7 Andrés - Ich will dich küssen

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Andrés räumte gerade Mariposa weg, die er gegen Ende seiner Mittagspause und während der Theoriestunde seiner Kinder geritten war. Sein schöner Schimmel stand frei auf dem Waschplatz, die großen dunklen Augen jeder seiner Bewegungen folgend.

Er musste lächeln, als sie ihm ins Gesicht pustete und ihm dann auffordernd die Nase hinstreckte. Einen schmatzenden Kuss auf ihren Nüstern platzierend, was das Pferd immer sehr unterhaltsam fand, tat er ihr den Gefallen.

"Gar nicht fordernd, du", erklärte er seinem Pferd.

Prompt bekam er einen weiteren Schubs der grauen Nase und der Schimmel dann einen weiteren Kuss auf ebendiese.

Ein glucksendes Kichern riss ihn aus seiner Beschäftigung. Eine Augenbraue hochgezogen drehte er sich in Richtung des Kicherns. Josh stand an die Backsteinwand gelegt, Amüsement über sein Gesicht geschrieben. Andrés fühlte sich von den stechend hellblauen Augen beobachtet.

"Ich könnte jetzt sagen, das hier ist nie passiert, aber weißt du was? Ich mag mein Pferd."

Damit drehte er sich nonchalant um, nur um den Schimmel noch einmal auf die Nase zu küssen.

"Ich mag dich ja auch, aber dann hoffe ich mal, dass du mich nicht so sehr magst", kam ein trockener Kommentar von hinten.

"Ach, Josh", erwiderte Andrés, bevor er gefolgt von dem Schimmel sich auf dem Weg zu ihrer Box machte. "Aber wenn du darauf bestehst, kannst du von mir auch einen Kuss haben." Er freute sich, dass der Junge so langsam seine Sprache fand. Chicago tat sein Übriges und brachte den Kerl zumindest zum Fluchen.

"Ich verzichte dankend", kam nur die Antwort hinter ihm die Stallgasse entlang.

Gemütlich schlenderte er wieder zu den Putzplätzen, die so langsam wieder zum Leben erweckt wurden.

"Ich weiß jetzt schon nicht, wie ich mir das alles merken soll", stand Andrés jüngstes Gruppenmitglied jammernd am Putzplatz. Der dreizehnjährige zog so ein erbarmenswürdiges Gesicht, dass Andrés lachen musste.

"Ach Luca, so schlimm wird es schon nicht". Damit blieb er vor dem Putzplatz stehen, auf dem der Wuschelkopf mit den Locken, die kein Bändigen kannten, und sein Schecke, dessen ausfransende, schwarze Flecken Andrés an ein auslaufendes Tintenfass erinnerten.

"Doch", jammerte der kleine Kerl weiter. Die Miene hatte er wirklich schon perfektioniert.

"Weniger jammern, mehr Pferd richten", kam der knappe Kommentar von seiner anderen Seite.

Andrés warf einen leicht genervten Blick in die Richtung. Der dort stehende Deutsche war sowieso schon sein persönlicher Favorit. Reiten konnte er zwar, aber ihm fehlte Andrés Meinung nach, das Gefühl fürs Pferd und scheinbar auch für alles andere.

"Weniger kritisieren, mehr Pferd putzen", war alles, was Andrés dann in die Konversation warf. Rafael warf ihm zwar einen sehr pikierten Blick nach, der an Andrés aber abperlte wie die Regentropfen auf seiner guten Regenjacke.

Auf dem Sandplatz kletterte er auf die hölzerne Umzäunung, so dass er die Sonne im Rücken hatte und die noch leere Fläche nur von seinem Schatten geziert wurde.

Nach wenigen Minuten kamen unter Hufgeklapper und Geplänkel die ersten auf den Platz. Er verkniff sich seine Belustigung über ein sorgfältigst bandagiertes Pferd, die Farben der Bandagen nicht nur mit der Schabracke, sondern auch noch mit den Fliegenohren und dem Shirt der Reiterin übereinstimmend.

"Was üben wir heute?", wurde der hellbraune Warmblüter dann vor ihm angehalten. Josh und Chicago betraten gemeinsam mit Luca auch gerade den Platz.

"Habe ich noch nicht entschieden, Zara", zuckte Andrés nur mit den Schultern. Weitere Aufmerksamkeit schenkte er dem dunkelhaarigen Mädchen vor ihm aber nicht. Chicago sprang gerade in schönster Manier über die niedrige Abgrenzung des Dressurvierecks auf dem eigentlich größer flächigen Springplatz. In ebenso graziler Manier setzte er seinem theatralischen Erschreckensmanöver noch drei Buckler hinterher, die jedem Bronco alle Ehre machten.

Hufspuren im HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt