Die Rettung

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Der Raum war nur spärlich beleuchtet und ich konnte nur schwer einzelne Silhouetten erkennen. Eine Gruppe von Personen sass in einer Reihe vor Bildschirmen und veränderte mit Handbewegungen die unterschiedlichen Bilder, die darauf erschienen. Sie schienen mein Betreten nicht bemerkt zu haben oder aber es war ihnen gleichgültig.

In der Mitte des Zimmers befand sich ein grosser viereckiger Raum, dessen Wände aus Glas bestanden und der im Gegensatz zum restlichen Zimmer hell beleuchtet wurde. Eine Pritsche stand darin und ich wusste sofort, was von mir verlangt wurde.

Ehe Mrs Lang etwas sagen musste, näherte ich mich dem Raum und stiess die Türe auf. Kaum hatte ich einen Schritt hinein gemacht, fiel die Tür mit einem lauten Knacken ins Schloss und drei der vier Wände färbten sich weiss.

Erschrocken drehte ich mich um und erblickte die Menschen vor den Bildschirmen, die nun alle aufgestanden waren. Mrs Lang hatte sich zu ihnen gesellt und musterte mich nun mit einem gleichgültigen Blick, der mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

„188 Strich 01 Strich 2324, nimm bitte Platz auf der Pritsche und entspann dich." Mrs Langs Stimme erschallte aus einem Lautsprecher, der sich offensichtlich in dem Raum befand.  Sie wartete, bis ich Platz genommen hatte, ehe sie weiter sprach. „In Kürze werden zwei Pflegerinnen kommen, die dir mehrere Panels ankleben. Es ist nicht schmerzhaft. Wir prüfen bloss, ob du dazu tauglich bist, in der Gesellschaft überleben zu können. Bisher ist es noch nicht passiert, dass ein WmH untauglich gewesen wäre."

„Sehr beruhigend", murmelte ich lautlos und ballte meine Hände zu Fäusten, da sie wieder zu zittern begonnen hatten.

„Wenn du den Test bestanden hast, steht dir nichts mehr im Weg, um mit Mr Giles mitzugehen. Und jetzt, viel Glück." Mrs Langs Stimme verstummte, als sich die Türe erneut öffnete und die beiden Zwillinge von vorher das Zimmer betraten. Sie trugen immer noch die hellblauen Anzüge und die eine hielt einen hellen Koffer in ihren Händen.

„Hallo, 188", begrüsste mich die eine, während die andere auf einen Knopf an meiner Pritsche drückte, woraufhin die Handfesseln wieder herausfuhren. „Keine Angst, das ist bloss eine Vorsichtsmassnahme."

Ich nickte hilflos und versuchte, meine Übelkeit zu unterdrücken. Ich hatte keine Lust dazu, erneut Schmerzen zu haben. Vorsichtig rüttelte ich an den Fesseln und ballte dann die Hände wieder zu Fäusten.

Ohne auf mein unzufriedenes Gesicht zu achten, stellte die eine dann den Koffer auf die Pritsche und holte eine kleine Maschine hervor, die mit verschiedenen Schläuchen verbunden war. Über die Enden dieser stülpten sie dunkle Plastikringe und befestigten zwei von diesen an meinen Schläfen. Behutsam wurde danach mein Hemd geöffnet und die restlichen drei auf meine Schlüsselbeine und mein Brustbein geklebt.

„Keine Angst", wiederholte eine und schenkte mir ein glückliches Lächeln. „Es ist bald vorbei."

Mit einem schwachen Nicken und einem künstlichen Lächeln verabschiedete ich mich von den beiden, die gemächlich den Raum verliessen. Als die Tür ins Schloss fiel, verstärkten die Lichter ihr helles Leuchten.

Ich bemühte mich, ruhig weiter zu atmen und das unangenehme Prickeln auf meiner Haut zu ignorieren. Die Plastikringe drückten mir unangenehm auf die Brust und ich hatte das Gefühl, dass sie mit jedem Atemzug schwerer werden würden. Konzentriert starrte ich an die weisse Decke und motivierte mich mit dem Gedanken, dass ich nach dieser Prozedur zu Giles gehen könnte. Er war bis jetzt der sympathischste von allen, denen ich begegnet war. Er hatte als einziger wirklich ehrlich gewirkt.

„Wir werden jetzt die Temperatur im Raum um zwanzig Grad senken und dich gleichzeitig in eine Art Trance versetzen. Du wirst während dem ganzen Test in diesem Zustand sein und nichts von der Kälte und dem Test bemerken. Wenn du aufwachst, ist alles vorbei", beruhigte mich Mrs Lang und ihre Stimme klang so, wie wenn sie lächeln würde. „Keine Angst. Es klingt unangenehmer, als es ist."

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