Serafin Giles sass in einem hellgrünen Sessel und versuchte, sich die Nervosität nicht anmerken zu lassen. Leicht angespannt pulte er an seinen Fingernägeln und wippte gleichzeitig mit seinem Bein auf und ab. Sein Blick schweifte immer wieder zu der milchigen Glastür, vor welcher gestresste Gestalten vorbeigingen, doch niemand betrat den Raum, in welchem der Mann nun schon eine geschlagene halbe Stunde wartete.
Abgesehen von zwei Sesseln, einem kleinen, weissen Tisch und einem grossen Bildschirm, war der Raum leer. Ein grosses Fenster zeigte auf eine dichtbesiedelte Stadt mit Hochhäusern und vorbeifliegenden Gleitern. Fahles Tageslicht schien durch das grosse Fenster herein und beleuchtete das Logo der Firma auf der gegenüberliegenden Seite: Lebensblüte ©.
Giles' Blick verfinsterte sich, als er das Logo las. Er wusste selber nicht ganz genau, weshalb er hierhin gekommen war oder was er sich von der Firma erhoffte. Seine Arbeitskollegen hatten ihn überredet und schliesslich besass die ganze Welt mindestens einen WmH – Wish-made-Human. Weshalb sollte er also keinen solchen haben?
Trotzdem war er nicht überzeugt. Er vertraute aus Prinzip keinem anderen Menschen, schon gar nicht einem, der gentechnisch hergestellt worden war. Zu gross war die Gefahr, dass irgendein Fehler bei der Produktion unterlaufen war und das Produkt ihn schlussendlich angriff. Lieber machte er ein wenig mehr Arbeit, lebte aber dafür in Sicherheit.
Doch das war nicht die Meinung der Gesellschaft. Die WmHs vereinfachten das Leben der Bürger und sollten deshalb in Duzenden verkauft werden.
Seufzend schloss Giles kurz seine Augen, um in Gedanken die Uhrzeit seines Computerchips zu kontrollieren. In dieser Firma verging die Zeit seiner Meinung nach viel zu langsam. Er hätte Besseres zu tun, als auf die Kundenbetreuerin zu warten. Aber jetzt war er auch schon zu lange hier und konnte gerade so gut bleiben.
Das leise Wuschen der Schiebetür liess ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Als er sich umblickte, schwebte ihm gleichzeitig ein starker Parfumgeruch nach Rosen und Veilchen in die Nase, der sich sofort im ganzen Raum verteilte. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich verkneifen, die Nase zu rümpfen. Er holte tief Luft und erhob sich.
Vor ihm stand eine Frau in den Mittfünfzigern. Sie hatte ihre graumelierten Haare zu einem strengen Dutt nach hinten gebunden, trug ein dunkles Kostüm und hielt in ihren dünnen, langen Fingern ein grünes Tablet. Die hellgrauen Augen musterten den blondhaarigen Mann kritisch, dann bildete sich ein schmales Lächeln auf ihren dünnen Lippen. „Guten Tag. Mr Giles?"
Der Angesprochene nickte und wollte ihr die Hand geben, überlegte es sich aber im letzten Moment noch anders. „Hallo. Und Sie sind?"
„Ms Harris", erklärte sie ihm kühl und blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Wenn Sie mir bitte folgen wollen."
Ohne auf seine Reaktion zu warten drehte sie sich um und stöckelte aus dem kleinen Warteraum. Giles bückte sich, um seinen Aktenkoffer hochzuheben, und eilte Ms Harris hinterher. Der Flur, welchen die beiden durchquerten, hatte dasselbe Hellgrün wie der Sessel, auf welchem Giles vorhin gesessen hatte. Teilweise erschienen links und rechts weitere Glastüren und grosse Blumentöpfe mit künstlichen Pflanzen, ansonsten war der Flur steril und unpersönlich. Eine Gruppe quasselnder jungen Menschen kam den beiden entgegen, woraufhin sich Giles gegen die Wand drückte, um sie vorbeizulassen. Die Kundenbetreuerin hingegen drängte sich ungerührt dadurch und wartete danach mit einem verbissenen Blick auf ihren Kunden. Ohne eine Erklärung drehte sie sich wieder um und schritt weiter, den Mann auf ihren Fersen.
Ms Harris hielt in ihrem Gang vor einer dunklen Tür inne und zog eine Karte aus ihrer Hosentasche. Während sich Giles mit grossen Augen umschaute, hielt sie die Karte vor den Bildschirm neben der Tür, der danach ein leises Piepsen von sich gab und grün wurde. Leise glitt die Tür auf.
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Ungeeignet
Science Fiction"Du hast den Test nicht bestanden. Du bist ungeeignet für die Gesellschaft. Du bist nicht geeignet, als WmH zu arbeiten. Ungeeignete sind eine Gefahr." Die Stimme schepperte laut, als ein trockenes Lachen aus ihrer Kehle aufstieg. "Nein", schrie ich...