4 Maila - Hat die Welt so oft gesagt

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Sie wusste nicht genau, wie sie sich diesen Sommer vorgestellt hatte. So vermutlich aber nicht. Maila drehte sich zum unzähligsten Mal auf die andere Seite und hoffte, irgendwie Schlaf finden zu können. Sie wollte den morgigen Tag nicht mit Augenringen beginnen, die an ein Gruselkabinett erinnerten. Das Problem schienen die drei Gestalten auf der Terrasse nicht zu haben, denn sie konnte nach wie vor hin und wieder Stimmfetzen und kehliges Gelächter hören. Prinzipiell waren die drei nicht schuld, dass sie nicht schlafen konnte, aber sie zog es in Betracht, sie dafür schuldig zu machen.

Genervt rollte sie sich aus dem Bett und wanderte in die Küche, hoffte darauf, dass irgendetwas zu trinken sie besser schlafen ließ. Durch die angelehnte Terrassentür zog die kühle Nachtluft nach drinnen. Im schwachen Licht des flackernden Feuerkorbs konnte sie die drei großen Gestalten ausmachen, die in Liegestühlen fläzten. Sie kam nicht umhin, dass Gesprächsfetzen ach drinnen wehten.

"Du solltest sie wirklich anrufen", hörte sie Liam sagen, "zumindest, wenn dir irgendwas an ihr liegt."

"Schon", hörte sie Andrés Stimme antworten, und hielt in der Bewegung inne. "Aber dann darf ich mir nur wieder anhören, dass ich der schlechteste Freund der Welt bin."

Natürlich hatte er eine Freundin.

"Ruf sie an", warf Ciarán jetzt ein, "länger zu warten macht es nicht besser. Und wenn du mich amüsieren willst, stell sie auf laut."

"Du bist unmöglich", Liam klang ähnlich belustigt.

"Ruhe, ich telefoniere", unterbrach Andrés ihr Geplänkel.

"Hi Jess", seine Stimme klang warm, und sie – sie hatte nicht damit gerechnet.

Maila setzte ihr Wasserglas etwas härter als nötig auf der Arbeitsplatte ab und verschwand wieder in Richtung ihres Bettes. Damit ließ es sich jetzt bestimmt sehr viel besser schlafen, resignierte sie.

Ihr Körper war müde, doch ihr Kopf gab einfach keine Ruhe. Sie knipste die kleine Nachttischlampe an, und fuhr mit den Fingern suchend über die Rücken der Bücher in ihrem Wandregal. In dem schwachen Licht sah sie die Farben nicht wirklich gut, aber das Buch mit den meisten Knicken im Rücken war das, welches sie suchte.

Sich damit in ihre Decke einkuschelnd, schlug sie die erste Seite auf. Und wurde von Erinnerungen überrollt.

Wach wurde sie am nächsten Morgen, weil irgendjemand sehr lautstark sich aufregte. Gähnend schnappte sie sich einen Pullover, den sie über ihren kurzen Schlafanzug zog, und wurde von der Neugierde aus ihrem Zimmer getrieben.

Liam saß leicht verlegen auf einem der Barhocker in ihrer Küche, während seine Frau vor ihm auf und ab wanderte und ihm einen Vortrag hielt.

Maila schob sich weiter in den Raum und kam nicht umhin zu grinsen. Andrés und Ciarán lagen beide noch auf der Couch und schienen von dem Lärm in keiner Weise gestört zu sein.

"Was ist los?", machte sie ihre Präsenz bekannt. Kathi fuhr zu ihr herum, während Liam ihr Mordszenen hinter dem Rücken seiner Frau zeigte. Sie hatte Mühe, ihr Grinsen zu unterdrücken, als er jetzt seinen eigenen Tod nachspielte.

"Was los ist? Dass der erwachsene Mann von 32 Jahren den ersten Tag des Sommercamps damit verbringt, sich mit zwei seiner Trainer, denen er ein Vorbild sein sollte, besäuft, und mir nicht mal Bescheid gibt, wohin er verschwindet. Das ist los."

"Wenn's sonst nichts ist", Andrés drehte sich mit einem Stöhnen auf der Couch um, "darf ich dann jetzt weiterschlafen?"

"Nein. Ihr könnt alle drei Pferde füttern gehen, die haben nämlich Hunger. Das Stallpersonal ist nämlich damit beschäftigt, mir zu helfen, für die Ankunft aller Teilnehmer alles herzurichten."

Hufspuren im HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt