Kapitel 10 (2019)

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Als meine Eltern aus ihrem Urlaub wiederkamen, bestatteten wir ihnen einen Besuch ab. Sie haben mich eine ganze Weile nicht gesehen und ich bin etwas aufgeregt, Ihnen mein neues Ich zu präsentieren. Zum Glück habe ich Nico, der sich um mich kümmert, mir gut zuredet und mir immer wieder sagt, wie wunderschön und sexy ich schon bin und mit jedem Kilo mehr noch werde.

Als nun meine Eltern die Tür aufmachen, sehe ich kurz, wie geschockt meine Mutter ist. Doch dann umarmen wir uns und sind sehr glücklich, uns mal wiederzusehen. Wir gehen ins Haus. Natürlich ist auch mein Vater überrascht von meinen neuen Kilos. Es folgt der übliche Small-Talk: Wir erzählen gegenseitig von unseren Urlauben und zeigen Fotos. Auf denen von Nico und mir bin ich eigentlich fast immer am Essen, was meinen Eltern einiges erklärt. Doch wie es nicht anders sein sollte, fing meine Mutter mit dem Nachfragen an. „Vanni, also du hast einiges zugelegt, geht es dir gut?“, fragt sie, doch bevor ich antworten konnte, ergriff Nico das Wort. „Natürlich geht es ihr gut, so gut wie noch nie. Sie isst halt einfach gerne, oder, Schatz?“ Darauf folgt nur ein Nicken von mir. Mein Magen knurrt und wir setzen uns an den gedeckten Esstisch. Nico geht kurz auf die Toilette und meine Eltern reden mir ins Gewissen. „Wenn etwas nicht stimmen sollte, sag was, wir sind immer für dich da.“ Doch ich bin verwirrt und antworte „Hä?“ Es ist wirklich alles gut. Ich bin überglücklich und wie Nico schon sagte, ich esse einfach gerne und viel, aber es stört mich nicht – oder euch etwa auf einmal? „Natürlich nicht, wenn du zufrieden bist und dich dann wohlfühlst, unterstützen wir dich, wo wir nur können.“ Glücklich über den Zusammenhalt und das Glück, das ich mit meinen Eltern habe, die mich wirklich überall unterstützten, beginnen wir zu essen. Wir reden über belanglose, uninteressante Themen, bis mein Vater sich nach meiner Ausbildung erkundigt. „Ab Montag darf ich an der Kasse sitzen“, erkläre ich ihm stolz und ich sehe, wie er sich für mich freut, dass es gut vorangeht. Doch ich verschweige ihm, dass ich nur noch kassieren darf, da ich nicht mehr sehr lange stehen und laufen kann, was der Filialleiter natürlich auch bemerkt hat, so dass ich nur nicht mehr so präsent im Verkaufstaum sein soll, wie er mir mitgeteilt hat. Als wir uns verabschiedet haben, fragen meine Eltern noch einmal, ob alles gut ist. Doch wieder bestätige ich es. Und Sie gehen guten Gewissens ins Haus und wir fahren los. Natürlich macht Nico einen Abstecher zu einem Fastfoodladen, und kaum haben wir die beiden großen Tüten entgegengenommen, beginnt er, mich mit einer Hand beim Fahren zu füttern. „Genies es, mein Schweinchen, das ist nur die Vorspeise“, sagt er und streichelt meinen Bauch. Und als wir zuhause sind und ich endlich die engen Sachen los werde, beginnen wir mit einem richtigen Mast. Eigentlich will ich nicht und bin schon extrem voll, doch ich möchte nicht streiten und tue ihm den Gefallen, sein persönliches Mastschwein zu sein. Er erklärt mir, dass wir mich nächsten Monat wiegen, und er mir dann sagt, wie fett ich bin. Aber bis dahin soll ich gefälligst noch einiges zulegen. Was ich mit Freude tun werde.

Grenzen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt