23 Maila - Ein letztes Mal nur du und ich

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Maila saß als Letzte noch am Feuer, hielt Wache über die verglimmende Glut. Viel Wärme gab das Holz schon länger nicht mehr ab, und das Flackern des Feuers war auch schon vor einiger Zeit dem Dunkel der Nacht gewichen. Schwaches orangegelb war unter ergrauter Asche noch zu finden, und sie wusste, dass sie eigentlich jetzt schon einen Kübel Wasser in die Feuerstelle kippen könnte, und es gut sein würde.

Aber sie drückte sich noch davor, das Feuer zu verlassen, weil dann wäre sie mit der Enge eines Doppelzelts und mit Andrés darin konfrontiert. Und dem Ganzen stand sie gerade noch sehr skeptisch gegenüber.

Mit Ausnahme der Nacht nach dem Sturz von Tiramisu hatte sie schon seit langem nicht mehr neben ihm geschlafen. Und vor allem, auch wenn sie sich das ungern eingestand, hatte sie noch ihre eigenen Worte im Kopf, die ihr vorhin unbeabsichtigt herausgerutscht waren. Maila hatte keinen Anspruch auf ihre Eifersucht – und jetzt, jetzt wusste auch noch Andrés davon.

Einige wenige Gestalten huschten noch im Licht ihrer Taschenlampen von Zelt zu Waschraum und zurück, aber die meisten waren dank dem frühen Morgen und den vielen Stunden im Sattel etwas müde aussehend schon in ihre Zelte verschwunden.

Sie seufzte, bevor sie sich streckend aufstand und beschloss, dass diese ganze Warterei es auch nicht besser machte. Sie konnte auch bis zum Winter warten, und es würde weder etwas ändern noch es einfacher machen. Am Rande der Sitzbaumstämme stand der große Eimer Wasser, den sie schon bereitgestellt hatten. Die Glut zischte nur noch schwach, als sie das Wasser in der Feuerstelle verteilte. Der Rausch ließ sie kurz husten, der Geruch des Lagerfeuers passte aber trotzdem so gut in die laue Sommernacht.

Ihr Gepäck stand in dem Vorraum des Zeltes, und sie zog ihre kleine Tasche mit der Zahnbürste und sonstigem Zeug für den Waschraum hervor. Ihr Handy beleuchtete ihr den schmalen Schotterweg zu den Waschräumen.

Maila verdrehte kurz die Augen, als sie das Chaos sah, was der Rest hier hinterlassen hatte, fand aber, dass morgen auch noch reichen würde, um das aufzuräumen beziehungsweise aufräumen zu lassen. Kleidungsstücke und Kosmetik standen und lagen wirr auf sämtlichen Oberflächen herum, und irgendjemand hatte mit Lippenstift einen Spiegel bemalt.

Auf dem Rückweg zu ihrem Zelt blieb sie kurz stehen, schaltete ihr Handy aus und schaute einfach nur in den Nachthimmel. Sterne, soweit sie sehen konnte, ganz wenig schleiernde Wolkenfetzen dazwischen. Der Mond fast voll, erhellte in seinem silbrigen Licht den Waldrand neben ihr. In der Nähe konnte sie das Meer rauschen hören, und es schnaubte ein Pferd mehrfach zufrieden.

Wie aus dem Nichts tauchte eine große Silhouette vor ihr auf, und ein paar Nüstern wurde in ihr Gesicht gehalten. Warme Atemluft, die nach Heu roch, wurde ihr entgegen gepustet. Das konnte nur einer sein, der Nachtwanderungen unternahm.

„Chicago."

Verfolgt von dem dunklen Pferd machte sich Maila auf dem Weg zum Eingang des Campingplatzes. Das dortige Tor, dass vorhin noch sicher geschlossen gewesen war, stand sperrangelweit offen.

„Warst du das?", fragte sie das unschuldig schauende Wesen neben sich. Im Wissen, dass das Pferd sowieso nur wieder einbrechen würde, schloss sie das Tor erneut, diesmal von innen. Mit Chicagos Gesellschaft spazierte sie dann zurück zu den Zelten. Sie begegneten Andrés kurz vor ihrem Doppelzelt.

„Ich frag erst gar nicht", zuckte der nur mit den Schultern, tätschelte dem Fuchs nur kurz den Hals, und kletterte dann in das Zelt.

„Ne, das ist zu klein für dich", schob Maila Chicago rückwärts davon, und zog dann vor seiner neugierigen Nase den Reißverschluss zu. Und fand sich mit der Enge und mit Andrés konfrontiert.

„Möchtest du die guten Nachrichten gleich oder lieber später haben?", fragte er sie, ein amüsiertes Grinsen im Gesicht, das im Lichtschein seiner Taschenlampe deutlich sichtbar war.

Hufspuren im HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt