4-1. Stacy

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Ich bin bei einem Vorstellungsgespräch noch nie so nervös gewesen. Für Nebenjobs, das Studium oder was auch immer, schließlich weiß ich genau, was ich kann und was nicht. Bei keinem einzigen Einzeltermin von meinem Hauptjob habe ich gezögert und bei Gruppenbuchungen auch nicht, das ist eben mein Job.

Direkt nach meinem achtzehnten Geburtstag hatte ich ein Gespräch bei „High Class Escorts" und am selben Abend schon drei Termine mit Klienten, die entscheiden sollten, ob ich den Anforderungen entspreche und eingestellt werden kann. Den Job hatte ich einen Tag später, meine erste Gruppenbuchung in der Woche danach. Ich habe nie unnötig viel darüber nachgedacht, irgendetwas in Frage gestellt oder gar einen Rückzieher gemacht. Aber das hier ist anders. Hier habe ich wirklich etwas zu verlieren.

>Guten Tag, mein Name ist Stacy Owens. Ich darf mich heute vorstellen, wegen der Stelle als Studentin bei Carter Industries. Im Fach Wirtschaftsinformatik, um genau zu sein. Bin ich hier richtig?< Jameson Carter sieht umwerfend aus, wie immer. Seine Mine ist ernst, aber er wirkt entspannt, demnach ist wohl alles so verlaufen, wie er es geplant hat. Auch ich habe mich hübsch gemacht, trage eine weiße Bluse und einen Knielangen, schwarzen Rock mit High Heels. Dazu noch eine Mappe, eine kleine, schwarze Handtasche und das Bild der Muster-Studentin ist perfekt.

Wie bei unserem letzten Treffen besprochen, habe ich ihm eine offizielle Bewerbung auf die Stelle geschickt, er hat sie durch die üblichen Abteilungen laufen lassen und mich dann schließlich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Vor einer Stunde hat er dann den Ort von seinem Büro zu seiner Wohnung geändert, wie verabredet. Das einzige, Auffällige ist, dass wohl eher selten Bewerbungsgespräche abends um siebzehn Uhr geführt werden.

>Da sind Sie hier richtig, ja<, erklärt er neutral, lässt mich rein kommen. >Entschuldigen Sie bitte, dass ich den Ort so kurzfristig ändern musste.<

>Das macht doch nichts<, versichere ich ihm, meine Stimme etwas zu hoch. Mir ist meine Nervosität tatsächlich anzumerken, aber das ist gut so, schließlich passt sie auch wunderbar zu meinem Schauspiel.

>Hier entlang<, bittet er dann, geht voraus durch den Eingangsbereich ins Wohnzimmer und ich tue so, als würde ich das alles hier zum ersten Mal sehen. Die weiße Ledercouch, auf der wir uns gegenseitig schon zur Ektase getrieben haben, der schlichte Wohnzimmertisch der inzwischen wieder gründlich gereinigt wurde. Bei der Erinnerung wird mir ganz warm. Es war nicht leicht, danach bis zu diesem Abend auf Sex zu verzichten, um für heute garantiert vorzeigbar zu sein. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man noch einige wenige Striemen auf meinem Hintern erkennen, aber der Plan ist es, das Licht hier noch etwas zu dämpfen, es dürfte also niemandem auffallen. >Wir arbeiten aktuell ein Programm aus, bei dem wir Studenten die Möglichkeit geben wollen, mehrere Unternehmen während ihres Studiums kennen zu lernen, darum sind auch ein paar meiner Kollegen hier. Das ändert aber nichts an dem Gespräch selbst.<
>"Befreundete Rivalen" wäre der passendere Begriff<, schaltet sich Marvin West ein, nippt an einem Glas Wasser. Er scheint nicht glücklich darüber zu sein, dass es keinen Alkohol ist. Dennoch sieht er umwerfend aus, in seinem grauen Anzug. Er ist vom Körperbau Jameson sehr ähnlich, hält allerdings eher weniger von Bescheidenheit. Auch Jameson ist nicht unbedingt bescheiden, aber Marvin West betont bei jede Gelegenheit, wie überlegen er sich fühlt, dabei befinden wir uns erst seit wenigen Sekunden in demselben Raum.

>Guten Abend die Herren. Ich bin Stacy Owens und freue mich wirklich sehr über diese Gelegenheit<, erkläre ich mit einem vorsichtigen Lächeln und gestrafften Schultern, dann liegt ganz unvermittelt die gesamte Aufmerksamkeit auf mir. Wenn ich mich nicht irre, ist da eine gewisse Anspannung in der Luft.

Simon Ericson mustert mich abschätzend und gründlich, genau wie Marvin West es eben noch getan hat. Richard Sullivan, der vergleichsweise ältere Herr heute Abend, spielt an einem prunkvollen Ring, hat nur Augen für alles Unterhalb meiner Gürtellinie. Nathaniel Tillmann steht an der Glasfront, betrachtet lieber die Skyline, nachdem er mir nur einen kurzen, abschätzenden Blick zugeworfen hat.

Jeder von ihnen ist auf seine Art und Weise ein Leckerbissen, wenn auch vorwiegend Körperlich. Marvin West würde ich mir nicht als Menschen in meinem Leben wünschen, aber irgendwie mag ich die kalte Schulter von Nathaniel. Ich stehe einfach zu sehr auf Dinge, die ich nicht haben kann. Natürlich werde ich ihm heute noch sehr viel näher kommen, aber das ist jetzt noch nicht relevant. Eins nach dem Anderen.

>Setz dich doch, dann stellen sich meine Kollegen auch gern vor<, bietet Jameson an, deutet auf einen der Sessel. Dankend tue ich das, dann stellt er mir schon ein Glas hin, füllt es mit Wasser. Damit sich alle an mich gewöhnen können, wird es am Anfang echt sein. Wir werden ein ganz normales Vorstellungsgespräch haben und genau darauf bin ich auch vorbereitet.

Trotzdem kann ich mich nicht zu einhundert Prozent konzentrieren. Hier sind fünf attraktive Firmenchefs in einem Wohnzimmer. Sie kommen nun zu uns, verteilen sich auf die weißen Ledermöbel, betrachten mich teilweise interessiert. Sie unterhalten sich auch ein bisschen, bis Jameson ebenfalls Platz nimmt und das Vorstellungsgespräch offiziell beginnt. 

High Class Escorts_recover (FSK18)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt