Kapitel - 27.

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~ A D R I A N ~

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,,Ist das gerade dein Ernst, Matteo?", fragte ich ihn, als ich das Bild sah, was sich vor meinen Augen in der Küche wiedergab. Nathanel saß auf der Küchentheke, und Matteo steht bei ihm.

Hat er seinen eigenen Sohn entführt, ist das sein Ernst?

Matteo sah mich an und als Nathanel zu mir sah lächelte er mich fröhlich an. ,,Onkel Adrian!", schrie er glücklich. Ich lief zu dem Kleinen und nahm ihn auf meinen Arm. Seine kleinen Armen schlangen sich um meinen Nacken und er kuschelte sich automatisch an mich. ,,Adrian.", sagte Matteo, und sah zwischen Nathanel hin und her.

Ich schüttelte den Kopf und lief aus der Küche, nach oben in mein Zimmer. Der Kleine hatte seine Arme noch immer um meinen Nacken geschlungen und sein Kopf war auf meiner Brust gebettet. 

Erst als ich meine Zimmertür öffnete und kurz darauf wieder schloss, hob er seinen kleinen Kopf und sah sich um.

,,Onkel Adrian?", fragte Nathanel und musste am Ende leicht gähnen. Ich setzte mich mit ihm auf mein Bett und sah ihn an. ,,Ja?" Vorsichtig lag ich ihn auf meinem Bett ab, nachdem er seine Arme um meinen Nacken gelöst hatte und deckte ihn zu. ,,Wo sind wir?"

Er sah mich durch seine Augen, welche schon halb geschlossen waren, an. ,,Du bist in meinem Schlafzimmer, Kleiner.", antwortete ich ihm und er nickte müde. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass er um diese Zeit normalerweise schon längst Mittagsschlaf macht, sei es zu Hause oder im Kindergarten, deswegen ist es selbstverständlich, dass er jetzt müde ist.

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Ich saß solange bei meinem Neffen, bis er eingeschlafen war und verlies dann mein Zimmer um nach unten zu Matteo zu gehen.

Zu meinem Erstaunen, kam er nicht einmal nach oben um nach ihm zu sehen. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich ausraste.

Wenn ich ehrlich bin, wäre ich das auch, ich meine, er hat seinen Sohn einfach so vom Kindergarten abgeholt und es wahrscheinlich noch nicht einmal mit Mirabella abgesprochen, wie denn auch.

Matteo würde sich niemals von alleine bei ihr melden, da er keine Eier mehr dazu hat. Der große Mafiosi aus Italien, hat keine Eier sich bei der Frau zu melden, welche die Mutter seines Sohnes ist, traurig, nicht wahr?

Als ich die Küche betrete, sitzt Milan an der Küchentheke, vertieft in seine Bücher, welche er für sein Studium braucht. Er blickt kurz auf und lächelt mir kurz zu, wendet den Blick dann aber wieder seinen Büchern zu.

,,Matteo. Wir müssen reden.", sage ich, woraufhin er nur nickt. Gemeinsam verlassen wir die Küche und gehen in sein Büro. Da Milan bald wieder Prüfungen hat, bevor er Semesterferien hat, wollen wir ihn ungerne stören. 

Ich sehe Matteo an, er hat seinen Blick dem Fenster zugewendet und schaut in die Einfahrt. ,,Du weißt, dass du ihn nicht einfach aus dem Kindergarten abholen kannst.", fange ich an zu reden, er sieht mich kurz über seine Schulter hinweg an und nickt. ,,Du hast kein Sorgerecht, Matteo. Du bist zwar der Vater, allerdings warst du während der Schwangerschaft und auch seine ersten Lebensjahre nicht da."

Matteo schaut noch immer aus dem Fenster, irgendwas hat sich an ihm Verändert, aber ich kann nicht wirklich sagen was es ist. ,,Er sieht aus wie sie.", nehme ich seine Stimme war, welche nur ein Flüstern ist.

,,Der Kleine sieht aus wie sie, Adrian. Ich vermisse sie, aber ich kann sie nicht zurücknehmen, sie hasst mich.", sagt er und dreht sich zu mir um. ,,Und ich hasse mich auch für das, was ich ihr angetan habe.", fügt er noch leise hinzu, aber ich konnte es noch genau hören.

Ich sehe ihn an, seine Augen sind voller Emotionen, Wut, Traurigkeit, Hass... ,,Ich weiß.", sage ich, mehr kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht was ich noch sagen soll.

Das sie ihn nicht hasst, obwohl das gelogen wäre? Matteo ist gebrochen, andere Menschen sehen dies wahrscheinlich nicht, merken es nicht, da er es nicht zeigt. Da er es nicht zugeben möchte. Aber ich weiß genau wie es sich anfühlt, ich erkenne es, wenn Menschen gebrochen sind.

Seid dem er Mirabella im Krankenhaus gesehen hat, hat er sich verändert. Ich habe keine Ahnung ob ins Positive oder ins Negative.

Allerdings vermute ich, dass er sich ins Negative verändert hat, er ist kälter geworden, und dies wahrscheinlich einfach nur, um den Schmerz nicht spüren zu müssen.

Er verdrängt all das, was er je für meine kleine Schwester empfunden hat, versucht es zu vergessen, und es tut weh, Matteo so zu sehen. Es tut weh meine Schwester so zu sehen.

,,Matteo.", sage ich nach einer Zeit, nur um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, und es klappt. Er sieht mich an und in seinen Augen, welche sonst so leer und kalt sind, schimmern Tränen. ,,Fahr zu ihr.", sage ich und er sieht mich erschrocken an. ,,Beende es aber erst mit Avery.", füge ich hinzu.

Mirabella wird ihn wahrscheinlich nicht mehr zurücknehmen, aber er kann ihr dennoch alles erklären.

Ich hoffe er wird ihr alles erklären, wenn nicht, tue ich es.

Matteo schweigt. Er sagt absolut kein Wort. 

Gerade als ich etwas sagen wollte, klopft es an der Tür und im nächsten Moment schwingt sie auch schon auf.

Avery, welche wie eine Nutte bekleidet ist, kommt rein und schmiegt sich sofort an Matteo. Ich schüttele nur den Kopf, und gebe Matteo einen bedeutsamen Blick, woraufhin er nur nickt.

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Ich betrete wieder die Küche, Milan sitzt noch immer dort und lernt, jedoch legt er alles bei Seite, als ich mich neben ihn setze. 

,,Weißt du was mit ihm los ist?", fragt mich Milan, welcher wahrscheinlich noch nicht einmal weiß, dass Mirabella wieder da ist. Geschweige denn, dass Raffael noch lebt. ,,Er bereut alles was er Mirabella angetan hat." Milan nickt nur. ,,War mir klar, aber Mira wird ihn wahrscheinlich nicht mehr zurücknehmen."

Fragend sehe ich ihn an. ,,Du weißt, dass sie wieder hier ist?", frage ich ihn und er nickt wieder, seid wann haben sie wieder Kontakt? ,,Ich helfe ihr öfters mal mit Nathanel.", sagt er und sieht wieder auf seine Unterlagen. Jetzt bin ich völlig verwirrt. ,,Seid wann?", frage ich ihn erneut.

Er zuckt mit den Schultern. ,,Seid dem wir hier in Boston wohnen, schätze ich.", sagt er und notiert etwas auf seinem iPad. ,,Erst seid dem sie alle hergezogen sind, bin ich eigentlich fast täglich bei ihnen.", fügt er noch hinzu.

Ich sehe ihn komplett verwirrt an und er merkt meinen Gesichtsausdruck wohl bemerkt. ,,Ich habe heimlichen Kontakt zu ihr aufgenommen als wir herzogen.", erklärt er mir und ich nicke nur, obwohl ich eigentlich gar nichts mehr verstehe. ,,Weißt du, ich erkläre es dir ein anderen Mal, aber jetzt muss ich weiter lernen-", er wird durch einen lauten Knall unterbrochen.

Das war ein Schuss, denke ich mir, Milan und ich drehen uns automatisch in die Richtung wo wir den Schuss her gehört haben.

In die Richtung, wo die Büros liegen. Wo Matteos Büro liegt. Wo er alleine mit Avery ist.

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Mr. & Mrs. Canelloni -  we'll be alright.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt