Als ich nach geraumer Zeit Training kaum mehr meine Arme heben konnte und nur noch das Bedürfnis verspürte, mich auf dem Boden zusammenzurollen und zu schlafen, hob Hiro seine Finge zu den Lippen und pfiff einmal grell.
Neben mir rappelte sich Olivia mühsam auf und strich sich den Schweiss von der Stirn. „Hoffentlich ist jetzt fertig. Ich bin so müde, ich könnte mein restliches Leben schlafen."
Zustimmend nickte ich leicht und liess erschöpft meine Arme sinken. Langsam schritt ich gefolgt von Olivia zu Hiro, der nun vor einigen Kampfmatten stand und erwartungsvoll seine Arme in die Seite gestemmt hatte. Auch die anderen Erstmonatigen fanden sich nach und nach ein und liessen sich vor unserem Tutor auf den Boden fallen.
„Bevor ihr Feierabend bekommt, will ich euch noch zeigen, wie sich ein Kampf mit einem echten Gegner anfühlt. Wenn ich mich richtig erinnere, werden beim nächsten Training drei mit den Simulationskämpfen beginnen können. So ist das eure letzte Chance, euch richtig darauf vorzubereiten." Hiro nickte, um seinen Worten das besondere Gewicht zu verleihen und liess dabei seinen Blick durch unsere Reihen schweifen. „Ich teile euch zu, dann könnt ihr die letzten zehn Minuten richtig kämpfen." Ohne auf die empörten Zwischenrufe zu reagieren, begann er zu sprechen. „Nyden trainiert mit Dylan, Miller mit Coleman, Giaccometti mit Brian und Hayes mit Inn."
Mein Blick schweifte zum dunkelhaarigen Jungen, dessen Gesicht einen erstaunten und gleichzeitig entsetzten Ausdruck angenommen hatte, und verdrehte genervt die Augen. Natürlich wurde ich ihm zugeteilt, es hatte nie eine andere Möglichkeit gegeben.
„Ich nehme keine Beschwerden an und es wird auch nicht getauscht", fügte Hiro mit gehobener Stimme hinzu und ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Ich schaue bei jedem für einige Minuten zu, also wird auch nicht geplaudert oder rumgesessen! Und bitte vermeidet, irgendjemanden ins Krankenhaus zu bringen. Das ist nur unnötig und verbraucht Zeit."
Zögerlich schritten die ersten Pärchen zu den einzelnen Trainingsmatten, nur Inn und ich blieben unschlüssig stehen und musterten uns kritisch.
„Los jetzt, ihr beiden!" Hiro klatschte in seine Hände. „Ich glaube, ich werde euch gerade als erstes zusehen."
Inn nickte widerstrebend und trat auf eine Matte. Als er in Kampfposition ging, huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht, was mich für einige Momente stocken liess.
Hilfesuchend sah ich mich zu Hiro um und wollte schon beginnen, zu protestieren, doch überlegte es mir im letzten Moment anders. Ich holte tief Luft und stellte mich ebenfalls auf die Matte. Auch wenn ich noch keine grosse Ahnung vom Kämpfen hatte, wollte ich es doch nicht riskieren, dass bei Hiro endgültig der Geduldsfaden riss. Ich hatte ihn schon genügend strapaziert.
„Wir haben nicht ewig Zeit, Kinder!" Der Tutor tippte sich ungeduldig aufs Handgelenk, um welches er, wie ich erst jetzt sah, ein schwarzes Armband geschnallt hatte.
Der Blick zu Hiro hatte mich abgelenkt, denn bevor ich wusste, wie mir geschah, prallte eine Faust auf meinen ohnehin verletzten Unterkiefer und ich taumelte einige Schritte zurück. Vor dem nächsten Schlag konnte ich mich gerade noch rechtzeitig ducken und ihm heftig an den Oberschenkel schlagen.
Inn zuckte zusammen und stöhnte unterdrückt auf. Dieses kleine Zögern verschaffte mir gerade genügend Zeit, um mich aufzurichten und ihm einen Schlag gegen seine Schläfe zu verpassen.
Wäre ich nicht so klein und schwach gewesen, wäre dieser Schlag sicherlich gut platziert gewesen, um ihn bewusstlos werden zu lassen. Doch mein Gegner war zäher, als ich gehofft hatte. Ohne eine grosse Reaktion holte er zum Schlag aus und traf zuerst gegen mein Ohr. Ehe ich einen Rückschlag planen konnte, prallte seine andere, ausgestreckte Hand auf meiner Kehle auf.
Meine Knie gaben unter meinem Körpergewicht nach und schwarze Punkte erschienen in meinem Blickfeld. Wie automatisch glitt meine rechte Hand zu meiner Kehle, um sie prüfend zu betasten. Ich würgte leise und versuchte, mühsam Luft durch meine schmerzende Atemröhre in meine Lungen zu pumpen.
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Ungeeignet
Science Fiction"Du hast den Test nicht bestanden. Du bist ungeeignet für die Gesellschaft. Du bist nicht geeignet, als WmH zu arbeiten. Ungeeignete sind eine Gefahr." Die Stimme schepperte laut, als ein trockenes Lachen aus ihrer Kehle aufstieg. "Nein", schrie ich...