6. Kapitel

11 3 27
                                    

Heute war der Tag der Besprechung bei der ich nicht dabei sein durfte, obwohl es um mich ging.

Nervös zog ich an der aufgeschobenen Haut an meinen Fingern und sah hinaus. Die Sonne stand schon tief, die Besprechung musste also schon angefangen haben. Eben kam Christine noch einmal zu mir herein und umarmte mich. Sie begann mir mehrfach zu versichern, dass alles gut werden würde, während ich nur wie versteinert da stand.

Cara war ebenfalls ins Zimmer gestürmt, um mir fast das gleich wie Christine zu sagen, als die beiden auch schon los mussten.

Langsam begann mich dieses Zimmer zu beengen, also beschloss ich noch einmal den Weg durch den Wald zu gehen, welchen ich gestern durch Zufall gefunden hatte.
Der Wald beruhigte mich sehr. Früher, als ich noch im Waisenhaus gewohnt hatte, war ich auch immer in den Wald gelaufen wenn ich konnte.

Auf den Fluren traf ich niemanden.

Christine hatte mir heute ein Kleid hingelegt. Es war einfach geschnitten und in einem leichten dunkelblau. Es hang an mir ein wenig runter wie ein Sack, doch ih fand es trotzdessem wunderschön und bedankte mich bei ihr dafür. Sie tat es jedoch nur mit einem Lächeln ab.

Meine nackten Füße machten keine Geräusche auf dem Teppich unter mir und trotzdem versuchte ich so leise wie möglich den Flur entlang zu laufen.
Ich wollte niemanden Umstände machen und die Angst weggeschickt zu werden machte sich immer mehr in mir breit.

Draußen angekommen lief ich direkt in Richtung Wald.
Das Gras unter meinen Füßen war weich und feucht. Es roch nach Regen, weshalb ich wieder meinen Kopf in den Nacken legte und tief einatmete.

Am Horizont malte die Sonne mit ihren letzen Strahlen wunderschöne Farben. Im Wald angekommen sah ich mich bewundernd um und lief einfach los.
Nach einiger Zeit trat die Dämmerung ein, doch das kümmerte mich nicht sehr, denn er Weg zurück war nicht wirklich weit und ich war mir sicher, dass ich ihn finde wurde.

An einem Baumstumpf ließ ich mich nieder und schloss die Augen.

Sie durften mich nicht rauswerfen. Doch auf der anderen Seite wusste ich auch, dass sie mich niemals akzeptieren würden. Ich musste also gehen, aber wohin sollte ich bitte gehen?
Mit meinem Gesicht akzeptierten mich die Menschen ebenso wenig.

Eine Träne begann erneut seinen Weg meine Wange herunter zu arbeiten und diesmal ließ ich es zu. Genauso wie alle Tränen die darauffolgten.
Stumm weinend saß ich an dem Baumstumpf und versuchte eine Lösung zu finden, denn eins stand fest. Ich konnte hier nicht bleiben, genauso wenig wie ich zu den Menschen zurück konnte.

Den Menschen war ich egal. Den Menschen war alles egal, solange es nicht sie selbst betraf. Niemand hatte nach uns gesucht. Es war fast so als wollten alle, dass wir dort waren und die elenden Versuche über uns ergehen lassen.

Immer mehr Tränen rollten über meine Wange, als ich mich an den Schmerz zurück erinnerte.

Plötzlich prasselten Erinnerungen auf mich ein, welche ich versuchte aus meinem Kopf zu verbannen. Ächzend hielt ich mir meinen Kopf und schüttelte mich. Ich hasste die Menschen. Nicht nur dafür dass sie mich einsperrten und mit mir machten was sie wollten, sondern auch dafür, dass mir niemand half, als ich es am Meisten brauchte. Als ich blutend aus dem Wald kam. Halb lebendig und ohne Worte dafür was gerade passiert war.

Da sind sie alle von mir gewichen. Haben mich ausgestoßen, verstoßen.
Damals habe ich es darauf geschoben, dass sie Angst hätten vor den Werwölfen und dachten, dass ich mir Ärger mit einem Werwolf eingehandelt hatte.
Sie nahmen alle Abstand von mir.

Der einzigste Grund warum ich es schaffte war, weil das Waisenhaus in der Nähe war.
Sie nahmen mich widerwillig auf und gaben ihr bestes mit meiner Wunde. Doch wir waren arm und meine Wunde entzündete sich daraufhin mehrmals.

The Last WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt