3 Andrés - Saufkumpanen vergisst man selten

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Andrés ließ Mariposa gemütlich trocken bummeln, und sah endlich resigniert die Realität ein, dass sie nicht wieder auf den Sandplatz kommen würde. Er wusste nicht einmal, warum er darauf hoffte.

Mariposa sattelte er gemütlich ab, bevor er den Schimmel auf einen der sandigen Paddocks entließ. Sie knickte die Beine ein und wälzte sich genüsslich, und er schaute ihr zufrieden noch kurz zu. Die anderen beiden Pferde hatte er schon davor bewegt, und er fand, dass er tatsächlich nichts mehr zu tun hatte.

Das Bettdeckenfiasko fiel ihm wieder ein. Er wusste nicht, ob er lächeln wollte oder nicht, als er sich auf die Suche nach Liam machte. Wirklich überrascht war er nicht gewesen, als ihm heute Nacht Maila in den Morgenstunden begegnet war. Wer auch sonst ließ seine Reithosen mitten im Flur liegen.

"Liam", rief er zu seinem langjährigen Freund rüber, der gerade zwei Pferde in die Führanlage stellte.

Ein flapsiges "Jo" war alles, was er als Antwort erhielt.

"Kann ich deine Drecksschleuder von einem Auto ausleihen?"

"Klar, Schlüssel stecken", Liam schloss das Tor und stellte die Anlage wieder an. "Bist du gestern nicht genug gefahren?"

"Ich muss einkaufen", zuckte Andrés mit den Schultern.

"Ne. Schreib's auf die Liste, die in der großen Küche im Haupthaus liegt, und irgendjemand von den lieben Küchenmenschen bringt es mit."

"Die haben ab morgen alle eh genug zu tun. Außerdem brauch ich eine Bettdecke, weil Chicago gestern eine zerfetzt hat." Andrés wandte sich zum Gehen.

"Will ich wissen, wie dein Pferd dazu kommt, eine Bettdecke zu zerlegen?"

"Nein."

Der Range Rover war von einem neueren Model ersetzt worden, seine Dreckschicht sah der des Vorgängers aber sehr ähnlich. Andrés erinnerte sich an die Autoputzaktion, die ihnen Liam im ersten Sommer aufgebrummt hatte.

In Gedanken schwelgend, machte er sich auf den Weg in das nächste größere Dorf, das seine Einkaufsläden außerhalb des Ortskerns in einem Gewerbegebiet liegen hatte.

Planlos wanderte er durch den Supermarkt, warf nach Lust und Laune Lebensmittel in den Einkaufswagen, in Erinnerung den doch recht leeren Kühlschrank in dem alten Bauernhaus. Wenn ab morgen der Bär steppte, hatte er wenig Lust sich mit den Massen im Haupthaus bekochen zu lassen. Oder ständig auf das lieb gemeinte Angebot von Liam zurück zu kommen, mit ihm und Kathi zu essen. Da kam er sich auf Dauer vor wie ein Schmarotzer.

Als er an der Kasse Lebensmittel auf das Band packte, fiel ihm auf, dass einige der gekauften Dinge nicht auf seinem Speiseplan standen. Er dachte an die ersten Tage, nachdem sie sich das erste Mal getrennt hatten, die er nach gefühlt ewigem Zusammenleben mit Maila als ewig in Erinnerung hatte. Tage, an denen Einkaufen schon zu viel verlangt gewesen war, weil er sich bei allem schmerzhaft an sie erinnert hatte. Er konnte keine Erdbeeren mehr kaufen, ohne an sie zu denken. Oder Spaghetti, weil das das Essen des ersten Abends gewesen war, in ihrer kleinen Wohnung inmitten Barcelonas.

Jetzt schien ihn das vergleichsweise wenig zu rühren. Er hatte sich emotional schon so weit distanziert, dass diese kleinen Spitzen das Taubheitsgefühl nicht bis zu ihm durchdrangen.

"Andrés, hi, lange nicht gesehen. Wie geht's?". Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, und überlegte, ob er das dunkelblonde Mädchen schon einmal gesehen hatte. Sein Blick musste genug für ihn gesprochen haben.

"Ich bin Joey. Wir haben uns auf Turnieren in England ein paar Mal gesehen.", sie fing an, ihren Einkaufswagen aufs Band zu laden.

"Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich erinnere mich", gab Andrés offen zu. Vor ihm verkürzte sich die Schlange, und er rollte seinen Wagen ein Stückchen nach vorne.

Hufspuren im HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt