? Schon vergessen, dass ich eine Mördertochter bin?", fauchte sie. "Es tut mir Leid...", sagte er kleinlaut. "Bitte? Ich habe dich nicht gehört.", meinte Isabella und verschränkte die Arme vor der Brust. "Es tut mir Leid...", wiederholte Dean ein wenig lauter. "Hast du verstanden, was er gesagt hat?", wandte Isabella sich an Elijah, welcher neben ihr stand. "Nein!", antwortete der Fünftklässler. "Ich wollte mich bei euch entschuldigen... Für mein Verhalten dieses Jahr über...", stammelte Dean. "Ah, ich habe da so ein Rauschen im Ohr!", meinte Elijah und tat, als würde er Wasser aus dem Ohr klopfen. Dean lief rot an. "Komm, gehen wir weiter. Ich muss mit Harry sprechen.", seufzte Isabella und zog Elijah am Arm mit sich. Der Fünftklässler stolperte mit.

Isabella setzte sich neben Hermine. Sie schwieg. "Guten Morgen.", grüßte Elijah und griff zum Kaffee. "Guten Morgen.", kam es von Harry, Ron und Hermine. "Wolltest du nicht mit Harry sprechen?", fragte Elijah leise seine Schwester. Diese schwieg noch immer. Doch nun sahen auch die anderen zu ihr. "Was gibt es denn?", wollte Harry wissen. "Können wir alleine sprechen?", fragte Isabella leise, statt zu antworten. Die anderen sahen sie überrascht an. "Sicher doch.", sagte Harry und stand auf. Ron sah ein wenig beleidigt aus, doch er sagte nichts. Isabella stand ebenfalls auf und lief mit Harry aus der Großen Halle.

Das Mädchen schwieg und trat mit Harry in den leeren Innenhof. "Was gibt es?", fragte Harry, als Isabella vorm Brunnen stehen blieb und weiterhin schwieg. Zögerlich schaute sie zu ihm auf. "Eine Sache verstehe ich nicht...", begann sie. "Und die wäre?", wollte Harry wissen. "Warum hast du Remus und meinen Vater daran gehindert, Pettigrew zu töten? Ich meine, Pettigrew ist der wahre Täter. Er hat deine Eltern verraten. Er ist der Grund, warum du keine Eltern mehr hast. Pettigrew war es egal, dass Du-weißt-schon-wer auch dich töten wollte. Und er hat alles meinem Vater in die Schuhe geschoben. Deinem Paten.", platzte es aus Isabella heraus. In ihren Augen schimmerte es. "Ich glaube, mein Dad hätte nicht gewollt, dass seine besten Freunde zu Mördern werden.", antwortete Harry schlicht. Isabella sah ihn verwirrt an. "Außerdem wäre Sirius sicher nicht freigesprochen worden, wenn er Pettigrew getötet hätte.", versuchte Harry zu erklären. "Das weißt du nicht. Denn Dumbledore meinte, es würde Dad nur helfen, wenn Pettigrew da wäre. Egal, ob tot oder lebendig. Ich meine, es sind zwölf, fast dreizehn Jahre vergangen. Pettigrew ist in der Zeit gealtert. Man hätte anhand der Leiche erkannt, dass Dad ihn nicht damals getötet hat.", meinte Isabella und verschränkte die Arme vor der Brust. "Aber er wäre dennoch zum Mörder geworden. Wenn auch nicht damals, sondern heute. Und ich glaube kaum, dass Fudge einen Mörder freigelassen hätte.", seufzte Harry. "Glaub mir, ich habe mir auch gewünscht, dass Pettigrew bestraft wird. Das er leiden muss. Doch es ist nicht mehr zu ändern. Ich bereue meine Entscheidung auch. Sein Tod hätte die Zeitreise unnötig gemacht. Wobei wir dann Seidenschnabel nicht gerettet hätten...", sagte Harry leise. Isabella senkte den Blick. Sie schwieg. Sicher, sie hatten Seidenschnabel gerettet. Und sie hatten Dads Unschuld bewiesen. Aber der wahre Verräter war noch immer auf freiem Fuß. Und das passte Isabella gar nicht. "Mir gefällt es auch nicht, dass Pettigrew da draußen frei herumläuft.", sagte Harry gereizt. "Warum hast du ihn dann nicht einfach sterben lassen?", fauchte Isabella. Ihre Augen schimmerten und die ersten Tränen kullerten über ihr schmales Gesicht. Harry sah seine Cousine erschrocken an. "Aber...", sagte Harry, kam jedoch nicht weiter. "Vergiss es einfach!", stieß Isabella aus und rannte davon. "Isabella!", rief Harry ihr nach. Doch Isabella reagierte nicht.

Sie rannte zurück ins Schloss und hinauf zum Gryffindor-Turm. Dort stürmte sie in ihren Schlafsaal und knallte die Tür hinter sich zu. Isabella warf sich schluchzend auf ihr Bett. Sie wusste selbst nicht, wieso sie so sauer auf Harry war. Er hatte immerhin einen Mord verhindert. Das war an sich etwas Gutes. Doch trotzdem hatte Isabella das Gefühl, als wäre die Entscheidung falsch gewesen. Als wäre es besser gewesen, wenn Pettigrew gestorben wäre. Sicher hätte Onkel Remus dann auch nicht gekündigt. Sie hätten weglaufen können, als er sich verwandelt hatte, statt sich auf Pettigrew zu konzentrieren. Dann wäre Onkel Remus nie zur Gefahr geworden. Doch nun war Onkel Remus bereits abgereist. Isabella hatte versucht ihn dazu zu überreden, nicht zu gehen. Es hatte jedoch nichts gebracht. Er war trotzdem gegangen. Sie war unfassbar sauer auf Harry. Das Mädchen gab ihm die Schuld daran. Am liebsten hätte sie Harry nie wieder gesehen oder gar mit ihm gesprochen.

Die restlichen Tage sprach Isabella kein Wort mit Harry. Sie ging ihm, so weit wie es ging, aus dem Weg. Remus wunderte sich und suchte das Gespräch mit seiner Zwillingsschwester. "Sag mal, warum gehst du Harry aus dem Weg?", wollte er wissen. Sie schlenderten gerade über den Innenhof. "Hat Harry dich geschickt?", fauchte Isabella als Gegenfrage. "Nein!", sagte Remus sofort. "Mir ist das aufgefallen und es wundert mich. Ihr zwei seid doch mehr als Cousin und Cousine. Ihr seid Freunde.", fügte er hinzu. "Wir sind keine Freunde mehr!", zischte Isabella und setzte sich auf den Brunnenrand. "Und wieso nicht?", wollte der Ravenclaw wissen. Er setzte sich neben seine Schwester. "Er ist Schuld daran, dass Pettigrew fliehen konnte. Dad und Onkel Remus wollten ihn nämlich eigentlich umbringen. Aber Harry hat sie aufgehalten...", erzählte Isabella leise. "Aber das ist doch gut, wenn er einen Mord verhindert hat.", meinte Remus, der nicht verstand, was daran schlecht war. "Aber Pettigrew ist ein Verräter! Er hat Harrys Eltern an Du-weißt-schon-wen verraten! Und er hat Mum verraten! Er hat Dad alles in die Schuhe geschoben und anschließend seinen eigenen Tod vorgetäuscht.", stieß Isabella verärgert aus. "Pettigrew hätte den Tod verdient. Außerdem wären wir dieses stinkende Etwas dann los.", knurrte sie. Remus sah seine Schwester erschrocken an. "Es wäre wohl nicht besonders gut gewesen, wenn unser Vater und Onkel Remus ihn umgebracht hätten. Onkel Remus wäre dafür nach Askaban gekommen. Und unser Vater hätte wohl den Kuss der Dementoren bekommen.", seufzte er. Noch immer war er erschrocken. Er hätte nie gedacht, dass seine Schwester irgendwem den Tod wünschen würde. Isabella schwieg. "Sprich mit Harry. Ich weiß, dass er dir nicht egal ist.", sagte der Ravenclaw. "Da irrst du dich, denn er ist mir egal!", fauchte Isabella und sprang auf. "Isabella, komm schon. Es ist für Harry schon schwer genug, weil er nicht zu uns ziehen darf. Dumbledore meinte, er müsse zurück zu den Dursleys.", seufzte Remus. "Sein Problem!", schnaubte Isabella, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute demonstrativ in die andere Richtung. Es war ihr natürlich nicht egal. Und sie verstand auch nicht, warum Harry nicht zu ihnen ziehen durfte. Er wäre bei ihnen wohl sicherer, als bei diesen Muggeln. Doch Dumbledore hatte mit Isabellas Eltern gesprochen und es ihnen erklärt. Harry dürfe sie zwar besuchen kommen, aber erstmal musste er zurück zu den Dursleys. "Als ob dir das egal ist.", meinte Remus. Isabella schwieg. Ihr Blick fiel auf Lily, welche mit Ginny und Luna im Schatten saß und lachte. Isabella seufzte leise. Harry, Ron und Hermine waren sicher auch irgendwo draußen und lachten. Alle hatten beste Laune. Nur sie selbst konnte die trüben Gedanken nicht loswerden. Am liebsten würde sie jetzt zu Harry, Ron und Hermine gehen. Sie schaffte es jedoch nicht über ihren Schatten zu springen.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt