Mr Giles

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Die Türen öffneten sich mit einem leisen Wuschen und wieder kniff ich blinzelnd meine Augen zusammen, da der Raum mit einem weissen Licht erfüllt war. Eine der beiden Zwillinge stiess mich an, damit ich das Büro betrat.

Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, blickte ich mich staunend um. Mrs Langs Büro war gross und geräumig. An den Wänden hingen einige farbige Bilder und mir gegenüber war ein grosses Fenster, das auf eine prächtige Stadt zeigte. Mehrere hellgrüne Sessel, die um einen Tisch herumstanden, befanden sich in einer hinteren Ecke. Auf dem Tischchen waren ein halbvoller Wasserkrug und dazugehörige Gläser, daneben prangte ein farbiger Blumenstrauss, der in eine helle Vase eingestellt war.

Vorsichtig trat ich einen Schritt nach vorne und spürte, dass der Boden sich veränderte. Als ich erstaunt meinen Blick senkte, sah ich, dass ich auf einem Teppich stand.

„Oh, hallo, 188", erklang Mrs Langs Stimme vom Fenster her. Sie drehte sich zu mir um und das freundliche Lächeln erschien wieder auf ihrem Gesicht. „So gewaschen und mit neuen Kleidern fühlt man sich doch gleich besser. Nimm doch bitte Platz."

Sie deutete mit einer einladenden Geste auf einer der Sessel. Während ich gewaschen worden war, hatte sie ihre Kleider gewechselt und sich eine neue Frisur gemacht. Die schwarzen Haare hingen nun in einem aufwendigen Zopf über ihre Schultern und reichten bis zum weiten Ausschnitt des dunkelblauen Kleides, welches Mrs Lang bis zu den Knien reichte. Darunter leuchteten helle Strümpfe auf, die in dunklen Stöckelschuhen endeten.

Mrs Lang bemerkte meinen erstaunten Blick. „Du wirst sicherlich auch mal solche Kleider tragen dürfen. Aber jetzt kommen wir zu deinen Fragen." Sie liess sich im Sessel mir gegenüber nieder, wobei sie peinlichst genau darauf achtete, ja keine Falten in ihr schönes Kleid zu machen. „Was willst du alles wissen?"

Ich senkte meinen Blick zu meinen Händen und begann an der Innenseite meiner Wange zu kauen. „Nun... Wo bin ich hier genau?"

Mrs Lang liess ein schallendes Lachen erklingen. „Tut mir leid. Du befindest dich hier im Hauptsitz der Firma Lebensblüte."

Ich begriff nicht ganz, weshalb sie lachte. „Und weshalb bin ich hier?"

„Du, 188, bist hier, weil dich jemand bestellt hat." Mrs Lang neigte sich vor und legte ihre Hand auf mein Knie. „Du bist ein Wish-made-Human, ein WmH. Jemand brauchte eine Arbeitskraft, eine Dienerin und deshalb bist du hier. Die Firma Lebensblüte erstellt Arbeiter, Diener und sonstige nach den Wünschen unserer Kunden."

„Bitte?" Mein Herz setzte einen Schlag aus und klopfte dann in doppelter Geschwindigkeit weiter. Kalter Schweiss rann meinen Rücken runter. Ich schluckte leer und presste meine Hände zu einer Faust zusammen, damit sie aufhören würden, so zu zittern. „Ich bin kein Mensch?"

„Doch, doch, du bist ein Mensch." Mrs Lang lachte wieder. Langsam wurde mir ihr Lachen unsympathisch. „Nur wurdest du gemäss den Wünschen eines anderen erstellt. Deshalb auch der Strichcode an deinem Handgelenk. Du bist... nun ja, ein Produkt."

Die Linien an meiner Hand begannen unangenehm zu prickeln, als sie erwähnt wurden. Genervt rieb ich mir darüber und liess währendem die Frau nicht aus den Augen. Immer noch klopfte mein Herz zu schnell und nun lösten sich Schweisstropfen an meinen Schläfen. „Ich wurde erstellt um..."

Die Frau nickte zufrieden. „Genau. Um jemanden im Haushalt oder bei der Arbeit zu helfen."

„Und...wieso...also..." Meine Stimme erstickte und ich starrte Mrs Lang bloss mit grossen Augen an. Meine Hände in meinem Schoss zitterten stärker. „Ich wurde gentechnisch-"

Wieder nickte sie. „Um den Wünschen unseres Kunden zu entsprechen."

Ich holte tief Luft. „Was war das alles gerade eben?"

UngeeignetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt